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Noch ist in Europa die aktuelle Berichtssaison zu den Unternehmensresultaten im ersten Quartal in vollem Gang. Erfreulich ist, dass die Anzahl der positiven Gewinnüberraschungen gegenüber den Vorquartalen gestiegen ist und nun deutlich über dem Durchschnitt liegt. Insgesamt beurteilen wir Aktien der Eurozone weiterhin neutral. Die relative Bewertung bleibt jedoch attraktiv und mit der weiter fallenden Teuerung bestehen berechtigte Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen im Euroraum. Doch auch wenn sich zahlreiche vorlaufende Konjunkturindikatoren nach oben bewegen, bleibt das Wirtschaftswachstum vorerst eher gedämpft und deutet auf eine langsame, aber stetige Erholung der Gewinne hin.

Wir bevorzugen daher Titel, die von fallender Inflation, Zinssenkungen und der allmählich wieder anziehenden Industrieaktivität profitieren sowie attraktiv bewertet sind. Aufgrund des robusten Arbeitsmarkts und der rückläufigen Inflation rechnen wir mit einer weiteren Verbesserung des Konsumentenvertrauens. Wenn die Europäische Zentralbank die Zinsen demnächst senkt, profitieren voraussichtlich Small und Mid Caps der Eurozone von der Lockerung der Kreditkonditionen und den nun steigenden Drehzahlen des Konjunkturmotors, zumal ihre relativen Bewertungen ein 20-Jahres-Tief erreicht haben. Auch der Materialsektor bietet ein attraktives relatives Wertpotenzial, wobei das Erreichen der Talsohle im verarbeitenden Gewerbe und das Ende des Lagerbestandabbaus für Aufwärtspotenzial sorgen.

Der britische Aktienmarkt wird von Anlegerinnen und Anlegern häufig übersehen. Doch die Aussichten für die Industrie weltweit verbessern sich, die Gewinndynamik britischer Unternehmen legt zu und das binnenwirtschaftliche Umfeld dürfte freundlicher werden, wenn die Inflation weiter fällt. Wir haben britische Aktien daher neu auf «most preferred» hochgestuft und denken, dass es jetzt an der Zeit ist, hier ein zusätzliches Engagement ins Auge zu fassen. Die anziehende globale Industriekonjunktur dürfte das Umfeld verbessern für Unternehmen in den Bereichen Erdöl und Industriemetalle, die am britischen Markt ein hohes Gewicht haben.

Dass sich das Konjunkturumfeld auf breiter Ebene global verbessert, ist deshalb wichtig, weil der FTSE 100 ein hohes internationales Engagement aufweist (über drei Viertel der Umsätze werden im Ausland erwirtschaftet). Wir erwarten, dass die Unternehmensgewinne nach einem Rückgang um 11 Prozent in 2023 im laufenden Jahr wieder zulegen. Nach dem jüngsten Anstieg der Öl- und Kupferpreise haben wir unsere Prognose für das Gewinnwachstum in 2024 von 2 auf 4 Prozent angehoben. Wir rechnen mit einer weiteren Beschleunigung auf 7 Prozent in 2025, das von höheren Gewinnen von Rohstoffunternehmen und Banken angetrieben werden dürfte. Zudem sollte die rückläufige Teuerung der Bank of England erlauben, später in diesem Jahr mit einer Lockerung der Geldpolitik zu beginnen, wahrscheinlich ab August. Niedrigere Zinssätze dürften den Aktienbewertungen zugutekommen, womit sie sich unseres Erachtens vom gegenwärtig niedrigen Niveau erholen dürften. Derzeit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des FTSE 100 auf Basis der erwarteten Gewinne bei 11x, im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt von 12,8x.

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