Zürich, 12. Dezember 2024 – Seit 48 Jahren misst das Sorgenbarometer bereits den Puls der Schweizer Stimmbevölkerung. Die Studie, die ursprünglich von der Credit Suisse aufgelegt und seit 1995 von gfs.bern durchgeführt wurde, erfasst jährlich die Sorgenwahrnehmung sowie das Vertrauen in die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. «Das UBS Sorgenbarometer gibt ein gutes Bild dessen, was die Menschen in unserem Land beschäftigt und leistet damit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte», sagt Sabine Keller-Busse, President UBS Switzerland. «Wir freuen uns, diese über Jahrzehnte aufgebaute Publikation sowie unsere Partnerschaft mit gfs.bern weiterzuführen.»
In der diesjährigen repräsentativen Umfrage, die von Mitte August bis Mitte September unter 2 250 Stimmberechtigten durchgeführt wurde, wurde zunächst die Sorgenwahrnehmung anhand von verschiedenen Bereichen abgefragt. Die 20 grössten Sorgenbereiche sind demnach materialistischer geprägt als früher (s. Grafik). Die Sorge vor finanzieller Unsicherheit und erhöhten Lebenskosten spiegelt sich in rund einem Drittel der Top 10 wider. Dazu zählt auch die klare Nummer eins: Mit Abstand die grössten Sorgen machen sich die Schweizer Stimmberechtigten im Jahr 2024 rund um das Thema Gesundheitsfragen, Krankenkassen und Prämien (48%). Auf Platz zwei folgt die Sorge um die Umwelt (32%), die im Vergleich zu den Jahren 2021 bis 2023 jedoch abnimmt. Knapp dahinter, auf Platz drei, liegt die Sorge rund um das Thema AHV und Altersvorsorge (29%). Zu den Themenkomplexen, die dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr signifikant an Bedeutung gewonnen haben, gehören neben den Themen Gesundheit, Migration und Wohnkosten auch das Thema Sicherheit und Kriminalität (15%, von 20. Rang im Vorjahr nun auf Platz zehn).
Sorgenkind Gesundheitswesen
Fast die Hälfte der Stimmberechtigten zählen die Themen rund um das Gesundheitswesen im Jahr 2024 zu den fünf grössten Problemen der Schweiz. So hohe Zustimmungswerte wurden zuletzt Mitte der 2000er-Jahre erreicht. Medial waren die Gesundheitskosten dieses Jahr durch die beiden Volksinitiativen zur Prämienentlastung und zur Kostenbremse sowie die Abstimmung zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) präsent. Die Prämien steigen seit 2023 zudem wieder stark an, was ebenfalls zur Priorisierung des Themas beigetragen haben könnte.
Wirtschaftliche Sorgen im Wandel
Unter den Wirtschaftssorgen, welche den Alltag direkt tangieren, hat vor allem das Thema Wohnkosten (25%) an Relevanz gewonnen. Seit 2022 steigt der Anteil derer, die sich über die steigenden Mietpreise sorgen. Auf der anderen Seite verringert sich die Sorge um Arbeitslosigkeit. Während die Angst um die eigene Stelle bis Mitte der 2010er-Jahre noch einen grossen Teil der Stimmbevölkerung bewegte und seit den 1980er-Jahren regelmässig den ersten Platz belegte, ist sie inzwischen zu einem Randphänomen geworden (5%). Die einstige Top-Sorge ist damit nicht einmal mehr in den Top 20 vertreten. Ebenfalls nicht unter den Top-Sorgen ist die Stabilität des Finanzsystems. Nur gerade 3% der Schweizerinnen und Schweizern zählen dieses Thema zu ihren Hauptsorgen und somit rangiert es auf Platz 39 von 41.
Top-20-Sorgen ‒ 2024 vs. 2023
Hier sehen Sie eine Liste von Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden ist. Lesen Sie die Liste bitte durch und wählen Sie dann von allen jene fünf aus, die Sie persönlich als die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen.
in % Stimmberechtigte, Anteil Nennungen
Migration und Zuwanderung bereiten mehr Sorgen
Ein weiteres Themenfeld, das die Problemwahrnehmung wieder vermehrt prägt, sind die Herausforderungen im Asylwesen (28%) sowie die Zuwanderung im Allgemeinen (26%). Der Vorjahresvergleich unterstreicht die zunehmende Bedeutung des Flüchtlingsthemas (+fünf Plätze von Rang neun auf vier). Über das Thema der Personenfreizügigkeit ist auch die Frage zur (neuen) Ausgestaltung der Beziehungen zwischen der Schweiz und Europa indirekt mit der Migrationsfrage verbunden. Die Sorge rund um Europa (18%) muss aber auch im Kontext geopolitischer Veränderungen betrachtet werden. Zu diesem Block zählen neben der Ausgestaltung der Beziehungen zur EU auch die Sorgen um den Verlust der Neutralität der Schweiz (13%) und um das Aufkommen einer neuen Weltordnung, in welcher der Westen zunehmend unter Druck gerät (10%).
Demografische Unterschiede: Gräben zwischen den Generationen
Neben den allgemeinen Trends erfasst das Sorgenbarometer auch eine Reihe demografischer Unterschiede. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sorgt sich die Generation Z etwa deutlich mehr um die Themen Umweltschutz und Klima. Auch die Themen Altersvorsorge, Wohnkosten und Teuerung beschäftigen junge Menschen deutlich mehr, während Migrationsfragen, die Beziehungen zu Europa oder die persönliche Sicherheit ihnen im Vergleich zu älteren Generationen weniger Sorgen bereiten. Gleichwohl sind geschlechtsspezifische Unterschiede festzumachen: Frauen nennen Gesundheitsfragen häufiger, während Männer Energiefragen, Migrations- und Sicherheitsthemen mehr beschäftigen.
Vertrauen in nationale höher als in internationale Akteure
Die Sorgenwahrnehmung der Menschen steht oft in Zusammenhang mit ihrem Vertrauen in Akteure des öffentlichen Lebens, das in einem weiteren Teil der Studie ebenfalls abgefragt wurde. Das grundsätzliche Vertrauensniveau in verschiedene politische Akteure hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. Allerdings gibt 2024 fast die Hälfte der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an, die Regierung und Verwaltung der Schweiz in entscheidenden Dingen versagen zu sehen. Insgesamt vertrauen sie den nationalen Akteuren dennoch eher als den internationalen. Das gilt insbesondere für wichtige Institutionen der Schweizer Staatsgewalt. An erster Stelle steht das Vertrauen in die Polizei und das Bundesgericht. Danach kommt der Bundesrat, während das Vertrauen in die staatliche Verwaltung und die Armee etwas tiefer ist, gefolgt von der Legislative (Nationalrat, Ständerat).
Hohe Lebenszufriedenheit heute, mehr Pessimismus für die Zukunft
Im weiteren Verlauf wurden die Stimmberechtigten zu ihrer persönlichen Zufriedenheit, wirtschaftlichen Situation sowie Einstellung befragt. Fast die Hälfte vergibt auf einer Skala von 0 bis 10 für ihre Lebenszufriedenheit einen Wert von mindestens 8 (47%). Auch die eigene wirtschaftliche Lage wird ähnlich positiv beurteilt wie in den Vorjahren: Knapp zwei Drittel der Menschen geben an, dass es ihnen selbst aktuell wirtschaftlich gut (51%) oder sogar sehr gut (15%) geht. Gut ein Viertel beurteilt ihre eigene wirtschaftliche Situation als recht (27%) und nur wenige als schlecht (6%) oder sehr schlecht (1%). Trotz der aktuellen Krisen, der grossen Unsicherheiten und Umbrüche hat sich in den letzten fünf Jahren bei der Einschätzung der persönlichen Situation wenig geändert. Im Vergleich zu den letzten 30 Jahren geht es den Menschen gefühlt sogar eher besser als früher. Der Anteil, der nicht nur die heutige Situation als gut beurteilt, sondern auch mit Optimismus in die Zukunft blickt, hat jedoch in den letzten Jahren deutlich abgenommen.
Geringer Beitrag der Politik zur Innovation in der Schweiz
Auch in diesem Jahr wurden neben den historisch vergleichbaren Standard-Fragen auch ein paar aktuelle Zusatzthemen beleuchtet. So wurde unter anderem die Einstellung zum Thema Innovation erhoben. Sie ist für die Schweizer Stimmberechtigten ein sehr wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes (52%). Für viele ist Innovation allgemein eher wichtig (43%). Die Schweiz wird im Vergleich auch deutlich innovationsstärker wahrgenommen als andere Länder wie China, die USA oder Deutschland. Den mit Abstand grössten Beitrag für die Innovationskraft tragen den Umfrageergebnissen zufolge die Bildungs- und Forschungseinrichtungen der Schweiz. Aber auch der Beitrag von KMUs, Start-ups, internationalen Unternehmen und zugezogenen Fachkräften wird als gross erachtet. Im Gegensatz dazu wird der Beitrag der Politik für das Innovationsklima der Schweiz als eher gering wahrgenommen.
Geopolitische Veränderungen beschäftigen, Schweiz zu defensiv wahrgenommen
Als weiteres aktuelles Zusatzthema wurde der Blick aufs geopolitische Umfeld erfragt. Die meisten Schweizer Stimmberechtigten machen sich Sorgen um die grossen geopolitischen Veränderungen, die in Zukunft anstehen könnten. Die geopolitische Lage beschäftigt sie eher stark (51%) oder sogar sehr stark (14%). Nur knapp ein Drittel macht sich dabei eher oder sehr wenig Sorgen (31%). Trotzdem vertrauen viele Befragte dem Vorbereitungsgrad (49%) und der Anpassungsfähigkeit (64%) der Schweiz. In ihrer Wahrnehmung verhält sich die Schweiz auf dem internationalen Parkett aber eher (55%) oder sogar sehr (13%) defensiv, wenn es um ihre eigenen Anliegen geht. Grossmehrheitlich wünschen sie sich ein offensiveres Verhalten gegenüber dem Ausland, um die Interessen der Schweiz zu verteidigen (76%).
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