Zürich, 14. Mai 2024 – Geopolitische Konflikte dominieren heute die Schlagzeilen. Schweizer Firmen waren in den letzten Jahren nicht nur mit diesen Unsicherheiten konfrontiert, sondern auch mit der Pandemie, Lieferkettenengpässen und dem Risiko einer Energiemangellage. Vor diesem Hintergrund rückt der Begriff der Resilienz für die Unternehmen in den Mittelpunkt: die Fähigkeit einer Firma, Verwerfungen zu meistern und sich an neue Bedingungen anzupassen.

40 Prozent der Firmen fürchten, einer Cyberattacke zum Opfer zu fallen

Die Schweizer Wirtschaft hat während der Pandemie ihre Resilienz unter Beweis gestellt. Der diesbezügliche Einbruch war deutlich geringer als in anderen Ländern. Dazu verhalf die pragmatische Wirtschaftspolitik, aber auch die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen. In einer Umfrage von UBS zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Intervista sagen 85 Prozent der teilnehmenden 2500 Firmen, dass Resilienz für sie einen hohen Stellenwert besitzt. Für zwei Drittel geniesst sie gar Priorität vor Unternehmenszielen wie Profitabilität oder Wachstum.

Allerdings stellt ein grosser Schock für die Hälfte der Firmen eine starke Belastung dar oder gefährdet gar das Fortbestehen der Unternehmung. Allen voran wird die Cyberkriminalität genannt. Rund 40 Prozent der Befragten schätzen die Wahrscheinlichkeit als hoch ein, dass sie in den nächsten drei Jahren einer Cyberattacke zum Opfer fallen. Auch in einer Pandemie, Energieknappheit oder Lieferkettenstörung sehen sie hohes Schadenspotenzial. Neue Technologien hingegen werden von den Firmen mehr als Chance wahrgenommen, als dass signifikante Schäden erwartet werden.

Unternehmenskultur entscheidend

Die Massnahmen zur Stärkung der Resilienz hängen von der unmittelbaren Gefährdung ab. Die Abwehrkräfte gegenüber Cyberrisiken stärken die Firmen mit Investitionen in die IT sowie die Schulung von Mitarbeitenden. Um sich vor einem Energiemangel zu schützen, stehen Energiesparmassnahmen im Vordergrund. Die Verlagerung an einen Standort mit mehr Energiesicherheit ist für jedes fünfte energieintensive Industrieunternehmen eine Option, in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM) für jedes zehnte. Gegen Lieferkettenstörungen ist die meistgenannte Massnahme eine Diversifikation bei den Zulieferern. Weitergehende Instrumente wie Insourcing und On- oder Nearshoring sind für ein Drittel der MEM-Industrie ein Thema.

UBS-Ökonom Alessandro Bee fügt an: «Nebst diesen spezifischen Massnahmen halten die befragten Firmen die Unternehmenskultur entscheidend für ihre Resilienz. Qualifizierte Mitarbeitende sowie eine starke Führung verbunden mit einer offenen Diskussionskultur stärken die Abwehrkräfte». Die Haltung der Firmen zur Rolle des Staates ist ambivalent. Eine deutliche Mehrheit meint, dass der Staat lediglich die Rahmenbedingungen setzen soll. Gleichzeitig möchten aber rund 40 Prozent der Firmen, dass sie der Staat bei einer allfälligen Neuorientierung unterstützt, und 35 Prozent verlassen sich auf staatliche Hilfe in einer Krise.

SNB-Alleingang dank tiefer Inflation

Trotz ihrer Resilienz dürfte sich die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr nicht den schwachen Vorgaben der Eurozone entziehen. Der kraftlose Aussenhandel lastet auf der Industrie und den Investitionen, während der Konsum von einem soliden Arbeitsmarkt getragen wird. Die UBS-Ökonominnen und -Ökonomen erwarten für 2024 ein Wachstum von 1,3 Prozent und 2025 eine Rückkehr zum Trendwachstum von 1,5 Prozent.

In der Schweiz sind die Zweitrundeneffekte nur wenig ausgeprägt. UBS rechnet daher mit einer Inflation von lediglich 1,2 Prozent für 2024 und 1,0 Prozent für 2025. Die tiefe Inflation hat der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erlaubt, die Leitzinsen bereits im März zu senken. In der Eurozone dürfte eine erste Zinssenkung im Juni und in den USA erst im September anstehen. UBS-Chefökonom Schweiz Daniel Kalt prognostiziert: «Die SNB nimmt im Juni und im September wohl noch zwei Zinssenkungen vor.»

Die tiefe Inflation hierzulande deutet eine lockerere Geldpolitik an. Die hartnäckige Inflation in anderen Industrieländern bringt jedoch das Risiko mit sich, dass andere Zentralbanken die Leitzinsen länger hochhalten. Das spricht kurzfristig für eine Abschwächung des Schweizer Frankens. Mittelfristig dürfte aber mit den ersten US-Zinssenkungen der Franken wieder fester tendieren. UBS prognostiziert für USDCHF in zwölf Monaten einen Kurs von 0.87, für EURCHF einen Kurs von 0.97.

 

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