In der Vergangenheit dauerte es in der Regel 18 bis 20 Monate, bis es nach einer Inversion der Renditekurve zu einer Rezession kam. (UBS)

Der Rückgang des S&P 500 im Jahr 2022 ergab sich in erster Linie durch die hohe Inflation und die in der Folge sehr aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Die Markterwartungen für den Spitzenwert der Fed Funds Rate stiegen kontinuierlich, was die Aktien unter ständigen Druck setzte. Dies war tatsächlich die Hauptursache für den heutigen Abverkauf von Aktien, der auf die Anhörung des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor dem US-Kongress folgte. Powell sagte, dass die Bank die Zinsen wahrscheinlich stärker anheben muss als bislang erwartet.


So gesehen ergab sich die Erholung des Aktienmarkts nach dem Tief im Oktober teilweise durch ein Abflachen des erwarteten Höhepunkts, zumindest für einige Monate. Da sich einige Beobachter dafür aussprechen, dass die Fed die Zinsen auf bis zu 6% erhöht, kann ein weiterer Anstieg des erwarteten Spitzensatzes nicht ausgeschlossen werden. Die Fed nähert sich jedoch dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus, sodass dieses Risiko in den kommenden Monaten nachlassen wird. Danach ist es möglich, dass die Aktienmärkte leicht zulegen werden, insbesondere wenn die Konjunkturdaten robust bleiben.


Das bedeutet jedoch nicht, dass die Aktien über dem Berg sind. Zwar lassen die Inflations- und Fed-Risiken möglicherweise nach. Wir befürchten jedoch immer noch, dass sich die verzögerten Auswirkungen der Zinserhöhungen der Fed im weiteren Jahresverlauf durch ein unerwartet schwaches Wirtschaftswachstum bemerkbar machen könnten. Wir überwachen die Beschäftigungszahlen im Wohnbau ganz genau. Trotz der sehr geringen Wohnbautätigkeit steigt die Beschäftigung in diesem Sektor weiter. Was sind die Gründe dafür? Wohnbauunternehmen arbeiten den erhöhten Auftragsüberhang ab. Wenn der Verkauf neuer Eigenheime aber nicht steigt – was aufgrund der fehlenden Erschwinglichkeit unwahrscheinlich ist –, könnte die Beschäftigung in dieser Branche zu sinken beginnen. Der Wohnbau ist wichtig, weil er Multiplikatoreneffekte für die Wirtschaft hat.


Ausserdem steht die Annahme, dass es im 2. Halbjahr immer noch Risiken gibt, im Einklang mit dem Signal der invertierten Renditekurve. Die Rendite der 2-jährigen US-Treasuries übertraf die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries zum ersten Mal im März letzten Jahres (was eine Inversion der Renditekurve darstellte). In der Vergangenheit dauerte es in der Regel 18 bis 20 Monate, bis es nach einer Inversion der Renditekurve zu einer Rezession kam. Das spricht dafür, dass die Rezessionsrisiken im 4. Quartal zunehmen könnten.


Insgesamt könnten die nächsten Monate also ein schwieriges Umfeld darstellen. Eine sanfte Landung (aufgrund der nachlassenden Inflations- und Fed-Risiken) könnte dabei wahrscheinlicher als eine harte Landung erscheinen, weil es noch einige Zeit dauern wird, bis das Wirtschaftswachstum zu problematisch aussieht. Angesichts dieser Möglichkeit halten wir es für sinnvoll, sich weiterhin auf das Risiko-Rendite-Verhältnis von US-Aktien zu konzentrieren. Bei einer sanften Landung könnten US-Aktien unseres Erachtens bis Jahresende um etwa 10% steigen. Bei einer harten Landung beträgt das Abwärtspotenzial von Aktien hingegen wohl 20%. Unser Kursziel von 3800 für den S&P 500 im Dezember impliziert, dass Aktien bis zum Jahresende leicht nachgeben werden. Es sind aber nach wie vor viele unterschiedliche Szenarien möglich.


Wesentliche Beiträge von: David Lefkowitz, Nadia Lovell, Matthew Tormey


Der Inhalt ist ein Produkt des Chief Investment Office (CIO).


Original-Blog: Timing is everything, 7. März 2023.