(UBS)

Was ist geschehen?
Der S&P 500 fiel am Mittwoch um 2,3%, da die Gewinnmeldungen einiger bekannter US-Unternehmen nicht beeindrucken konnten. Der Aktienkurs von Alphabet, der Muttergesellschaft von Google, gab um 5% nach, da Bedenken der Anlegerinnen und Anleger über die steigenden Investitionen für künstliche Intelligenz (KI) stärker ins Gewicht fielen als das über Erwarten gute Ergebnis für das 2. Quartal. Die Reaktion auf den guten Quartalsbericht unterstrich, dass der Optimismus der Märkte in Bezug auf die Aussichten für den Technologiesektor eine hohe Hürde geschaffen hat, die die Unternehmen nur schwer übertreffen können. Der Elektroautohersteller Tesla verlor sogar noch mehr an Boden, da das Unternehmen aufgrund der schwächeren Nachfrage und der zunehmend höheren Anreize für die Konsumenten die niedrigste Gewinnmarge seit über fünf Jahren ausgewiesen hatte. Visa deutete unterdessen eine fortgesetzte leichte Verlangsamung der Konsumausgaben an, die hauptsächlich von weniger zahlungskräftigen Konsumenten ausgeht.

Der Rückgang des Index wurde durch die führenden Technologie- und Wachstumsunternehmen angeführt. Der FANG+, der die zehn meistgehandelten Technologieunternehmen abbildet, verlor 5,5%. Der technologielastige Nasdaq Composite fiel um 3,6%. Es ist jedoch zu beachten, dass der gleichgewichtete S&P 500 nur um 1,2% nachgab. Das deutet darauf hin, dass die Verluste nicht so breit gestreut waren, wie es bei Betrachtung des nach der Marktkapitalisierung gewichteten SPX erscheinen mag.

Die politische Unsicherheit ist ebenfalls nach wie vor erhöht: US-Vizepräsidentin Kamala Harris begann nun ernsthaft ihren Wahlkampf um den Einzug in das Weisse Haus, nachdem Joe Biden am Wochenende seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Die Abwärtsbewegung im S&P 500 folgte auf einen Rückgang um 2% in der letzten Woche – die schlechteste Performance dieses Index seit April.

Was ist unsere Meinung hierzu?
Nach einer Rally um rund 20% seit Beginn des Jahres war klar, dass irgendwann ein Rückgang anstehen könnte. Der jüngste geradlinige Anstieg des S&P 500 war eine ungewöhnliche Entwicklung. Der Index hatte seit über 350 Handelssitzungen keinen Rückschlag um über 2% erlitten und seine beste Rally seit mehr als 17 Jahren verzeichnet. Vor der letzten Woche war der Markt auch in 28 der letzten 37 Wochen gestiegen, womit er sich in 75% der Zeit aufwärts bewegt hatte. Dies war der längste Anstieg seit 35 Jahren. Marktrückschläge sind jedoch nichts Ungewöhnliches. Seit 1927 verzeichnete der Index an etwa 8% der Handelstage Verluste zwischen 1% und 2%.

Darüber hinaus haben die Anleger bereits viele positive Meldungen zur Kommerzialisierung der KI vorweggenommen. Dadurch liegt die Messlatte für die Technologieunternehmen mittlerweile sehr hoch. Das weltgrösste Auftragsfertigungsunternehmen für Chips deutete vor Kurzem an, dass die Nachfrage nach KI-Chips bis 2026 das Angebot übersteigen wird. Davor hiess es noch «bis 2025». Einer der weltgrössten Ausrüster für die Halbleiterfertigung signalisierte eine starke Nachfrage bis in das Jahr 2025 hinein.

Trotz des jüngsten Marktrückgangs sind wir der Ansicht, dass die Berichtssaison – die sich immer noch in einer relativ frühen Phase befindet – die Zuversicht letztendlich unterstützen dürfte. Wir rechnen zwar mit weiteren Anzeichen einer gewissen Abschwächung der Gewinndynamik. Doch die bisherigen Ergebnisse decken sich mit unserer Prognose eines Gewinnwachstums je Aktie im S&P 500 um 10% bis 12%. Dies wären die besten Ergebnisse seit über zwei Jahren.

Ausserdem erwarten wir, dass sich das Gewinnwachstum über die «Glorreichen Sieben» hinaus ausweitet, also die führenden Wachstums- und Technologieunternehmen, die die jüngste Rally angeführt haben. Die aktuelle Berichtssaison dürfte das erste Wachstum der Gewinne je Aktie für die übrigen Unternehmen im S&P 493 seit 2022 zeigen. Unserer Meinung nach wird die jüngste Rally durch diese Ausweitung des Gewinnwachstums nachhaltiger. Wir gehen auch davon aus, dass die Märkte durch eine gelockerte Geldpolitik unterstützt werden. Die nachlassende Inflation bietet der US-Notenbank Fed nämlich die Möglichkeit, die Zinsen an ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung im September zu senken. Im weiteren Wochenverlauf werden die Anleger nach einer zusätzlichen Bestätigung Ausschau halten, dass die Inflation tatsächlich zum 2%-Ziel der Fed zurückkehrt.

Wie investieren wir?
Die Anleger sollten auf periodische Marktrückgänge vorbereitet sein. Der Aktienmarkt ist inzwischen weit gestiegen und unserer Meinung nach waren sowohl die Positionierung als auch die Stimmung überzogen. Trotzdem erwarten wir nach wie vor, dass sich der S&P 500 von seinem aktuellen Stand von 5427 Punkten erholt und das Jahr mit etwa 5900 Zählern auf einem höheren Niveau beendet. Eine Lockerung der Geldpolitik mit einem zeitgleichen weiteren Ausbau der KI-Infrastruktur und der KI-Anwendungen dürfte für Unterstützung sorgen. Vor diesem Hintergrund raten wir den Anlegern, verschiedene Strategien ins Auge zu fassen:

Die Chancen ergreifen, die sich durch KI bieten. Die künstliche Intelligenz weist ein enormes Marktpotenzial auf. Wir gehen deshalb davon aus, dass sie in den nächsten Jahren ein wichtiger Impuls für Aktienmarktrenditen sein wird. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass Anleger ein ausreichendes langfristiges KI-Engagement halten. Derzeit erkennen wir die besten Chancen auf der Wegbereiter-Ebene der KI-Wertschöpfungskette, die von erheblichen Investitionen in KI-Kapazitäten profitiert. Interessant sind auch vertikal integrierte Mega Caps, die entlang der KI-Wertschöpfungskette gut aufgestellt sind. Wir raten Anlegern, über die USA hinauszublicken, um am Wachstum der KI zu partizipieren, beispielsweise durch Chinas Technologieriesen.

Nach hochwertigem Wachstum Ausschau halten. Unseres Erachtens sollten die Anleger für ihre Aktienpositionen generell nach hochwertigem Wachstum Ausschau halten. In letzter Zeit wurde das Gewinnwachstum hauptsächlich von Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen getragen, die zudem von strukturellen Treibern profitieren. Dies ermöglichte es ihnen, zu wachsen und ihre Gewinne kontinuierlich zu reinvestieren. Dieser Trend wird sich unserer Meinung nach fortsetzen. Daher sollten die Anleger ihr Portfolio auf hochwertiges Wachstum ausrichten, um davon zu profitieren.

Für tiefere Zinsen positionieren. Das Wirtschaftswachstum und die Inflation verlangsamen sich und die Zentralbanken beginnen, die Zinsen zu senken. Vor diesem Hintergrund erkennen wir erhebliche Chancen an den Anleihenmärkten. Unserer Ansicht nach sollten die Anleger Barmittel- und Geldmarktbestände in qualitativ hochwertige Staats- und Unternehmensanleihen investieren. Bei diesen rechnen wir mit einem Kursanstieg, sobald die Märkte einen deutlicheren Zinssenkungszyklus eskomptieren. Breit diversifizierte Anleihenstrategien dürften sich in den kommenden Monaten ebenfalls gut entwickeln. Darüber hinaus haben wir in Europa einige ausgewählte Ideen identifiziert, die von niedrigeren Zinsen profitieren können.

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