Video-Aufzeichnung:CIO Client Livestream – Market swings: What’s next? (28:00; nur auf Englisch verfügbar)
Sehen Sie sich die Aufzeichnung unseres CIO Client Livestreams «Market swings: What’s next?» an.
Was ist geschehen?
Der S&P 500 legte um 2,3% zu und die Renditen von US-Treasuries stiegen, nachdem ein Rückgang der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung die Besorgnis gelindert hatte, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung verringerten sich in der Woche zum 3. August um 17 000 auf 233 000. Dies war der deutlichste Rückgang seit fast einem Jahr. Die Datenreihe ist zwar in der Regel kein wichtiger Fokus für die Märkte. Doch die Meldung traf in einer Phase der erhöhten Besorgnis ein, dass die US-Notenbank Fed die Wirtschaft einem Kontraktionsrisiko ausgesetzt haben könnte, weil sie zu lange mit Zinssenkungen gewartet hat.
Die Volatilität des Yen, die viele Kommentatoren für die jüngsten Marktturbulenzen verantwortlich gemacht hatten, liess ebenfalls nach. Dies linderte die Besorgnis über schädliche Auswirkungen der Auflösung von Carry-Trades mit dem Yen. Bei dieser beliebten Strategie nehmen Anleger nahezu zinslose Kredite in der japanischen Währung auf und investieren die Gelder in Märkte mit höheren Renditen.
Der VIX Index der impliziten Volatilität von US-Aktien, ein Massstab für die Unsicherheit der Anleger, ging ebenfalls von 28,3 auf 23,8 Punkte zurück – nachdem er zu Beginn der Woche bei 65,7 Zählern einen Höhepunkt erreicht hatte. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries stieg um 4 Basispunkte auf 3,99%.
Was ist unsere Meinung hierzu?
Die Marktvolatilität könnte noch einige Zeit erhöht bleiben. Im Sommer ist die Liquidität in der Regel geringer. Möglicherweise werden weitere Yen-Carry-Trades aufgelöst, was einige Anleger dazu veranlassen könnte, Risikoanlagen zu verkaufen. Nach der Veröffentlichung der schwachen Beschäftigungsdaten für den Juli in der letzten Woche bleibt die Unsicherheit über die Wirtschaft hoch. Der Wahlkampf in den USA bleibt unberechenbar. Die geopolitischen Spannungen haben zugenommen, da zu befürchten steht, dass der Iran einen neuen Angriff auf Israel starten wird. Zur gleichen Zeit hat sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine intensiviert, nachdem die Ukraine die russische Region Kursk angegriffen hat.
Doch im Grossen und Ganzen ist das Umfeld nach wie vor positiv. Obwohl es jetzt so aussieht, als würde die US-Wirtschaft mit einem leicht unter dem Trend liegenden Tempo wachsen, erscheint die Befürchtung einer Rezession voreilig. Die jüngsten Daten zu den Konsumausgaben deuten keine Schwächephase an, sondern eine Normalisierung von einem erhöhten Niveau. Die Finanzlage der Privathaushalte ist immer noch gut und der ISM-Index für den Dienstleistungssektor erholte sich im Juli.
Die Veröffentlichung der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ist normalerweise kein wichtiges Marktereignis. Dieses Mal unterstützten die Daten aber die Ansicht, dass der jüngste Pessimismus möglicherweise übertrieben war. Im Gegensatz zu den umfragebasierten Zahlen geben die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung tatsächliche Handlungen von Privatpersonen wieder, die Arbeitslosenunterstützung beantragt haben.
Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind ebenfalls solide. Einige Ergebnisse aus dem Technologiesektor lösten zwar negative Aktienkursreaktionen aus. Doch unseres Erachtens waren die Markterwartungen einfach zu hoch. Während sich die Berichtssaison für das 2. Quartal ihrem Ende zuneigt, standen die Ergebnisse im Einklang mit unserer Prognose eines Gewinnwachstums je Aktie von 11% im Gesamtjahr 2024.
Nicht zuletzt erscheinen die Bewertungen im US-Technologiesektor dank des jüngsten Rückgangs der Aktienkurse jetzt weniger teuer. Der Sektor notiert derzeit mit dem 26,5-Fachen der auf Sicht von zwölf Monaten erwarteten Gewinne. Am 10. Juli lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch bei 32x.
Nun dürfte der Fokus der Anleger auf die Konjunkturdaten der nächsten Woche umschwenken. Dazu zählen unter anderem der Konsumentenpreisindex für den Juli und die Einzelhandelsumsätze. Die Märkte hoffen auf Belege für eine sanfte Landung – bei der die Inflation allmählich auf das Ziel der Fed von 2% zurückgeht und sich die Konsumausgaben leicht abschwächen, ohne ein Schrumpfen der Wirtschaft anzudeuten.
Wie investieren wir?
Die jüngste Risikoaversion der Märkte war auf die Besorgnis zurückzuführen, ob die Fed die US-Wirtschaft gefährdet hat, weil sie die Zinssenkungen zu lange aufgeschoben hat. Die Bewegungen wurden aber auch durch technische Faktoren, wie die Auflösung von Carry-Trades im Yen und überzogene Positionen verstärkt. Unserer Ansicht nach sollten die Anleger auf die Schwankungen der Marktstimmung keine Überreaktion folgen lassen. Die Fundamentaldaten der Wirtschaft und der Gewinne sind nach wie vor gut und die Fed dürfte die Zinsen senken. Daher gehen wir in unserem Basisszenario fortgesetzt davon aus, dass der S&P 500, der sich derzeit bei etwa 5320 bewegt, das Jahr bei rund 5900 Punkten beenden und bis Juni 2025 auf 6200 zusteuern wird.
Vor diesem Hintergrund raten wir den Anlegern, verschiedene Strategien ins Auge zu fassen:
Nach hochwertigem Wachstum Ausschau halten. Auf ein hochwertiges Wachstum zu setzen, ist unseres Erachtens eine attraktive Aktienstrategie – insbesondere in Phasen der erhöhten Volatilität. In letzter Zeit wurde das Gewinnwachstum hauptsächlich von Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen getragen, die zudem von strukturellen Treibern profitieren. Dies ermöglichte es ihnen, zu wachsen und ihre Gewinne kontinuierlich zu reinvestieren. Unserer Ansicht nach wird sich dieser Trend fortsetzen. Wir rechnen mit einer Outperformance von qualitativ hochwertigen Wachstumsaktien, vor allem dann, wenn die Bedenken über die Konjunktur zunehmen sollten.
Für tiefere Zinsen positionieren. Anfang dieser Woche schlug der Präsident der Notenbank von Chicago, Austan Goolsbee, beruhigende Töne an und erklärte, falls sich die Wirtschaft verschlechtern sollte, würde sich die Zentralbank «darum kümmern». Wir erwarten, dass diese Botschaft von anderen hochrangigen Fed-Vertretern aufgegriffen wird. Da immer mehr darauf hindeutet, dass die Inflation allmählich unter Kontrolle ist, kann sich die Fed unserer Meinung nach unbeschwert darauf konzentrieren, die Beschäftigung und das Wachstum zu stützen. In unserem Basisszenario gehen wir jetzt davon aus, dass die Fed Zinssenkungen vorziehen und den Leitzins im Jahr 2024 um 100 Basispunkte reduzieren wird. Dies spielt sich im Rahmen eines grösseren weltweiten Zinssenkungszyklus ab, wobei wir den Anlegern geraten hatten, sich darauf vorzubereiten. Da die Renditen auf Barmittel schrumpfen, sollten Anleger unserer Ansicht nach erwägen, Barmittel und Geldmarktpositionen in hochwertige Unternehmens- und Staatsanleihen umzuschichten. Diese Vermögenswerte haben zuletzt ihren Wert zur Abschirmung gegen die Volatilität an den Aktienmärkten unter Beweis gestellt.
Mit alternativen Anlagen diversifizieren. Angesichts der anhaltenden Marktschwankungen und der Möglichkeit einer erhöhten Volatilität aufgrund bevorstehender Konjunkturdaten betrachten wir alternative Anlagen als strategische Möglichkeit zur Diversifikation und zur Erzielung risikobereinigter Renditen. Hedge Funds können nicht nur potenziell dazu beitragen, Portfolios in Stressphasen zu stabilisieren, sondern auch Verzerrungen nutzen und attraktive Renditen erzielen, wenn andere Anlageklassen möglicherweise unter Druck stehen. Alternative Anlagen sind indes mit Risiken im Zusammenhang mit ihrer Illiquidität und mangelnden Transparenz verbunden.