Kostendruck, Wachstumspotenziale und Skaleneffekte können ganze Branchen transformieren. 2021 erreichten Firmenzusammenschlüsse Rekordzahlen. Die Dynamik war und ist auch in klassischen KMU-Branchen wie der IT-, der Gesundheits- und der Baubranche hoch.

Ein genauerer Blick auf diese drei Branchen zeigt, dass die Konsolidierungen von unterschiedlichen Faktoren geprägt sind. Die dahinterliegenden Treiber zu verstehen, kann Ihnen helfen, Chancen am Markt zu erkennen und für Ihr KMU zu nutzen.

Die IT-Branche ist auf Wachstumskurs

In der IT-Branche ist die Marktdynamik aktuell hoch aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung und der rasanten Entwicklung neuer Technologien wie AI und Block Chain. Zur Konsolidierung kommt es insbesondere aufgrund von Wachstumspotenzialen, die grössere Unternehmen durch Akquisitionen erschliessen möchten. Gleichzeitig ist für kleinere IT-Anbieter, die ohne den Einsatz erheblicher finanzieller Mittel nur mehr beschränkt wachsen können, eine Übernahme durch einen grösseren Player ein folgerichtiger Schritt.

Dank Zusammenschlüssen oder Akquisitionen profitieren beide von Synergie- und Skaleneffekten und können so ihre Marktposition weiter stärken. Der Verkaufserlös wird nicht selten in neue Businessideen reinvestiert, was den IT-Markt von unten belebt. Auf Käuferseite finden sich vor allem grössere IT-Firmen, die durch den Zukauf Ressourcen und Marktanteile akquirieren, oder Finanzinvestoren, die über Buy-and-Build-Strategien mehrere mittlere und kleine Unternehmen zu einem grossen Player fusionieren.

Wachstum und damit verbundene Skaleneffekte sind in der IT-Branche wohl die wichtigsten Treiber für die Konsolidierungswellen. Die Zusammenschlüsse schaffen für kleinere und grössere Anbieter Vorteile: Während kleinere vom grösseren Distributionsnetzwerk des übernehmenden Unternehmens profitieren, zielen die Käufer stärker auf das Know-how und die spezifischen Fachkräfte des gekauften Unternehmens ab.

UBS Growth Package «Unternehmenswachstum»

Wissenswertes rund um Wachstumsfragen für KMU: In unseren Themendossiers finden Sie übersichtlich wichtige Konzepte, Praxistipps und Strategien.

Die Gesundheitsbranche will Kosten senken

Konsolidierungen in der Gesundheitsbranche sind nicht nur durch Wachstum, sondern auch durch Effizienz- und Kostengründe getrieben. Während die Pharmaindustrie schon weitestgehend konsolidiert ist, sehen wir im Bereich Health Care Services mehr M&A-Aktivität.

Der demografische Wandel und die daraus folgende Überalterung der Gesellschaft führen zu sehr hohen Gesundheitskosten. Die Corona-Pandemie hat den Druck weiter erhöht: Fachkräftemangel, erhöhte regulatorische Anforderungen und steigender Kostendruck führen dazu, dass sich immer mehr Dienstleister zusammenschliessen.

So haben sich zum Beispiel Praxisgruppen für Ärzte und Zahnärztinnen oder Spital-, Labor- und Fitnesscenterketten gebildet. Hier ist die Konsolidierung teilweise schon weit fortgeschritten. Bei Physiotherapiepraxen und Augenärzten ist sie aktuell in vollem Gange.

Ein grosser Vorteil für alle Player: Über die Bildung einer Gruppe lassen sich die Kosten besser steuern, indem etwa der Einkauf koordiniert, die Administration und auch die Ressourcen geteilt werden. Gerade bei Dienstleistern mit kostenintensiven Gerätschaften, wie beispielsweise bei Röntgenpraxen, lassen sich durch Zusammenschlüsse Investitionskosten optimieren und die Kapazitäten und Ressourcen besser auslasten.

Zusätzlich kommt es vor allem bei selbstständig geführten Praxen zu Konsolidierungen aufgrund altersbedingter Nachfolgelösungen, bei denen Eigentümerinnen und Eigentümer infolge fehlender familiärer oder interner Nachfrage eine Übergabe an ein grösseres Zentrum oder eine Ärztekette ins Auge fassen. Zu guter Letzt spielen gerade im Gesundheitssektor Finanzinvestoren eine immer wichtiger werdende Rolle. Sie haben vor allem wirtschaftliche Absichten und wollen eine grösstmögliche Rendite durch Aufbau und späteren Verkauf von effizienten und wachsenden Gesundheitsdienstleistern erzielen. Unterschiedliche regulatorische Bestimmungen in einzelnen Ländern können der internationalen Expansion und den Skaleneffekten jedoch gewisse Grenzen setzen.

Impulse-Newsletter für Unternehmen

Fundierte Analysen zu Wirtschaft und Märkten sowie die besten Business-Tipps direkt in Ihre Mailbox.

Die Baubranche sucht Nachwuchs

Im Bauhauptgewerbe (Hoch- und Tiefbau) ist die Konsolidierungswelle schon seit einigen Jahren durch. In den Baunebenbranchen wie Elektroinstallationen wurde in den letzten Jahren und wird auch aktuell sehr aktiv konsolidiert. In den kommenden Jahren wird dieser Trend wohl auch auf Bereiche wie die Sanitärtechnik überschwappen.

Dies gilt sowohl für vertikale Zusammenschlüsse entlang der Wertschöpfungskette als auch für horizontale Zusammenschlüsse mit Wettbewerbern. Gründe hierfür sind der Fachkräftemangel und altersbedingte Nachfolgeprobleme, die dadurch entschärft beziehungsweise gelöst werden können. Zudem spielen auch im Baugewerbe Synergieeffekte eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt beeinflussen der Klimawandel und damit die zunehmende Nachfrage nach nachhaltigen und energieeffizienten Baulösungen die Branche – ein Wachstumstrend, der Investorinnen und Investoren anzieht und Bewegung in den Markt bringt.

Schliesslich werden im Baubereich auch immer wieder neue Unternehmen gegründet, da die Eintrittsbarrieren wie beispielsweise im Reinigungssektor verhältnismässig tief sind, was zu neuen Übernahmezielen für die Konsolidierer der Branche führt.

Nutzen Sie Konsolidierungen als Chance für Ihr KMU

Weil Mitbewerber Zukäufe tätigen und dadurch wachsen und effizienter werden, kann Ihr KMU unter Zugzwang geraten. Andererseits bringt eine Übernahme auch Unsicherheit in ein Unternehmen, absorbiert Ressourcen und kann personelle Wechsel auslösen, was wiederum Chancen für Ihre Firma eröffnet. Für Sie als Unternehmerin oder Unternehmer stellt sich daher die Frage, wie Sie konkurrenzfähig bleiben und die Marktkonsolidierung für Ihr Unternehmen nutzen können. Jene Unternehmen, die den Wandel aktiv annehmen und gestalten, werden erfahrungsgemäss profitieren. Das kann bedeuten, dass Sie selbst akquisitorisch tätig werden, Teilbereiche ausserhalb des Kerngeschäfts veräussern, Ihr Unternehmen in eine grössere Gruppe einbringen oder weiterhin bewusst auf unabhängiges organisches Wachstum setzen.

Nutzen Sie solche Marktbewegungen aktiv und machen Sie sich rechtzeitig Gedanken über die Auswirkungen auf Sie und Ihr Unternehmen, zum Beispiel mit einer strategischen Standortbestimmung auf Unternehmens- und Eigentümerebene. Als grösste Geschäftsbank am Schweizer Markt kennen wir die Herausforderungen für Unternehmen sehr genau. Wir begleiten Sie deshalb gern bei Ihren Akquisitionsvorhaben oder beraten Sie bei Ihrer Nachfolgeregelung.

Porträt von Roland Halter

Roland Halter

Leiter M&A und Nachfolgeberatung UBS Schweiz

Roland Halter leitet das Team M&A und Nachfolgeberatung in Zürich. Er berät in dieser Funktion mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Nachfolge. Das umfasst die Unterstützung bei der Suche nach einem passenden Käufer, eine individuelle Transaktionsberatung und die Durchführung von Unternehmensbewertungen.

Weitere Inhalte entdecken