Zürich, 28. Oktober 2021 – In einer Umfrage des Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management erwarten die 314 befragten Unternehmen für das Jahr 2022 eine durchschnittliche nominale Lohnerhöhung von 0,8 Prozent. Das Lohnwachstum dürfte damit nur geringfügig höher ausfallen als 2021. Für das laufende Jahr erwarten die befragten Unternehmen eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 0,6 Prozent.
Die um die Inflation bereinigten Reallöhne dürften aber nur leicht ansteigen. Nachholeffekte nach dem Abbau der Corona-Massnahmen und steigende Rohstoffpreise haben dazu geführt, dass die Inflation im Jahr 2021 wieder positiv ausfiel, nachdem die Konsumentenpreise 2020 noch gefallen sind. Für das Gesamtjahr 2021 rechnen die UBS-Ökonomen mit einer Teuerung von 0,5 Prozent und für 2022 von 0,4 Prozent. Damit dürfte das Lohnniveau 2021 real um lediglich 0,1 Prozent, 2022 um 0,4 Prozent ansteigen.
Hohe Kaufkraft trotz tiefen Reallöhnen
Hohe Kaufkraft trotz tiefen Reallöhnen
Die positive Teuerung führt dazu, dass die Löhne 2021 real praktisch stagnieren und 2022 nur geringfügig ansteigen. Die Konsumenten dürften aber trotzdem über eine deutlich höhere Kaufkraft verfügen. So ist die Sparquote während der Pandemie gemäss Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) von knapp 20 Prozent auf über 30 Prozent angestiegen. Teile dieser Ersparnisse dürften in den kommenden Quartalen wieder zurück in den privaten Konsum fliessen und die Konjunktur stützen. Der positive Ausblick widerspiegelt sich auch in den Erwartungen der befragten Unternehmen. Knapp 80 Prozent rechnen auch im kommenden Jahr mit einem Aufschwung der Schweizer Wirtschaft.
Lohnabschlüsse sprechen gegen Inflationsrisiken
Lohnabschlüsse sprechen gegen Inflationsrisiken
Der Wirtschaftsausblick ist auch mit Risiken behaftet. Das grösste Risiko stellt momentan die erschwerte Beschaffungssituation dar. Lieferengpässe und steigende Einkaufspreise, die die Inflation ansteigen liessen, schüren die Sorge, dass die wirtschaftliche Erholung einbrechen und die Inflation stark ansteigen könnte. Die für 2022 erwartete Lohnerhöhung von 0,8 Prozent entspricht dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz, führt aus: «Von der Lohnseite ist daher kein Inflationsdruck für das kommende Jahr zu erwarten. Dies macht es unwahrscheinlich, dass die höheren Einkaufspreise zu einer Preis-Lohn-Spirale führen, was die Voraussetzung für einen nachhaltigen Anstieg der Inflation wäre. Das stützt unsere Meinung, dass die Inflation nur vorübergehend ist».
Steigende Löhne in allen Branchen
Steigende Löhne in allen Branchen
Alle 22 befragten Branchen rechnen mit einem Lohnanstieg im kommenden Jahr. Für zwei Drittel der Branchen dürfte ein Anstieg von 1 Prozent resultieren. Dazu gehören Branchen, die nur geringfügig von der Pandemie betroffen waren wie die Chemie- und Pharmaindustrie, IT und Telekom oder Finanzdienstleister.
Löhne steigen 2021 in der Industrie stärker als angenommen
Löhne steigen 2021 in der Industrie stärker als angenommen
Aber auch Firmen in konjunktursensitiven Teilen der Industrie wie beispielsweise die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sowie die Uhren- und Schmuckbranche rechnen mit einem Anstieg von 1 Prozent. Diese Branchen haben sich stark erholt und sind dafür verantwortlich, dass die durchschnittliche Lohnerhöhung 2021 höher ausgefallen ist als im letzten Jahr erwartet (0,6 Prozent vs. 0,3 Prozent). «Knapp jedes zweite Industrieunternehmen hat in der diesjährigen Umfrage seine Lohnanpassungen für 2021 nach oben revidiert», sagt UBS-Ökonom Florian Germanier. Aber auch für die restlichen Unternehmen lag der Anteil der verbesserten Lohnveränderungen bei gut 40 Prozent. «Die Krise ist für Industrieunternehmen weniger gravierend ausgefallen als noch vor einem Jahr befürchtet», so der UBS-Ökonom.
Keine Revisionen gab es hingegen für den Tourismus, inklusive Kultur, Sport und Bildung, wo die Krise so gravierend ausfiel wie eingangs befürchtet. Für die stark gebeutelten Freizeit-Branchen resultiert für 2021 eine Nullrunde. Für 2022 erwarten diese Branchen im Schnitt wieder einen Lohnanstieg, mit 0,5 Prozent bleiben sie aber die Schlusslichter.
Nominallohnentwicklung gemäss UBS-Lohnumfrage 2022
| Effektive Lohnerhöhung 2021 | Erwartete Lohnerhöhung 2022 | |||
Informatik- & Telekomdienste | 1.0% | 1.0% | |||
Öffentlicher Sektor | 1.0% | 1.0% | |||
Energie, Ver- & Entsorgung | 0.8% | 1.0% | |||
Banken & Versicherungen | 0.8% | 1.0% | |||
Gesundheits- & Sozialwesen | 0.8% | 1.0% | |||
Metalle | 0.7% | 1.0% | |||
Chemie & Pharma | 0.6% | 1.0% | |||
Materialien & Baustoffe | 0.5% | 1.0% | |||
Maschinen | 0.5% | 1.0% | |||
Grosshandel | 0.5% | 1.0% | |||
Nahrungsmittelproduktion | 0.5% | 1.0% | |||
Textil | 0.3% | 1.0% | |||
Konsumgüter | 0.2% | 1.0% | |||
Elektro | 0.0% | 1.0% | |||
Uhren und Schmuck | 0.0% | 1.0% | |||
Dienstleistungen für Unternehmen (inkl. Immobilien) | 1.0% | 0.9% | |||
Logistik | 0.0% | 0.8% | |||
Medien | 0.5% | 0.6% | |||
Baugewerbe & Architektur | 0.5% | 0.5% | |||
Detailhandel | 0.5% | 0.5% | |||
Autogewerbe | 0.0% | 0.5% | |||
Tourismus inkl. Kultur, Sport & Bildung | 0.0% | 0.5% | |||
Schweiz | 0.6% | 0.8% |
Arbeitnehmerverbände aus 22 Branchen teilgenommen. Die in diesen Branchen vertretenen Unternehmen beschäftigen über 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in der Schweiz. In den Jahren 1989 bis 2020 wichen die durch die Umfrage geschätzten Lohnsteigerungen im Durchschnitt nur um 0,2 Prozentpunkte vom Durchschnitt der realisierten, vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Lohnentwicklung (Nominallohnindex und GAV) ab.
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Kontakte
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Daniel Kalt
UBS Chefökonom Schweiz
Tel. +41 44 234 25 60
daniel.kalt@ubs.com
Florian Germanier
Ökonom
UBS Chief Investment Office
Tel. +41 44 235 19 12
florian.germanier@ubs.com