Traditionelle Finanzierungsinstrumente wie Kredite oder Darlehen sind für Start-ups in der Anfangsphase schwer zugänglich. Gleichzeitig verfügen nur wenige Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen über genügend Erspartes, um die ersten Jahre selber zu finanzieren. Business Angels investieren in der Frühphase und unterstützen daneben auch mit wertvollem Fachwissen und Kontakten. Das Ziel ist eine Win-win-Situation: Das Start-up erhält Auftrieb für die wichtige Gründungsphase, und der Business Angel profitiert von einer potenziellen positiven Rendite bei einem späteren Exit. Auch Frauen investieren immer häufiger in Start-ups. Weibliche Business Angels sind bei Firmengründerinnen besonders gefragt.

Was genau ist ein Business Angel?

Als Business Angel (auch Angel Investor genannt) wird eine erfahrene Unternehmerin oder ein Unternehmer bezeichnet, die oder der neben Kapital einem Start-up auch seine Erfahrung und sein Know-how zur Verfügung stellt. Sie oder er fungiert also gleichzeitig als eine Art Mäzen und Mentorin und berät die Unternehmen auf ihrem Weg. Zudem stellt ein Business Angel den jungen Unternehmen und Firmengründerinnen und -gründern bereits in einer sehr frühen Phase ein eigenes Netzwerk mit Kontakten zur Verfügung. Die Tätigkeit des Business Angels umfasst typischerweise:

  • Finanzielle Unterstützung
  • Mitarbeit beim Finanzierungsplan
  • Unterstützung bei der Konzeption und beim Entwurf von Business-Plänen
  • Unterstützung mit dem erforderlichen Know-how
  • Kontaktvermittlung

Überwiegend Männer gründen Start-ups

Laut economiesuisse werden in der Schweiz jährlich etwa 300 Start-ups gegründet, in den meisten Fällen von Männern. Der Anteil an Unternehmensgründungen durch Frauen lag 2022 bei etwa 20 Prozent, wie Startup Campus, eine Kommission von Bund und Innosuisse, ermittelt hat. Das entspricht ungefähr dem europäischen Mittel. Noch tiefer ist der Prozentsatz bei den Investoren und Investorinnen. Nur jeder achte Business Angel in Europa ist eine Frau. Das zeigt eine Studie von ECONSTOR aus dem Jahr 2020. Sie belegt auch, dass Investorinnen wichtig sind, um Gründerinnen zu mehr Kapital zu verhelfen und damit ihre Anzahl zu erhöhen. Oder andersrum gesagt: Es braucht mehr Investorinnen, damit Frauen mehr Unternehmen gründen.

Traditionelles Rollenbild immer noch präsent

Frauen mit Gründungsabsichten scheinen schwieriger Zugang zu Investorengeldern zu bekommen als Männer in der gleichen Situation. Gründe gibt es verschiedene: Ein erfahrener Manager aus dem Tech-, MINT- oder IT-Umfeld, der als Business Angel fungiert, unterstützt mit Vorliebe ein neues Unternehmen in der gleichen Branche – und das sind oft immer noch typische Männerdomänen. Für Frauen kommt erschwerend hinzu, dass es vielen Männern leichter fällt, sich selbst und ihre Idee zu verkaufen. Sie verwenden zum Beispiel viel mehr positiv besetzte Adjektive und Attribute. Frauen sind oftmals selbstkritischer und hinterfragen ihre Geschäftsidee, selbst wenn sie gleich gut ist wie die der männlichen Konkurrenz. Zu diesem Schluss gelangte unter anderem eine Studie aus den USA, die im Juni 2019 in der «Harvard Business Review» publiziert wurde. Nicht zuletzt spielt auch die gesellschaftliche Komponente eine Rolle: Das traditionelle Rollenbild ist in der Schweiz immer noch präsent, wie eine Studie zu «Women Entrepreneurship» der Berner Fachhochschule eruierte.

Frauen investieren in nachhaltige Unternehmensideen

Erfreulich aber ist: Die Frauen holen auf. Gemäss der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des BFS belief sich der Frauenanteil im Kreis der Unternehmerinnen und Unternehmer im vierten Quartal 2020 auf 36,7 Prozent, während er 1991 nur 28,2 Prozent betragen hatte. In diesem Wandel nehmen Frauen als Business Angel, die weiblich geführte Start-ups unterstützen, eine tragende Rolle ein. Frauen legen bei der Firmengründung mehr Wert auf ein nachhaltiges Konzept mit einem gesellschaftlichen Impact, wie eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz aus dem Jahr 2021 belegt. Gibt es mehr Investorinnen, steigt möglicherweise auch das Potenzial sogenannter Impact Investings – und somit auch die Zahl der Firmengründerinnen. Eine Wechselwirkung mit einem positiven Einfluss.

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Wie in der Schweiz Firmengründerinnen und Investorinnen zusammenfinden

Die Voraussetzung, dass mehr Unternehmerinnen von Business Angels unterstützt werden, ist auch, dass sich Gründerinnen und Investorinnen finden. Grundsätzlich hat die Schweiz eine lebendige Start-up-Szene, die sich aktiv vernetzt – teils unterstützt durch öffentliche Gelder wie bei Innosuisse, teils auch durch private Initiativen. Diese Netzwerke sind aber nicht speziell auf Frauen ausgerichtet. Es gibt verschiedene Bemühungen, Investorinnen und Gründerinnen zusammenzubringen. Zum Beispiel der SEF.Women.Award; der Wirtschaftspreis für Frauen, der vom Swiss Economic Forum verliehen wird. oder das Female Innovation Forum (FIF), das vom Institut für Innovation und Entrepreneurship (IIE) an der ZHAW lanciert wurde und im Juli 2022 zum vierten Mal stattfand. Die Frauen hinter einer Geschäftsidee persönlich kennenzulernen, wird von Investorinnen geschätzt. Und für die Gründerinnen ist der Austausch mit den potenziellen Geldgeberinnen – neben den finanziellen Beiträgen – sehr wertvoll. Es besteht also der berechtigte Wunsch, dass Frauen als Business Angels die Start-up-Szene vermehrt mit ihrem Erfahrungsschatz prägen.

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