Nicole Heppler

Nicole Heppler hat in diesen Tagen viel zu tun. Neben ihrem Vollzeitjob bei UBS in Basel unterstützt sie zwei ältere Damen in ihrer Nachbarschaft beim Einkaufen. Und als wäre das noch nicht genug, arbeitet sie an einer kreativen Lösung, um ältere Menschen aus der Isolation zu holen.

Telefonbrücke heisst die Idee, die Nicole Heppler zusammen mit drei anderen beim schweizweiten Hackathon #VersusVirus erarbeitet hat. An dem virtuellen Hackathon, den UBS finanziell unterstützt hat, nahmen rund 4000 Personen aus der ganzen Schweiz teil. Ihr Ziel: innerhalb eines Wochenendes kreative Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen, die Covid-19 mit sich bringt, zu finden.

48 Stunden hatten Nicole und ihr Viererteam Zeit, ein Thema zu suchen und daran zu arbeiten. Mittels der Online-Plattform Slack tauschten sie sich aus und einigten sich schnell auf ein Thema: die Isolation von älteren oder betagten Menschen. In Zeiten von Social Distancing, abgesagten Aktivitäten und Besuchsverboten in Alters- und Pflegeheimen sind die Tage lang(weilig). «Zwar gibt es ältere Menschen, die technikversiert sind und sich mit FaceTime oder WhatsApp auskennen und so mit der Aussenwelt in Kontakt bleiben», meint Nicole Heppler. Demgegenüber stünde aber eine grosse Anzahl von älteren Menschen, die sich nicht auskennen. Zudem fiele es manchen schwer, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um sich einfach nur so zu unterhalten.

Das Team entwickelte eine einfache, aber effektive Lösung. «Im Prinzip handelt es sich um eine grosse Telefonkonferenz, in die sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit jedem Telefon einwählen können», erklärt Nicole. So können sich zum Beispiel Seniorengruppen per Telefon zum Kaffee treffen, Altersheime können Aktivitäten, die nicht mehr persönlich stattfinden können, über einen Telefonkreis organisieren. «Das kann von Diskussionen über den letzten ‹Tatort› bis zu gemeinsamem Singen oder Gottesdiensten alles sein», meint Nicole. Einwählen ist auch für Menschen ohne Technikkenntnisse problemlos möglich und wer einfach nur zuhören möchte, kann dies auch tun. «Es geht einfach darum, Gesellschaft zu haben», so Nicole.

Das Grundgerüst der Idee steht nach dem 48-Stunden-Hackathon. Für das Team geht es aber weiter. Sie sind derzeit in Gesprächen mit einem Telekommunikationsanbieter, um die Telefonbrücke zu realisieren. In einem weiteren Schritt wollen sie dann für einen Pilotdurchgang ein Heim oder eine Seniorengruppe finden.

Nicole Heppler sorgt unterdessen auch abseits des Computers dafür, dass zwei ältere Damen in ihrem Wohnort nicht in der Isolation verschwinden. «Ich kaufe zwei- bis dreimal die Woche Lebensmittel für sie ein», erzählt sie. Mit ihrem E-Bike liefert sie die Einkäufe ab und wechselt auf Distanz auch immer einige Worte mit ihren Schützlingen. «Man merkt, wie schwer es ihnen fällt, mich nicht hereinzubitten. Für die Zeit nach Corona habe ich schon feste Einladungen zum Kaffeetrinken», erzählt sie. Schwer fiel es den Damen zunächst auch, die Hilfe zuzulassen. «Wir haben uns telefonisch erst mal kennengelernt und jetzt klappt es wunderbar. Sie freuen sich auf den Austausch und auch darauf, ein anderes Gesicht zu sehen.» Und bei einem der Besuche hat sie bereits eine Telefonbrücke der anderen Art gebaut. Nachdem sich herausstellte, dass eine der Damen ihre Grossmutter kannte, gab sie deren Telefonnummer weiter. Die beiden Frauen telefonieren nun regelmässig miteinander.

 

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