Frau Lange, Sie sollen den Innovationsgedanken in der DNA von UBS verankern. Wie machen Sie das?
Veronica Lange: Mit meinem achtköpfigen Team versuchen wir die Kreativität und die Innovationslust unserer gut 60 000 Mitarbeitenden zu wecken. Letztlich wollen wir die Kollegen ermutigen, ihre Ideen vorzubringen – ohne immer schon daran zu denken, dass sie scheitern könnten.
Wird diese Offerte wahrgenommen?
Lange: Wir erhalten fast täglich Vorschläge, und zwar aus den Einheiten des Kerngeschäfts, aus der Rechtsabteilung oder aus der IT.
Wie verfahren Sie mit diesen Anregungen?
Lange: Einmal im Monat tagt das Group Innovation Board und sichtet die Ideen. Diese werden dann nach ihrem Businessnutzen priorisiert und im besten Fall zur Umsetzung vorgeschlagen.
Im Zeitalter der digitalen Transformation haben viele Innovationsprojekte auch einen IT-Aspekt – Stichwort Fintech. Wie kommen die Intrapreneure von UBS an die entsprechenden Ressourcen?
Lange: Wir verschaffen ihnen Zugang zu unseren Entwicklungseinrichtungen, in der Schweiz zu unserem R & D-Lab, in dem neue Fintech-Lösungen getestet werden können. Wir engagieren uns auch im Kickstart-Accelerator von Digital Switzerland, wo wir gezielt Fintech-Start-ups sichten und die besten durch ein dreimonatiges Programm fördern und mit unseren Intrapreneuren zusammenbringen. Befasst sich jemand mit der Blockchain-Technologie, können wir ihm den Weg ebnen in unser UBS-Lab im Londoner Accelerator Level39, Europas grösstem Fintech-Inkubator.
«Wir verschaffen den UBS-Intrapreneuren Zugang zu unseren Entwicklungseinheiten.»
Veronica Lange, Head of Innovation, UBS
Unterstützen Sie diese Projekte finanziell?
Lange: Wir haben seit zwei Jahren einen internen Venture Fund zur Finanzierung von Innovationsideen, die noch in einer frühen Phase stecken, aber langfristig viel versprechen. Damit lässt sich die technische Machbarkeit abklären und ein Proof-of-Concept erstellen. Bisher hat der Fund über 50 Innovationsideen gefördert.
Werden die Mitarbeiter für erfolgreich abgeschlossene Projekte honoriert?
Lange: An einem Innovationsprojekt ist zumeist ein ganzes Team beteiligt und es geht um den gemeinsamen Lernprozess. Wir setzen auf die Motivation unserer Mitarbeiter, Neues umzusetzen, und die Initialisierung sowie die Mitwirkung an einem Innovationsprojekt bleiben von den jeweiligen Vorgesetzten nicht unbemerkt. Ist ein Proof-of-Concept erfolgreich, sind die Teams gewöhnlich auch in der Umsetzung dabei.
Viele Grossunternehmen setzen auf «Open Innovation». Sie nutzen auch externe Innovationsressourcen und kooperieren gern mit Start-ups. Wie hält es UBS damit?
Lange: Die Finanzwelt ist im Umbruch. Somit zählt die Zusammenarbeit mit der nationalen und internationalen Fintech-Szene zu meinen Kernaufgaben. Daher beteiligen wir uns an der Initiative Digital Switzerland und gehören zu den Promotoren des Kickstart-Accelerators.
«Die Zusammenarbeit mit der nationalen und internationalen Fintech-Szene zählt zu meinen Kernaufgaben.»
Veronica Lange, Head of Innovation, UBS
Sind daraus bereits Projekte entstanden?
Lange: Am ersten Kickstart-Accelerator vom vergangenen Herbst hat das lettische Jungunternehmen Notakey teilgenommen, das sich mit der digitalen Identität beschäftigt, was auch für uns ein sehr interessantes Thema ist. Zusammen mit Credit Suisse und Swisscom wollen wir mit diesem Start-up ein Pilotprojekt durchführen.
Wie sieht dieses Pilotprojekt aus?
Lange: Das Problem der digitalen Identität ist nicht gelöst. Heute haben Kunden bei Online-Shops, Telekomanbietern, Versicherungen oder ihrer Bank viele verschiedene Benutzerkonten. Will der Kunde bei einem neuen Shop oder Dienstleister etwas kaufen, muss er sich jeweils neu registrieren. Wir möchten dies mit einer digitalen ID kundenfreundlicher, einfacher und komplett digital machen, und dies in einem föderalistischen System mit mehreren Parteien.