Zürich, 28. August 2018 – Der Kantonale Wettbewerbsindikator (KWI) 2018 des UBS Chief Investment Office GWM gibt Aufschluss über das langfristige Wachstumspotenzial der Schweizer Kantone. Zug, Zürich und Basel-Stadt sind die wettbewerbsfähigsten Kantone der Schweiz. Auch Aargau, Schwyz, Luzern und Waadt verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Wachstumspotenzial.

Solide Wachstumsaussichten lassen sich in einer dichten Gruppe von elf Kantonen feststellen mit dem Kanton Nidwalden an der Spitze und Obwalden als Schlusslicht. Die dazwischenliegenden Plätze belegen Kantone aus der Ostschweiz und dem Espace Mittelland sowie Basel-Landschaft und Genf. Die Gebirgskantone Graubünden und Wallis sowie der Kanton Jura fallen in die Gruppe mit geringer relativer Wettbewerbsfähigkeit.

Industrie mit verbesserter Wettbewerbspositionierung

Wettbewerbsfähigkeit ändert sich nicht über Nacht. Daher bleiben die Platzierungen gegenüber der letzten Ausgabe des KWI aus dem Jahr 2016 für vierzehn Kantone unverändert. Die relativen Wachstumsaussichten verbessern sich jedoch für Schwyz und Schaffhausen, die je drei Plätze gutmachen können. Bern und Tessin gewinnen jeweils zwei Ränge. Zwei oder mehr Plätze büssen die Kantone Obwalden, Nidwalden, Freiburg und Appenzell Innerrhoden ein.

Die positiven Aussichten in der Schweizer High-Tech-Industrie führten zu Verschiebungen in der relativen Stärke der Wirtschaftsstruktur - einem der Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere die überdurchschnittlich gut diversifizierten Industriekantone wie Schaffhausen, Thurgau oder Solothurn konnten davon profitieren.

Steuerreform 17 mischt die Karten neu

Die relativen Standortkosten für Firmen haben sich im Vergleich zu 2016 kaum verändert. Jedoch dürften die Anpassungen der kantonalen Gewinnsteuersätze im Rahmen der Steuerreform 17 Bewegung in die Sache bringen. Genf und Waadt würden gemäss aktuellem Stand steuerlich deutlich attraktiver werden, während Zürich und Aargau an relativer Wettbewerbsfähigkeit einbüssen würden. Allerdings dürften, mehr als bisher, Kostentreiber wie Büromieten, Energiepreise, Löhne und Steuern für natürliche Personen in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Verlierer wären dann die Zentralschweizer Kantone, die bisher mittels aggressiver Tiefsteuerpolitik die Firmenansiedlung forciert haben. Die Ostschweizer Kantone St. Gallen und Thurgau sowie Solothurn und das Tessin würden von den neu im Fokus stehenden Kostentreibern profitieren und damit auf der Gewinnerseite stehen.

Kantonaler Wettbewerbsindikator (KWI) 2018

Methodik

Der KWI basiert auf der vergleichenden Analyse von acht thematischen Säulen mit insgesamt 55 Variablen. Die Variablen werden gewichtet und aggregiert, sodass jeder Kanton für jede Säule eine Punktzahl zwischen 0 und 100 erzielt. Zur Ermittlung des KWI wird für jeden Kanton der Durchschnittswert aus der Punktzahl der acht Säulen errechnet und so normiert, dass der höchste kantonale Wert 100 beträgt.

Ein höherer KWI-Wert eines Kantons impliziert eine höhere Wettbewerbsfähigkeit relativ zu den anderen Kantonen.

Interpretation des KWI

Der Kantonale Wettbewerbsindikator (KWI) gibt Aufschluss über die langfristige relative Wettbewerbsfähigkeit eines Kantons. Er beschreibt das Potenzial eines Kantons zur nachhaltigen Steigerung seiner Wirtschaftsleistung. Kantone mit einer hohen relativen Wettbewerbsfähigkeit dürften langfristig stärker wachsen als die Schweizer Gesamtwirtschaft. Hingegen ist in Kantonen mit einer tiefen relativen Wettbewerbsfähigkeit mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen.

Jedoch haben Kantone mit tiefen KWI-Werten nicht zwangsläufig ein tiefes absolutes Wachstumspotenzial, sondern bloss im Vergleich zu den anderen Kantonen unterdurchschnittliche Wachstumschancen. Da die Schweiz bei verschiedenen renommierten Studien zu den wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit gehört, sind auch Kantone mit einem tiefen KWI-Wert im internationalen Vergleich durchaus kompetitiv.

Zudem kaschiert die auf kantonaler Ebene ermittelte Wettbewerbsfähigkeit die teils ausgeprägten regionalen Unterschiede innerhalb der Kantone. Die Karte auf Seite 3 zeigt eine Regionalisierung des KWI 2018 auf Stufe der vom Bundesamt für Statistik definierten 106 Wirtschaftsregionen.

Starke Regionen in den top-platzierten Kantonen

Auch im regionalen Vergleich erweist sich die Region Zug als diejenige mit dem höchsten Wachstumspotenzial. Alle Regionen der top-platzierten Kantone Zürich, Basel-Stadt und Aargau befinden sich unter den bestplatzierten 25 Regionen der Schweiz. Dank ihrer zentralen Lage sind sie besonders gut erreichbar und verfügen über ein grosses Einzugsgebiet.

Grosse innerkantonale Unterschiede

Im Gegensatz zu den relativ homogenen top-platzierten Kantonen lassen sich bei anderen Kantonen wie Bern oder Waadt grosse innerkantonale Differenzen feststellen. Ihre Regionen mit den besten Wachstumsaussichten, Bern und Lausanne, finden sich im oberen Drittel des regionalen Vergleichs wieder. Sie weisen eine starke Wirtschaftsstruktur auf und sind gut erreichbar. Gleichzeitig gehören ihre schwächsten Regionen auch zu den relativ schwächsten der Schweiz; unter anderem aufgrund ihrer eingeschränkten Erreichbarkeit und ihres kleinen Einzugsgebiets.

Regional höhere Wettbewerbsfähigkeit in Kantonen mit geringerem Wachstumspotenzial

In den Kantonen mit unterdurchschnittlichem Wachstumspotenzial erweisen sich die regionalen Zentren als deutlich wettbewerbsfähiger als die übrigen Regionen dieser Kantone. Beispiele hierfür sind die Regionen Chur im Kanton Graubünden, Lugano im Tessin oder Neuenburg im gleichnamigen Kanton. Diese Regionen zeichnen sich durch eine bessere Wirtschaftsstruktur aus.

Die acht Säulen der Wettbewerbsfähigkeit

Das Kernstück des KWI ist die achtdimensionale Analyse der Stärken und Schwächen eines Kantons. Die vielseitige Betrachtung ermöglicht eine detaillierte Analyse der relativen Stärken und Schwächen einer kantonalen Volkswirtschaft und dient als Grundlage für regionenspezifische strategische Entscheidungen. Sie kann Firmen und Investoren bei der Standortwahl dienen und Kantone dabei unterstützen, sich bestmöglich auf anstehende Herausforderungen vorzubereiten. Als Beispiele werden die Profile der beiden bevölkerungsstärksten Kantone Zürich und Bern gezeigt:  

Quelle: UBS

Die Profile aller Kantone sind im Bericht «Kantonaler Wettbewerbsindikator»

 

UBS Switzerland AG
 

Kontakt
Dr. Katharina Hofer, Ökonomin und Projektleiterin KWI, CIO Swiss & Global Real Estate
Tel. +41 44 234 48 03, katharina.hofer@ubs.com

Dr. Matthias Holzhey, Ökonom, CIO Swiss & Global Real Estate
Tel. +41 44 234 71 25, matthias.holzhey@ubs.com

Claudio Saputelli, Ökonom, Leiter CIO Swiss & Global Real Estate
Tel. +41 44 234 39 08, claudio.saputelli@ubs.com


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