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Das Problem überdurchschnittlich steigender Gesundheitskosten beschäftigt nicht nur in der Schweiz die Politik. Das liegt daran, dass der Gesundheitsmarkt nicht nur hierzulande alles andere als ein normaler Markt ist. Vergleichen wir ihn mit jenem für – sagen wir etwas salopp – Schuhe. Wer ein Paar neue Schuhe braucht, kann verschiedene entsprechende Geschäfte aufsuchen und dort unterschiedliche Modelle in diversen Farben und Materialien anprobieren. Dabei kann die Wahl auf ein günstiges, aber qualitativ vielleicht weniger solides Paar, eines in der mittleren Preislage oder einen edlen Markenschuh fallen. Man agiert somit selbstverantwortlich und berappt zum Schluss den Kaufpreis selbst.

Ganz anders im Gesundheitsbereich. Wenn man krank ist oder einen Unfall hat, stellt ein Arzt oder eine Ärztin eine Diagnose und schlägt eine Behandlung vor. Auf diese fachkundige Beratung sind wir angewiesen und häufig spielen dabei auch noch Sorgen um das physische Wohlergehen eine grosse Rolle. Aber versuchen wir, das Beispiel aus der rein wirtschaftlichen Perspektive und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl anzuschauen. Der Anbieter bestimmt hier nämlich zu weiten Teilen, welche Leistungen in Anspruch genommen werden. Das Angebot bestimmt somit die Nachfrage – oder im Fachjargon: Es handelt sich um eine angebotsinduzierte Nachfrage. Hinzu kommt, dass der Käufer der Gesundheitsleistung die Kosten derselben nicht oder nur zu einem Bruchteil selber tragen muss. Abgesehen von der jährlichen Franchise sowie einem Selbstbehalt trägt die Krankenversicherung die Kosten.

Wie würden sich wohl die Ausgaben für Schuhe entwickeln, wenn der Verkäufer vorgäbe, welcher Schuh zu kaufen sei und wir zum Schluss an der Kasse nur 10 Prozent des Preises zu bezahlen hätten und der Rest zulasten einer «Schuhversicherung» ginge? Die gesamtwirtschaftlichen Schuhausgaben dürften massiv stärker steigen als alle anderen Ausgabenkategorien. Und das ist genau der Kern des Problems auf dem Gesundheitsmarkt und der Grund, weshalb die Kosten wohl noch auf Jahre hinaus in immer höhere Sphären steigen. Da nützen die planwirtschaftlichen Instrumente zur Kostendeckelung, mit denen die Politik unser Gesundheitswesen überzogen hat, herzlich wenig.

Es gibt im Wesentlichen nur zwei Ansatzpunkte für eine effiziente Abhilfe: Der erste Punkt wäre, etwas dagegen zu tun, dass praktisch nur die Anbieter allein über Menge und Qualität der nachgefragten Leistungen bestimmen. Dies ist jedoch äusserst schwierig umzusetzen, wenn beispielsweise für jede ärztliche Verschreibung eine Zweitmeinung einzuholen wäre. Zweitens könnte man dafür sorgen, dass die Nachfrager kostenbewusstere Nutzenabwägungen der nachgefragten Leistungen vornehmen. Dafür müsste man sie die Kostenfolgen ihrer Leistungsbezüge stärker spüren lassen. Doch eine solche Forderung dürfte es im politischen Prozess schwer haben. Es ist daher davon auszugehen, dass die Gesundheitsausgaben angetrieben durch technologische Fortschritte, eine alternde Bevölkerung und ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein weltweit weiter stark steigen werden.

Das dürfte für jene Unternehmen positiv sein, die von diesem überdurchschnittlichen Nachfragewachstum profitieren können. Aber auch für solche, die das politische Bestreben für kostengünstigere und effizientere Gesundheitsleistungen unterstützen. Für die Selektion attraktiver Anlageopportunitäten legen wir den Fokus in Nordamerika auf innovative Gesundheitslösungen, insbesondere in der Medizinaltechnologie sowie in Life-Science-Tools. Wir sehen Potenzial in Unternehmen, die führend in digitaler Gesundheit und personalisierter Medizin sind. Auch in Europa neigen wir zu vorsichtigem Optimismus, sind aber in der Eurozone untergewichtet, da sich einige der attraktivsten Gesundheitsunternehmen ausserhalb dieser Region, nämlich in Grossbritannien, der Schweiz oder in Skandinavien, befinden.

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