Nachhaltigkeit und Private Equity
ESG-Integration vs. Impact-Fonds und der Aufstieg von SFDR-Fonds
Während Nachhaltigkeit in den Finanzmärkten zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind institutionelle Investoren mehr denn je gefordert, ihre Anlagestrategien zu überdenken. Mit der «Sustainable Finance Disclosure Regulation» (kurz SFDR), welche die Fondsklassifizierungen in Europa verändert, müssen sich Investoren nun in einer neuen Landschaft von ESG-integrierenden und impact-orientierten Fonds zurechtfinden. Für institutionelle Investoren wie Pensionskassen, stellt dies eine Herausforderung dar, wenn es um die Allokation des Kapitals geht, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der ESG-Freundlichkeit, des Anlageuniversums und der Performancechancen. Dieser Artikel befasst sich mit den wichtigsten Unterschieden dieser Fondskategorien und den Performance-Trends und mit der Frage, wie das sich verändernde regulatorische Umfeld die Anlageentscheidungen beeinflussen könnte.
ESG vs. Impact-Investing – Hauptunterschiede
ESG vs. Impact-Investing – Hauptunterschiede
Für institutionelle Investoren ist es entscheidend, zwischen ESG-Integration und Impact-Investing zu unterscheiden. Gemäss der Methodologie von Preqin lassen sich die beiden Fondstypen wie folgt aufgliedern:
- ESG-Integration beinhaltet die Einbeziehung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Faktoren in den Investitionsprozess, mit Fokus auf die langfristige Renditeentwicklung. ESG-Fonds können schädliche Sektoren ausschliessen, aber ihr übergeordnetes Ziel bleibt die Gewinnmaximierung.
- Impact-Investing richtet sich explizit auf das Erreichen messbarer sozialer oder ökologischer Ergebnisse aus. Diese Fonds zielen oft auf Sektoren wie erneuerbare Energien, Bildung oder Gesundheitswesen ab, wobei das primäre Ziel der positive gesellschaftliche Beitrag ist und die finanziellen Aspekte sekundär sind.
IRR und TVPI – eine detaillierte Betrachtung
IRR und TVPI – eine detaillierte Betrachtung
Um die Auswirkungen der unterschiedlichen Fondstypen zu verstehen, ist es wichtig, ihre historische Performance zu verfolgen. In diesem Artikel wird die Definition von Preqin verwendet, um zu bestimmen, was ESG-Integrierende und Impact-Fonds ausmacht. Die von uns analysierten Daten weisen auf eine deutliche Diskrepanz bei der internen Rendite (IRR) und dem Total Value to Paid-in (TVPI) zwischen nicht-ESG-Fonds, ESG-integrierenden Fonds und Impact-Fonds hin. Die Ergebnisse sollten jedoch mit Vorsicht betrachtet werden, da die Stichprobenumfang der ESG-Integrations- und Impact-Fonds, die ihre Performance in die Datenbank eingegeben haben, klein ist und eine solche Datenbank möglicherweise einen Selbstauskunftsseffekt hat.
Abbildung 1: IRR-Leistung (%)*
Quartil-Ranking | Quartil-Ranking | Nicht-ESG-Fonds | Nicht-ESG-Fonds | ESG-Integrationsfonds | ESG-Integrationsfonds | Impact-Fonds | Impact-Fonds |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Quartil-Ranking | 1. Quartil | Nicht-ESG-Fonds | 21.60 | ESG-Integrationsfonds | 21.03 | Impact-Fonds | 18.40 |
Quartil-Ranking | Median | Nicht-ESG-Fonds | 13.60 | ESG-Integrationsfonds | 15.30 | Impact-Fonds | 9.30 |
Quartil-Ranking | 3. Quartil | Nicht-ESG-Fonds | 5.60 | ESG-Integrationsfonds | 7.30 | Impact-Fonds | -2.10 |
Abbildung 2: TVPI-Leistung*
Quartil-Ranking | Quartil-Ranking | Nicht-ESG-Fonds | Nicht-ESG-Fonds | ESG-Integrationsfonds | ESG-Integrationsfonds | Impact-Fonds | Impact-Fonds |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Quartil-Ranking | 1. Quartil | Nicht-ESG-Fonds | 2.09x | ESG-Integrationsfonds | 1.66x | Impact-Fonds | 1.43x |
Quartil-Ranking | Median | Nicht-ESG-Fonds | 1.59x | ESG-Integrationsfonds | 1.40x | Impact-Fonds | 1.09x |
Quartil-Ranking | 3. Quartil | Nicht-ESG-Fonds | 1.15x | ESG-Integrationsfonds | 1.18x | Impact-Fonds | 0.90x |
Wichtigste Beobachtungen
Wichtigste Beobachtungen
- ESG-integrierende Fonds erzielen ähnliche Leistungen wie nicht-ESG-Fonds, wobei IRR- und TVPI-Werte wettbewerbsfähig bleiben.
- Impact-Fonds zeigen eine deutliche Unterperformance, insbesondere im dritten Quartil, wo der IRR signifikant niedriger ist (-2,1 %). Für institutionelle Anleger deutet dies darauf hin, dass Impact-Investing zwar mit den breiteren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmt, aber tendenziell geringere finanzielle Erträge zu erwarten sind.
- Der mediane IRR für ESG-integrierende Fonds übertrifft den der nicht-ESG-Fonds, was darauf schliessen lässt, dass die Einbeziehung von ESG-Faktoren die Leistung nicht unbedingt beeinträchtigen muss und diese in einigen Fällen sogar verbessert werden könnte.
- Für Pensionskassen und andere institutionelle Anleger bietet der Leistungsunterschied zwischen ESG-integrierenden und Impact-Fonds einen überzeugenden Grund, ESG-integrierende Fonds aus Renditegesichtspunkten zu priorisieren.
SFDR und ihre Revisionen für 2025 – Unsicherheit am Horizont
SFDR und ihre Revisionen für 2025 – Unsicherheit am Horizont
Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), welche Fonds in die Kategorien Artikel 6, Artikel 8 und Artikel 9 unterteilt, verändert die Art und Weise, wie europäische Investoren Nachhaltigkeit bewerten. Artikel-8-Fonds können eine Förderungseigenschaft haben oder anstreben, einen Teil des Portfolios in nachhaltige Investitionen zu investieren, während sich Artikel-9-Fonds hauptsächlich auf nachhaltige Investitionen und die Erzielung eines Umwelt- oder Gesellschaftseffekts konzentrieren. Es ist wichtig zu beachten, dass das SFDR-Rahmenwerk überarbeitet wird und bis 2025 bedeutende Änderungen erwartet werden, was erhebliche Unsicherheiten mit sich bringt:
- Es ist unklar, ob die Einhaltung der Anforderungen von Artikel 8 oder Artikel 9 schwieriger wird, was die Anzahl der qualifizierenden Fonds reduzieren könnte.
- Welche Auswirkungen wird die Regulierung haben? Nicht-europäische Fonds, insbesondere in den USA oder Asien, sind nicht an die SFDR-Vorschriften gebunden und können sich als Impact-Fonds vermarkten, ohne den strengen Anforderungen zu unterliegen, die europäischen Fonds auferlegt werden.
Für institutionelle Anleger, insbesondere solche mit globalen Portfolios, führt dies zu einer zusätzliche Komplexitätsebene. Während viele nicht-europäische Private-Equity-Fonds sich als Impact-Fonds titulieren möchten, halten sie sich möglicherweise nicht an die gleichen strengen SFDR-Standards, was es schwieriger macht, sie direkt mit europäischen Fonds zu vergleichen.
Impact-Fonds – auf dem Vormarsch, aber noch in einem frühen Stadium
Impact-Fonds – auf dem Vormarsch, aber noch in einem frühen Stadium
Basierend auf unseren Erkenntnissen und Erfahrungen stellen wir fest, dass jedes Jahr eine zunehmende Anzahl von Impact-Private-Equity-Fonds aufgelegt wird. Unseres Erachtens ist es jedoch noch zu früh, um zu beurteilen, ob diese Fonds eine gute Investition darstellen.
Wie in Abbildung 3 gezeigt, ist die Anzahl der Fonds, die sich weltweit als Impact bezeichnen1, von 36 im Jahr 2018 auf 129 Fonds im Jahr 2023 gestiegen. Bis September 2024 haben sich bereits 72 Private-Equity-Fonds des Jahrgangs 2024 als Impact-Fonds bezeichnet, und wir erwarten, dass dieser Aufwärtstrend anhält. Dabei reicht die durchschnittliche2 Grösse dieser Impact-Fonds von 73-317 Millionen USD, wobei viele Impact-Fonds die 150 Millionen USD-Hürde an Kundenzusagen nicht überschreiten.
Abbildung 3: Durchschnittliche Fondsgrösse von Impact-Fonds vs. Anzahl der pro Jahr gestarteten Impact-Fonds
Die Sektoren, in denen sich die Unternehmen in den Portfolios dieser Impact-Fonds befinden, sind ebenfalls zu berücksichtigen. Viele Sektoren wie Agritech und Climate-Tech sind noch unerprobt, und es bleibt abzuwarten, ob Unternehmen in diesen Sektoren von diesen Impact-Fonds in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden können und immer noch Exit-Multiples erzielen, die mit anderen von Private Equity bevorzugten Sektoren vergleichbar sind.
Der Agritech-Sektor ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn wir uns alle Fonds ansehen, die (i) sich selbst als Impact-Fonds bezeichnen und (ii) eine Ebene tiefer gehen, um die Fonds einzubeziehen, die Agritech-Firmen in ihrem Portfolio haben, dann sehen wir, dass die überwiegende Mehrheit dieser Fonds erst in den letzten drei bis vier Jahren aufgelegt wurde. Laut Preqin wurden seit 2018 insgesamt nur 43 Impact-Fonds aufgelegt, die Agritech in ihrem Portfolio haben, wobei 90,8 % dieser Fonds in den Jahren 2020-2024 aufgelegt wurden (siehe Abbildung 4). Unserer Ansicht nach deutet dies darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit dieser Impact-Fonds sehr jung ist und sich ihre Portfoliounternehmen noch innerhalb der J-Kurve befinden.
Abbildung 4: Anzahl der Impact-Fonds, die bekanntlich in Agritech investieren – nach Jahrgang
Abbildung 5: Prozentsatz der Impact-Fonds, die Agritech-Unternehmen in ihrem Portfolio haben – nach Jahrgang
Wir sind der Ansicht, dass es derzeit noch zu früh ist zu beurteilen, ob diese Impact-Fonds sich als „gute“ Investitionen erweisen werden. Viele Impact-Fonds sind typischerweise kleine, nicht skalierte Risikokapitalfonds, die in Unternehmen investieren, die in weitgehend unerprobten Sektoren wie Agritech und Climate-Tech agieren, und realistisch betrachtet werden wir weitere 5-10 Jahre benötigen, um dies angemessen beurteilen zu können.
Der wachsende Trend bei der Auflegung von SFDR-Fonds
Der wachsende Trend bei der Auflegung von SFDR-Fonds
Mit dem wachsenden Momentum des nachhaltigen Investierens hat sich die Anzahl der jährlich aufgelegten Private-Equity-Fonds nach Artikel 8 und Artikel 9 erhöht. Die folgenden Tabellen zeigen die Anzahl der Fondsauflagen pro Jahrgang basierend auf der Fondsstrategie.
Abbildung 6: Anzahl der SFDR-Artikel-8-Fonds, die pro Jahrgang gestartet wurden
Abbildung 7: Anzahl der SFDR-Artikel-9-Fonds, die pro Jahrgang gestartet wurden
Zusammenfassung:
Zusammenfassung:
- Die Daten zeigen, dass Artikel-8-Fonds einen signifikanten Anstieg in allen Strategien, insbesondere in den Kategorien Buyout und Venture Capital, verzeichnen. Dies stimmt mit den Daten dieser Fonds überein, die einen attraktiven Leistungsausweis aufzeigen. Erwähnenswert ist, dass es nur eine geringe Anzahl von Private-Equity-Dachfonds gibt, die laut Preqin als Artikel 8 konform angegeben werden. Solche Dachfonds könnten eine Gelegenheit für institutionelle Investoren darstellen, die die Vorteile eines gut diversifizierten Multi-Manager-Portfolios nutzen möchten, während sie gleichzeitig in einem ESG-Artikel-8-Portfolio investiert sind.
- Aus den Daten geht hervor, dass die Mittel nach Artikel 9 zwar zunehmen, aber immer noch beschränkt sind. Das Investmentuniversum von Artikel 9 wird von Wachstums- und Venture-Fonds dominiert, wobei laut Preqin sich nur sehr wenige Buyout- oder Dachfonds als Artikel 9 konform bezeichnen. Für institutionelle Investoren, die ein Engagement in Impact-Private-Equity-Fonds anstreben, werden sie sich im aktuellen Umfeld auf Venture- und Wachstumsfondsbeschränken müssen, die typischerweise im Bereich von unter USD 300 Millionen liegen.
Gemeinsamkeiten zwischen ESG-Integration und Scharia-Investitionen
Gemeinsamkeiten zwischen ESG-Integration und Scharia-Investitionen
Ein weniger erforschtes Gebiet ist die Übereinstimmung zwischen ESG-Integration und Scharia-konformen Investitionen. Beide Strategien teilen gemeinsame Ausschlusskriterien:
- Kein Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Erwachsenenunterhaltung: Scharia-konforme Investitionen vermeiden, wie ESG-integrierte Fonds, diese Sektoren.
- Keine Hebelwirkung: Scharia-Investitionen verbieten den Einsatz von Hebelwirkung; eine Anforderung, die für ESG-Integrationsfonds nicht besteht. Diese Eigenschaft verleiht Scharia-Investitionen eine einzigartige Stabilität, die mit bestimmten langfristigen, risikoaversen institutionellen Mandaten in Einklang steht.
Für institutionelle Investoren, insbesondere solche mit globaler oder multireligiöser Kundschaft, könnten Scharia-konforme Fonds neben ESG-Fonds eine weitere ethische Anlagemöglichkeit bieten, die das Portfolio diversifiziert und gleichzeitig strenge ethische Kriterien der Scharia einhält.
Abschliessende Gedanken: ein ausgewogener Ansatz für institutionelle Investoren
Abschliessende Gedanken: ein ausgewogener Ansatz für institutionelle Investoren
Für institutionelle Investoren, insbesondere Pensionskassen, stellt die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen und Impact-Investitionen sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung dar. ESG-integrierende Fonds bieten einen ausgewogenen Ansatz, der ESG-Faktoren berücksichtigt und gleichzeitig wettbewerbsfähige Renditen in Aussicht stellt. Die strengeren Impact-Fonds, die versuchen, ein höheres Mass an Umwelt- oder Gesellschaftswirkung zu erzielen, erreichen möglicherweise die Renditeziele einer Pensionskasse nicht immer. Angesichts des relativ kleinen Investmentuniversums von Impact-Fonds, scheint eine Verlagerung eines grossen Teils des Portfolios auf Impact-orientierte Investitionen nicht zweckmässig zu sein. Dies liegt hauptsächlich an der typischen Lebensdauer (ca. 10-15 Jahre) von Private-Equity-Fonds. Ausserdem sollten solche statistischen Vergleiche mit Vorsicht betrachtet werden, aufgrund der relativ kleinen Stichprobe von Impact- und ESG-Integrationsfonds in solchen Datenbanken und des potenziellen Selbstberichterstattungs-Bias.
Aus Sicht der Verfasser dieses Artikels sind institutionelle Investoren, die finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen haben und der steigenden Nachfrage nach nachhaltigem Investieren gleichzeitig nachkommen möchten, am besten bedient, wenn sie einen ausgewogenen Ansatz zur Portfoliokonstruktion verfolgen indem sie:
- Den Fokus auf ESG-integrierende und Artikel-8-Fonds legen, die ESG-Aspekte berücksichtigen und eine langfristige Renditeentwicklung anstreben.
- Schrittweise einen kleineren Teil des Portfolios in Impact- oder Artikel-9-Fonds investieren, um von deren aufgabenbezogenen Wirkung zu profitieren und gleichzeitig die Erwartungen hinsichtlich potenziell geringerer finanzieller Erträge miteinbeziehen.
Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten und Meinungen sind die der Autoren und spiegeln nicht die Ansichten der UBS oder des UBS-Rahmens zur Nachhaltigkeit wider.
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