War dies der Beweggrund, weshalb nun auch UBS in die Diskussion eingreift?
Nachhaltigkeit, vor allem in ökologischer Hinsicht, ist in den entwickelten Ländern seit Jahren ein Thema. Mit den Klimastreiks der jungen Generation und zuletzt den Erfolgen der grünen Parteien hat sich der Fokus darauf noch einmal verstärkt. Wir befassen uns aber schon weitaus länger damit. Denn als Finanzdienstleister übernehmen Banken eine Scharnierrolle, über die sie die Entwicklung in der Welt beeinflussen können.
Woran denken Sie?
Als Kapitalvermittler haben wir es in der Hand, welche Aktivitäten finanziert werden. Entsprechend versuchen wir, diese in eine nachhaltige Richtung zu lenken.
Wie kann das gelingen?
Mit der Kreditvergabe können wir steuern, welche Branchen bevorzugt werden und welche nicht. Erst kürzlich haben wir beispielsweise beschlossen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu finanzieren. Oder wir gewähren Schweizer Firmen, die ihre Gebäudehülle energetisch sanieren, finanzielle Vorteile. Eine noch grössere Wirkung können wir erzielen, wenn wir in der Vermögensverwaltung das Sustainable Investing, also das nachhaltige Anlegen, vorantreiben.
UBS-Engagement im Bereich Anlagen und Finanzierung
UBS-Engagement im Bereich Anlagen und Finanzierung
- In der Schweiz bietet UBS ihren Privatkunden nachhaltige anlagenübergreifende Portfolios. Weltweit sind bereits heute rund 5 Mrd. Franken an Kundengeldern in solchen Portfolios investiert.
- Per Ende 2018 bilden nachhaltige Anlagen gut 10 Prozent der von UBS verwalteten Vermögen (313 Mrd. US-Dollar). UBS hat sich strenge Standards für die Finanzierung von CO2-Emissionen auferlegt, inklusive eines globalen Verbots der Finanzierung neuer Kohlekraftwerke auf Projektebene. Zudem steigerten sich die Investitionen in klimafreundliche Anlagen um 18 Prozent (gegenüber 2017) auf 87,5 Mrd. US-Dollar.
Dieses Konzept existiert doch schon seit Jahrzehnten.
Wir sind landesweit der grösste Vermögensverwalter und somit in der Lage, den bereits existierenden Trend noch zu intensivieren. Schon heute investieren zehn Prozent unserer Kunden nach sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance). Diesen Wert wollen wir in den kommenden Jahren beträchtlich erhöhen. Wenn allein die Hälfte unserer Kunden nur noch in Unternehmen investiert, die nachhaltig agieren, entfaltet das eine enorme Sogwirkung. Die Firmen werden merken, dass sie nur noch dann gute Ratings und damit auch günstige Finanzmittel erhalten, wenn sie ihre Aktivitäten zunehmend auf Nachhaltigkeit ausrichten. Diese Erkenntnis bewirkt wesentlich mehr als alle staatlichen Gebote und Verbote.
Nach welchen Kriterien sind solche nachhaltigen Anlagen konzipiert?
Noch vor wenigen Jahren galten solche Anlageportfolios als nachhaltig, die nach dem Ausschlussverfahren lediglich gewisse Branchen ausklammern. Nachhaltige Anlagelösungen von heute gehen jedoch viel weiter. Wir berücksichtigen nur Unternehmen, die bei den ESG-Kriterien höchste Standards erfüllen. Zudem setzen wir zum Beispiel Anleihen der Weltbank ein, mit denen nachhaltige Infrastrukturprojekte finanziert werden, oder wir investieren in spezifische Impact-Investing-Projekte, die neben einer finanziellen Rendite auch messbare ökologische oder soziale Resultate ausweisen müssen.
Wie nachhaltig arbeiten denn die Schweizer Unternehmen?
Rund 80 Prozent der in unserer Erhebung befragten Firmen gaben an, dass ihnen die Nachhaltigkeit wichtig bis sehr wichtig ist. Dieser Wert überrascht umso mehr, als zahlreiche Mikrobetriebe an unserer Untersuchung teilgenommen haben, die selbst über viel weniger Einflussmöglichkeiten verfügen. Als Beispiel: Ein Coiffeurbetrieb kann deutlich weniger Einfluss auf die Nachhaltigkeit nehmen als die Immobiliengesellschaft, die ihm die Räumlichkeiten vermietet. Bei grösseren Unternehmen besitzt zudem das Image eine höhere Gewichtung, wenn es darum geht, Fachkräfte zu rekrutieren oder Kunden zu gewinnen. Hinzu kommt, dass grössere Firmen auch Reputationsrisiken vermeiden, die rechtliche und finanzielle Folgen nach sich ziehen können. Hier sind kleinere Unternehmen in geringerem Ausmass gefordert.
Engagements der Mitarbeitenden von UBS
Engagements der Mitarbeitenden von UBS
- UBS und ihre Mitarbeitenden engagieren sich seit Jahren für wohltätige Projekte: in der Schweiz für die Schweiz – mit persönlichem Einsatz vor Ort, Partnerschaften und Vergabungen. Unterstützt werden ausgewählte Projekte mit den Schwerpunkten Bildung und Unternehmertum sowie Aktivitäten in den Feldern Umwelt, Soziales und Kultur.
- Mehr als 4500 UBS-Mitarbeitende, also mehr als ein Fünftel unserer Beschäftigten in der Schweiz, haben allein im vergangenen Jahr über 42 000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet.
Als wichtige Gründe, die Nachhaltigkeit zu verbessern, wurden Zeitgeist, Kundennachfrage und Imageverbesserung genannt. Fehlt bei den Unternehmen die interne Motivation zu mehr Nachhaltigkeit?
Es setzt sich erst langsam durch, dass Nachhaltigkeit auf lange Sicht für ein Unternehmen lukrativ ist. Ein Grossteil der Schweizer Firmen hat inzwischen aber erkannt, dass ökologische Nachhaltigkeit gleichermassen wirtschaftliche Vorteile bringt. Wenn man in der Produktion die Ressourcen schont, weniger Ausschuss herstellt oder die Abfälle rezykliert, schlägt sich das auch in Kosteneinsparungen nieder.
Bei Industrieunternehmen stehen der verantwortungsvolle Konsum und die nachhaltige Produktion sowie die menschenwürdige Arbeit im Vordergrund. Welche branchenspezifischen Prioritäten haben Sie beobachtet?
Grosse Überraschungen sind ausgeblieben. Bezüglich der Sustainable Development Goals (SDG) der UNO richtet sich bei Schweizer Firmen der Fokus auf verantwortungsvollen Konsum, nachhaltige Produktion und Klimaschutz, da die grundlegendsten Entwicklungsziele in unserem Land bereits erfüllt sind. Wir haben kaum Armut, verfügen über genügend Trinkwasser und leben in Friedenszeiten. In anderen Regionen würden die Ergebnisse wahrscheinlich anders ausfallen.
Kommen in der Dienstleistungsbranche die ökologischen Nachhaltigkeitsziele zu kurz?
In der Dienstleistungsbranche spielt die ökologische Nachhaltigkeit generell eine geringere Rolle, da die in diesem Sektor üblichen Tätigkeiten im Vergleich zu Produktionsbetrieben generell deutlich weniger Ressourcen beanspruchen. Potenzial besteht hier indes unter anderem im Energieverbrauch.
Das Thema Nachhaltigkeit wird häufig in der Geschäftsleitung angesiedelt. Gehört es dorthin?
Ökologie ist Chefsache, könnte man meinen. Das bietet sicherlich Vorteile, hängt jedoch stark mit der Grösse eines Betriebs zusammen. 60 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen bis zu zehn Mitarbeitende. Dort ist es auf jeden Fall sinnvoll, Ökologie zur Chefsache zu erklären. In Grossbetrieben wird das Thema jedoch aus einer dafür geschaffenen Funktion bearbeitet.
Sie sagten, Nachhaltigkeit lohne sich auch ökonomisch. Lässt sich dies irgendwie quantifizieren?
Das erweist sich als extrem schwierig. Ich kenne jedenfalls keine Studie. Es kristallisiert sich aber heraus, dass Unternehmen, die nachhaltig agieren, eine ähnlich gute, wenn nicht gar bessere Performance als andere Firmen zeigen.
Was kann ich als abtretender Unternehmer grundsätzlich tun, um sicherzustellen, dass mein Betrieb in den neuen Händen noch lange bestehen bleibt?
Ob ein Unternehmen nach einer Nachfolge erfolgreich weitergeführt werden kann, steht und fällt mit einer frühzeitigen, sorgfältigen Planung dieses Prozesses. Selbstverständlich hegt wohl jeder Patron den Wunsch, dass sein Lebenswerk in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden kann und dabei auch die Werte und Visionen der aktuellen Unternehmergeneration in der Kultur verankert bleiben. Allerdings zeigt die Erfahrung auch, dass es eminent wichtig ist, zu starke Abhängigkeiten von abtretenden Führungspersönlichkeiten aufzulösen, sodass die neue Führungscrew genügend Handlungsspielraum hat.
Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, das Thema Nachhaltigkeit als verpflichtendes Prinzip in die Verträge zu schreiben? Wie sieht das in der Praxis aus?
Ich denke, dass sich Prinzipien und eine geprägte Unternehmenskultur in erster Linie durch eine sorgfältige Auswahl des Nachfolgers im Unternehmen halten lassen. Einige Dinge, auch wenn sie zu Papier gebracht werden, lassen sich dennoch nur bedingt umsetzen, insbesondere wenn die neue Führung ganz andere Wertvorstellungen hat. Themen wie Nachhaltigkeit müssen vom Management vorgelebt und täglich umgesetzt werden.
UBS-Engagements für die Umwelt
UBS-Engagements für die Umwelt
- UBS bezieht in der Schweiz 100 Prozent der elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen. UBS hat die Flugkilometer global von 1 Mrd. (2007) auf 515 Mio. (2018) halbiert und kompensiert seit 2007 100 Prozent der flugbedingten Emissionen.
- Über 60 Prozent der UBS-Kunden bekommen ihre Bankdokumente heute bereits vollständig elektronisch zugestellt.