An der letzten UBS European Conference trafen sich die Chefökonomen und Analysten in London, wo sie einen Mikrokosmos der Q-Series® präsentierten und eine Podiumsdiskussion zu «Sustainable Innovation™» veranstalteten. Dabei wurde auf die derzeitigen Herausforderungen in Verbindung mit dem Thema eingegangen.

Angesichts der demografischen Veränderungen, der komplexen Politik, der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und der zunehmenden Rohstoffknappheit wurde betont, dass die Innovation für eine ganze Reihe von Sektoren nun wichtiger denn je ist.  Die Diskussionen untermauerten die Meinungen des Begründers des Fünf-Kräfte-Modells, Professor Michael Porter von der Harvard Business School, wonach dank der Schaffung von gemeinsamen Mehrwert die nächste globale Wachstumswelle ausgelöst werden könnte.

Was hat zu diesem Gesinnungswandel geführt?
Paul Donovan, UBS Managing Director, Global Economics, beschrieb die Zwillingskreditkrisen und stellte die Frage, ob der Schock infolge der finanziellen Kreditkrise ausreichen würde, um das Verhalten so zu verändern, dass die aufkeimende Umweltkreditkrise gemildert werden könnte. «Kredit ist in einfachen Worten die Möglichkeit, auf Kosten des Lebensstandards von morgen zu borgen, um den Lebensstandard von heute zu finanzieren. Bei Finanzkrediten wird das künftige Einkommen (potenzieller Konsum) verwendet, um heute einen erhöhten Konsum zu finanzieren.» Bei Umweltkrediten verhält es sich ähnlich. «Die heutige Dienstleistungsnachfrage der Menschen an das Ökosystem übersteigt das jährliche erneuerbare Angebot.» Daher muss auf dieses Problem unbedingt eingegangen werden.

Julie Hudson, Head of Sustainability Equity Research bei UBS (und, gemeinsam mit Paul Donovan, Mitverfasserin von «From Red to Green?», dem Buch, in dem die Zwillingskreditkrisen behandelt werden), knüpfte an, indem sie drei mögliche Paradigmenwechsel zitierte, die im Oktober an der Q-Series® -Konferenz in New York erläutert wurden. Professor Michael Porter meinte, dass die alte Herangehensweise an die Unternehmensstrategie dem neuen Ansatz, nämlich CSV (Creating Shared Value), weichen muss. Rebecca Henderson (ebenfalls Professorin an der Harvard Business School) bezeichnete die traditionellen Wirtschaftsmodelle (bei denen von unerschöpflichen Umweltressourcen und unendlichen Deponien ausgegangen wird) als tot, während das Portfoliomanagerpodium die traditionellen eng fokussierten Finanzanalyseansätze für nicht länger relevant hielt.

In welchen Sektoren gibt es nachhaltige Innovation?
Gbola Amusa, Head of European Pharmaceuticals Research und Global Pharmaceuticals Co-Ordinator bei UBS, erklärte, dass die globale Pharmaziegemeinde damit begonnen hat, einen «Shared Value»-Ansatz zu verfolgen und damit zufrieden ist. Sie berücksichtigt die gesellschaftlichen Bedürfnisse bei der Geschäftsförderung. Ein Beispiel dafür ist GlaxoSmithKline, wo man zu einem gestuften Pricing, der lokalen Reinvestition von Gewinnen und Vereinbarungen zur Risikoteilung durch die Emerging Markets Group übergegangen ist. Gbola betonte, dass im kommenden Jahrzehnt 70% des Umsatzwachstums im Pharmasektor aus den Schwellenländern stammen werden. Probleme wie Armut, Umweltverschmutzung und Krankheiten sind nicht nur externe Faktoren, die man vernachlässigen kann, sondern vielmehr Aspekte, die für das Kerngeschäft von Bedeutung sind und sich wesentlich auf das Wachstum und die operative Effizienz auswirken, wenn Pharmaunternehmen auf diese eingehen.

Philippe Houchois, Head of European Autos bei UBS, bestätigte, dass sich die Automobilbranche in puncto Nachhaltigkeit «recht erfreulich» entwickelt – insbesondere da strenge gesetzliche Vorgaben in Bezug auf die soziale Unternehmensverantwortung (CSR) gelten, aber auch weil der Sektor innovative Ideen hervorbringt.  Die Verwendung von Kompositmaterialien zur Verringerung des Gewichts von Fahrzeugen, die Elektroautomobilkonzeptstudie von BMW ist ein Beispiel hierfür, trägt zum Wachstum und zur Wettbewerbsfähigkeit mittels Schaffung von gemeinsamen Mehrwert bei.

Andere Sektoren, welche diese Idee übernommen haben, gehen in dieselbe Richtung. Sie überdenken Produkte und Märkte, definieren die Produktivität in der Wertschöpfungskette neu und fördern die Entwicklung lokaler Cluster.

Was ist der nächste Schritt?
Moderatorin Erika Karp, Head of Global Sector Research bei UBS, lockerte die Sitzung mit einem Shakespeare-Zitat auf: «Wäre tun so leicht als wissen, was gut zu tun ist, so wären Kapellen Kirchen geworden und armer Leute Hütten Fürstenpaläste (Der Kaufmann von Venedig, 1. Aufzug, 2. Szene).»  Sie bezog sich auf Ideen, die in der Arbeit mit dem Titel «The Impact of a Corporate Culture of Sustainability on Corporate Behavior and Performance» von Professors Robert Eccles und George Serafeim, Harvard Business School, diskutiert werden. Dabei hob sie hervor, dass die Geschäftswelt die volle Verantwortung übernehmen und tatsächlich auf das Problem der Nachhaltigkeit eingehen muss.

Mit ihrer Empfehlung, dass wir eine höhere Transparenz der Leistungskennzahlen anstreben müssen, sogar in Branchen, die heute unter Umständen nicht inhärent nachhaltig sind, widersprach Erika Karp der aktuellen Werbekampagne von Mercedes mit dem Slogan «Das Beste oder nichts» und meinte, dass es nicht um Perfektion in der Natur der behandelten Sektoren, sondern darum geht, «dass wir jetzt unser möglichstes tun und kontinuierlich auf diesem Prozess für eine nachhaltige Zukunft aufbauen. Was zählt, ist der Übergang von der Vision und der Mission zur Umsetzung.»

Das Podium

Erika Karp, UBS Head of Global Sector Research
Paul Donovan, UBS Managing Director, Global Economics
Julie Hudson, UBS Head of Sustainability Equity Research

Gbola Amusa, UBS Head of European Pharmaceuticals Research und Global Pharmaceuticals Co-Ordinator
Jarrod Castle, UBS Co-Head of European Transport Research
Philippe Houchois, UBS Head of European Autos
Patrick Hummel, UBS Global Sector Strategist Renewable Energy
Eva Quiroga, UBS Research Analyst HPC and Luxury

Greater China Conference

An der Greater China Conference, welche am Dienstag, 10. Januar stattfindet, wird die Diskussion zu Sustainable Innovation™ fortgesetzt. Die Liste der Podiumsteilnehmer wird durch die folgenden Personen ergänzt:

Sir David King - Scientific imperative of Sustainable Innovation

Nick Smithie - GEM Markets and Corporate Governance
Philip Finch - Global Banks - Governance and the Regulatory Environment
Kim Wright - Global Real Estate - Advancements in Sustainable Real Estate & Building
Nik Modi - Global HPC - Innovation across Consumer Products
Jim Hillier - Global Tech - «Cloud Computing»
Fred Stahl - Global Industrials - Role of industrials in innovation & Smart Grid
Peter Hickson - Global Basic Materials