Vermögen effizient strukturiert
Foto: Patrick Hari

Seit drei Generationen befindet sich der Handwerksbetrieb in Familienbesitz. Das Unternehmen ist stetig gewachsen und beschäftigt heute 15 Mitarbeitende. Über die Jahre hat der Inhaber erwirtschaftete Gewinne in der Firma angesammelt. Sie verfügt heute über stattliche Positionen an liquiden Mitteln, Wertschriften und Immobilien. Um – vermeintlich – Steuern zu sparen, hatte der Unternehmer sogar sein Ferienhaus im Tessin in die Firma aufgenommen. Er war stets überzeugt, dass sein Unternehmen gut aufgestellt und wertvoll ist.

Jetzt nähert sich der Inhaber dem Pensionierungsalter und möchte die Nachfolge in seinem Unternehmen in die Wege leiten. Da Sohn und Tochter beruflich einen anderen Weg eingeschlagen haben, rückt ein Verkauf der Firma in den Vordergrund. Doch bei den ersten Gesprächen mit einem potenziellen Interessenten folgt die Ernüchterung: Die Substanz der Firma ist viel zu gross, die angesammelten nicht betriebsnotwendigen Mittel erschweren die Finanzierung seitens des Käufers.

Schlank und fit machen

Man hätte dem Unternehmer den Rat vieler Hausärzte geben können: Es ist leichter, von Anfang an aufs Gewicht zu achten, als später mit einer Diät mühsam Pfunde zu verlieren.

Das Ziel für den Unternehmer lautet, die Bilanz rechtzeitig schlank und fit zu machen und nur den operativen Kern des Unternehmens weiterzugeben. Das Rezept: nicht betriebsnotwendige Mittel gezielt ins Privatvermögen überführen und damit nach der Übergabe den gewohnten Lebensstandard finanzieren.

Für die Überführung nicht betriebsnotwendiger Mittel vom Geschäfts- ins Privatvermögen bieten sich zwei Möglichkeiten an – Lohnbezüge und Ausschüttungen von Dividenden. Mit einer gezielten Bezugsstrategie gelingt es, ein dynamisches, rentables und leicht übertragbares Unternehmen zu schaffen.

Steuerlast reduzieren

Um die daraus entstehenden Steuerfolgen für den Unternehmer abzufedern, bedarf es entsprechender Gegenmassnahmen. So lohnt sich etwa eine genauere Überprüfung der bestehenden Pensionskassenlösung. Denn freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse reduzieren die zusätzliche Steuerlast und ermöglichen zugleich, Privatvermögen für die Zeit nach der Firmenübergabe aufzubauen.

Sind die ins Privatvermögen überführten Mittel in Wertschriften angelegt, profitiert der Unternehmer im Bereich der privaten Vermögensverwaltung von steuerfreien Kapitalgewinnen. So hat er dann «den Fünfer und s Weggli»: Privat verfügt er über eine solide Vermögensbasis, die Firma bleibt schlank und ist aus finanzieller Sicht einfacher übertragbar.

Gerade auch angesichts der anstehenden Unternehmenssteuerreform III (USR III) empfiehlt es sich, rechtzeitig zu handeln. Denn mit der Einführung der USR III voraussichtlich Anfang 2019 dürfte eine Mehrheit der Kantone die Teilbesteuerung der Dividenden erhöhen.

Eine Vermögensstrukturierung kommt auch einem potenziellen Käufer oder Investor entgegen. Denn dieser hat in aller Regel kein Interesse am Erwerb von Mitteln, die er nicht für die Betriebstätigkeit benötigt. Wer will schon Geld für Geld ausgeben ...

Zudem stellen nicht ausgeschüttete Geschäftsgewinne eine zukünftige Steuerlast für den Nachfolger dar. Solche latenten Steuern wird ein Käufer sehr genau ermitteln und einen entsprechenden Abschlag bei den Preisverhandlungen verlangen, weil er in der Regel nicht an Wertschriftenanlagen oder Immobilien wie beispielsweise einer Renditeliegenschaft oder gar einem Ferienhaus im Tessin interessiert ist. Kurz: In den meisten Fällen machen nicht betriebsnotwendige Mittel ein Unternehmen nicht wertvoller. Deshalb lohnt es sich, die Firma vor einer Übergabe um diese zu erleichtern.

«Zu viel Substanz macht eine Firma in den meisten Fällen nicht wertvoller.»

Markus Gölz

Finanzielle Flexibilität

Auch bei einer familieninternen Nachfolge sollte der Inhaber finanzielle Flexibilität schaffen. Denn er muss einerseits für seinen Ruhestand vorsorgen und benötigt andererseits Mittel, um den erbrechtlichen Ausgleich unter den Nachkommen zu ermöglichen. Bei zwei Kindern würde zum Beispiel der Firmennachfolger Aktien, das andere Kind seinen erbrechtlichen Anteil in Form von Bargeld oder Immobilien erhalten.
Sind genügend Mittel vorhanden, könnte der Unternehmer die Firma seinen Nachkommen sogar schenken oder im Fall eines Verkaufs einen ungewöhnlich tiefen Preis verlangen – sofern seine private finanzielle Situation dies zulässt.

Früh planen lohnt sich

In der Praxis zeigt sich immer wieder, wie wichtig eine frühzeitige und langfristige Planung für eine erfolgreiche Unternehmensweitergabe ist. Die Strukturierung des Vermögens muss in einem laufenden Prozess erfolgen, der so früh wie möglich beginnen sollte. Spätestens fünf Jahre vor der geplanten Unternehmensübergabe sind die Vorbereitungen in Angriff zu nehmen.
 

Markus Gölz berät mit seinem Team Firmeninhaber in Fragen zur Vermögensstrukturierung und Unternehmensnachfolge.

Vermögensstrukturierung

Manche Unternehmer sehen den Wert einer Firma in deren Substanz. Doch ein Investor oder Käufer ist primär an der künftigen Gewinnentwicklung (Cashflow) interessiert und will keine nicht betriebsnotwendigen Mittel finanzieren.

Nicht betriebsnotwendige Mittel enthalten vorwiegend folgende Bilanzpositionen:

  • Liquide Mittel. Als Folge einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit und fehlenden Investitionsbedarfs können sich Liquiditätsbestände ansammeln, die höher sind als für die Betriebsführung erforderlich. Man spricht von überschüssiger Liquidität.
  • Immobilien. Überschüssige Liquidität wird oft in Renditeliegenschaften oder Ferienwohnungen investiert. Ein Käufer ist aber meist nur an Betriebsliegenschaften interessiert. Überflüssige Immobilien vor der Übergabe aus der Firma zu lösen, kann kostspielig sein.
  • Wertschriften. Überschüssige Liquidität wird auch in Wertschriften investiert. Kapitalgewinne im Geschäftsvermögen sind steuerpflichtig, im Privatvermögen nicht.

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