Selbstbewusst: Viele junge Arbeitnehmende wünschen sich mehr Mitspracherecht, wenn es um ihre berufliche Vorsorge geht.

Viele Indizien sprechen dafür, dass sich die Einstellung der Belegschaft zur beruflichen Vorsorge in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt hat. Sei es, weil dem Thema medial mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde und man das Geschehen kritischer mitverfolgt, weil sich die individuellen Lebensentwürfe verändert haben oder weil man mehr Eigenverantwortung übernehmen will.

Fakt ist, dass vier von fünf aktiv Versicherten regelmässig über das Thema nachdenken und sich entsprechend informieren. Je näher das Pensionsalter rückt, desto mehr gewinnt die Vorsorgefrage an Gewicht. Zu diesem Schluss kommt Yvonne Seiler Zimmermann, Professorin für Banking und Finance am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern, in ihrer Studie über das Interesse und den Wissensstand der Versicherten bezüglich der beruflichen Vorsorge.

Vorsorgespektrum erweitern

Die Beschäftigten erwarten von ihrer beruflichen Vorsorgelösung gemäss Yvonne Seiler Zimmermann vor allem eines: ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Diese Einstellung zeige sich bei sämtlichen Altersklassen. Während Jüngere sich aber noch wenig mit der Altersvorsorge auseinandersetzen würden und bei der Jobsuche primär auf die Höhe des ausbezahlten Einkommens fixiert seien, achte man mit zunehmendem Alter sehr wohl darauf, wie attraktiv die Vorsorgelösung eines potenziellen Arbeitgebers ausgestaltet ist.

Beratung berufliche Vorsorge

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«Da sie selbst letztlich das Risiko tragen, sollten Versicherte mehr Wahlmöglichkeiten und Mitspracherecht haben, wenn es darum geht, wie ihr Altersgeld angelegt wird», erklärt die Expertin. Deshalb tun Unternehmer gut daran, für ihre Angestellten das Spektrum zu erweitern. Mit den 1e-Lösungen besteht diese Möglichkeit bereits für Personen mit Lohnbestandteilen von mehr als 129 060 Franken. Der oder die Mitarbeitende kann selbst über die Anlagestrategie entscheiden, trägt aber auch das Risiko. Seiler Zimmermann: «Gerade für junge Menschen sind solche Pläne sehr attraktiv, denn aufgrund ihres längeren Zeithorizonts können sie einen höheren Aktienanteil wählen.» Wünschenswert sei dies auch für BVG-Versicherte.

Weitsichtig handeln

Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und sich bei der Belegschaft zu profilieren, lohnt es sich gemäss Yvonne Seiler Zimmermann darüber hinaus, den Fokus auf die nachhaltige Finanzierung der gewählten Vorsorgelösung zu legen. «Ist diese nicht gegeben oder können die zugesagten Leistungen am Kapitalmarkt nicht erwirtschaftet werden, entstehen zwangsläufig Umverteilungseffekte, und zwar vom Überobligatorium ins BVG und von Jung zu Alt», gibt sie zu bedenken.

Im Interesse der Beschäftigten seien Unternehmer folglich gefordert, weitsichtig zu handeln und bei der Wahl der Vorsorgelösung auch künftige mögliche Umverteilungen im Auge zu behalten. «Aus Sicht der Arbeitnehmerschaft sind Umverteilungen unfair», hält die Expertin fest. Ihrer Meinung nach sollten Unternehmen bei der Wahl von Vorsorgeplänen darauf achten, dass diese fair bewertet sind. Zudem sollten KMU ihre Vorsorgelösung regelmässig dahin gehend überprüfen, ob sie noch zur Altersstruktur und zur Anzahl der Beschäftigten im Unternehmen passt.

Key Talents binden

Um sich als Arbeitgeber erfolgreich am Markt zu positionieren, können verschiedene Massnahmen ergriffen werden. Hierzu zählen ein angenehmes Arbeitsklima, eine positive Unternehmenskultur, vorteilhafte Anstellungsbedingungen, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten sowie hohe Flexibilität. Aber auch im Bereich der beruflichen Vorsorge bieten sich Unternehmerinnen und Unternehmern diverse Möglichkeiten, um attraktive Bedingungen zu schaffen.

Die Finanzexpertin

Yvonne Seiler Zimmermann ist Professorin für Banking und Finance am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Nach der Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Basel war sie bei der Eidgenössischen Bankenkommission in der Gruppe Risikomanagement tätig und wechselte anschliessend als Dozentin und Projektleiterin zur Hochschule Luzern.


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