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Eine Anlage an den Aktienmärkten lässt sich mit der Aufstellung und dem Management eines Fussballteams für ein Turnier vergleichen. So wie eine Fussballmannschaft einer strategischen Kombination von Spielern mit unterschiedlichen Rollen und Fähigkeiten bedarf, um erfolgreich zu sein, benötigt ein ausgewogenes Anlageportfolio eine vielfältige Mischung von Aktien mit unterschiedlichem Risiko- und Renditepotenzial.

Wir haben den europäischen Aktienmarkt aus der «Fussballperspektive» betrachtet und vier unserer «Equity Preference»-Listen (EPL) – für die Eurozone, die Schweiz, Grossbritannien und Deutschland – ausgewählt. Die darin enthaltenen Aktien haben wir auf Basis der Rollen, die sie in einem Anlageportfolio spielen könnten, als «Angreifer», «Mittelfeldspieler» oder «Verteidiger» klassifiziert.

Um diese Einschätzung vornehmen zu können, nutzten wir das Beta jeder Aktie, das die historische Volatilität bzw. das Risiko misst, und verglichen es mit dem jeweiligen Markt. Den Torhüter liessen wir aus, denn er entspricht im Anlagebereich keiner einzelnen Aktie, sondern am ehesten einer Absicherungsstrategie.

  • Die «Verteidiger» sind Aktien mit niedrigem Beta (erstes Quartil der betreffenden regionalen EPL), was darauf schliessen lässt, dass diese Aktien weniger volatil sind als ihre jeweiligen Märkte. Diese Aktien agieren wie die Verteidiger eines Fussballteams. Sie bieten eine relative Stabilität und Schutz vor der Marktvolatilität. In einem Portfolio helfen diese Aktien, das Kapital zu schützen und das Risiko zu minimieren. Typische defensive Sektoren beinhalten Versorger, Basiskonsumgüter und das Gesundheitswesen.
  • Die «Angreifer» sind Aktien mit hohem Beta (viertes Quartil), was auf mehr Volatilität und höhere potenzielle Renditen schliessen lässt. Diese Aktien ähneln den Stürmern im Fussball. In einem Portfolio zielen sie darauf ab, höhere Renditen zu generieren, unterliegen aber in der Regel einem grösseren Risiko. Aktien mit hohem Beta findet man oft in Sektoren wie Informationstechnologie, zyklische Konsumgüter, Energie oder Industrie.
  • Die «Mittelfeldspieler» sind Aktien, die, wie ihr Name nahelegt, zwischen den beiden oben genannten Gruppen rangieren, deren Beta also im zweiten und dritten Quartil liegt. Wie Mittelfeldspieler bieten diese Aktien ein Gleichgewicht zwischen Verteidigung und Sturm und damit sowohl Stabilität als auch Wachstumspotenzial. Viele dieser Aktien haben ein Beta von rund 1, das heisst, dass sie in der Vergangenheit die Marktperformance widerspiegelten. Wir konzentrieren uns auf Aktien, die nach unserem Dafürhalten voraussichtlich ein überlegenes Risiko-Rendite-Potenzial bieten.

Wie schneiden unsere vier Mannschaften also ab?

Das Team der Eurozone ist nach Beta-Werten recht ausgewogen. Unsere bevorzugten Aktien der Eurozone sind jene, die von der Disinflation, Zinssenkungen sowie dem Durchschreiten der Talsohle der industriellen Aktivität profitieren und attraktiv bewertet sind. Small und Mid Caps der Eurozone dürften von der Lockerung der Kreditkonditionen und dem Durchschreiten der Talsohle bei der Aktivität profitieren, zumal ihre relativen Bewertungen 20-Jahrestiefs erreicht haben. Auch der Materialsektor bietet unseres Erachtens ein attraktives relatives Wertpotenzial. Insbesondere der Umstand, dass die Aktivität in der Industrie die Talsohle erreicht hat, und das Ende des Lagerbestandsabbaus sorgen für Aufwärtspotenzial.

Die Schweizer Mannschaft ist defensiv stark, denn der Schweizer Aktienmarkt hat eine hohe Gewichtung von Sektoren wie Basiskonsumgüter und Gesundheitswesen. Schweizer Unternehmen zeichnen sich durch eine Mischung aus soliden Bilanzen und robustem Gewinnwachstum aus. Zudem ist die Dividendenrendite von Schweizer Unternehmen im Vergleich zu anderen Märkten und den lokalen Anleihenrenditen immer noch attraktiv.

Die britische Mannschaft ist nach Sektoren recht ausgewogen. Im Rahmen unserer regionalen Aktienpräferenzen stufen wir Grossbritannien mit «Most Preferred» ein. Unserer Ansicht nach bietet der britische Markt ein attraktives Wertpotenzial. Das binnenwirtschaftliche Umfeld verbessert sich und rohstofflastige Märkte (22% der Marktkapitalisierung des MSCI UK entfallen auf die Sektoren Energie, Metalle und Bergbau) sind gut aufgestellt, um von der Verbesserung der industriellen Nachfrage und den erhöhten Ölpreisen zu profitieren.

Das deutsche Team ist stärker auf Aktien mit höherem Beta ausgerichtet. Insgesamt sind hier im Vergleich zu anderen regionalen EPL eher zyklische und Substanzwerte vorzufinden. Innerhalb des deutschen Marktes bevorzugen wir Qualitätsunternehmen, die gut positioniert sind, um von langfristigen Trends zu profitieren, sowie zyklische Erholungskandidaten.

Die Vergangenheit zeigt, dass Sportveranstaltungen selbst kein zuverlässiger Antriebsfaktor für die Entwicklung der Aktienkurse sind. Die Prinzipien des Gleichgewichts und der Diversifikation, die für den Aufbau einer erfolgreichen Sportmannschaft notwendig sind, sind jedoch auch für Anlegerinnen und Anleger wichtig, die ein robustes Portfolio erstellen möchten.

Weitere Informationen, einschliesslich der konkreten Aktienauswahl, finden Sie im vollständigen Bericht «Aktienanlagen aus Fussballperspektive» vom 30. Mai 2024 der CIO-Analysten Thomas Parmentier und Rudolf Leemann.

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