Sandra Huber-Schütz über die finanzielle Unabhängigkeit der Frau
Mit UBS Women’s Wealth engagiert sich Sandra Huber-Schütz für zwei ihrer Herzensangelegenheiten: Finanzen und die Unabhängigkeit der Frau. Wieso sich das eine nicht vom anderen trennen lässt, erfahren Sie im Interview.
Frau Huber-Schütz, Sie sind Vice Chairwoman bei UBS Schweiz – wussten Sie schon immer, dass Sie bei einer Bank arbeiten wollen?
Frau Huber-Schütz, Sie sind Vice Chairwoman bei UBS Schweiz – wussten Sie schon immer, dass Sie bei einer Bank arbeiten wollen?
Ich habe schon früh gewusst, dass ich auf jeden Fall etwas mit Finanzen zu tun haben möchte. Bereits in jungen Jahren habe ich mich für Wirtschaft interessiert und fand die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Finanzen sehr spannend. Es war mir ebenfalls früh klar, dass ich in finanzieller Hinsicht auf eigenen Beinen stehen will – um dadurch letztlich unabhängig zu sein. Unabhängig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen, ist ein ganz tiefes Gefühl in mir, das ich auf keinen Fall missen möchte.
Wie muss man sich Ihren Werdegang vorstellen?
Wie muss man sich Ihren Werdegang vorstellen?
Ich habe ganz klassisch eine Banklehre absolviert und danach ein Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen. Mit 25 Jahren habe ich zum ersten Mal eine Führungsposition übernommen. Innerhalb meines damaligen Geschäftsbereiches war ich weit und breit die einzige Frau in dieser Rolle. Nicht dass ich mich dabei unwohl gefühlt hätte, aber ich fand es schon sehr speziell, dass ich in der Führungsriege nur Männer um mich hatte. In der Zwischenzeit hat sich zu meiner Freude viel bei diesem Thema bewegt.
Meine Reise ging dann weiter über spannende Stationen im Bereich des Private-Banking-Geschäfts, wie Marktgebietsleitung dann Regionenleitung, Divisionsleitung und 2023 wurde ich zur Vice Chairwoman innerhalb von UBS Schweiz ernannt.
Wann in Ihrer Karriere wurde die finanzielle Selbstbestimmung der Frau ein zentrales Thema für Sie?
Wann in Ihrer Karriere wurde die finanzielle Selbstbestimmung der Frau ein zentrales Thema für Sie?
Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, wo Frauen sehr stark waren. Mit meiner Urgrossmutter habe ich viel Zeit verbracht, weil meine Grossmutter und meine Mutter gearbeitet haben, analog zu meinem Opa und meinem Vater. Gleichstellung war also schon immer eine Selbstverständlichkeit für mich.
Ich hatte dann ein Schlüsselerlebnis während meines Berufsalltags bei der Bank, das ist schon über 20 Jahre her. Ich wurde von einer Kundin angerufen. Allerdings kannte ich aus ihrer Bankbeziehung bis zu diesem Zeitpunkt nur ihren Mann, da er alle finanziellen Angelegenheiten geregelt hat. Sie war sehr schüchtern am Telefon und sagte mir gleich, sie hätte nur eine kurze Frage. Falls ich ihr keine Auskunft geben dürfe, dann könne ich auch mit ihrem Mann sprechen. Ich meinte dann zu ihr: «Das ist auch Ihr Geld. Sie dürfen jederzeit alles fragen und über Ihr Geld verfügen.»
Unabhängig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen ist ein ganz tiefes Gefühl in mir, das ich auf keinen Fall missen möchte.
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Diese Kundin erlebte noch die Zeit, als man als Frau das Einverständnis des Ehemannes brauchte, um eine Bankbeziehung zu beginnen. Erst mit der Anpassung des Familienrechts 1975 hat sich das geändert. Und da wusste ich, das wird nicht die einzige Kundin sein, die sich durch ihren Mann vertreten lässt und teilweise keine Transparenz über ihre eigenen Vermögenswerte hat. «Wir müssen etwas machen», dachte ich. Das habe ich dann auch meinem Chef gesagt. Als eine der ersten Initiativen habe ich eine Eventreihe für Frauen auf die Beine gestellt, was sehr grossen Anklang fand. Mittlerweile sind Frauen natürlich selbstbewusst mit diesem Thema unterwegs, Es geht vielmehr darum, Frauen dafür zu sensibilisieren, dass es wichtig ist, eine gute Finanzplanung zu haben und diese an die unterschiedlichen Lebensphasen anzupassen. Frau sein macht einen Unterschied in der Finanzplanung.
Hand aufs Herz: Verhalten sich Frauen heute anders als Männer, wenn es um Finanzen geht?
Hand aufs Herz: Verhalten sich Frauen heute anders als Männer, wenn es um Finanzen geht?
Man kann und soll nie verallgemeinern: Es zeigt sich aber schon, dass Frauen Geld eher als Sicherheit sehen und weniger als Chance. Wobei sich doch beides verbinden lässt. Ebenfalls zeigt sich: Frauen sind im Vergleich zu Männern mehr an nachhaltigen Anlagen interessiert und investieren entsprechend.
Wie erklären Sie es sich, dass Frauen so viel vorsichtiger sind?
Wie erklären Sie es sich, dass Frauen so viel vorsichtiger sind?
Das liegt vielleicht etwas in unserer Natur. In der Beratung erlebe ich oft, dass Frauen sehr genau verstehen wollen, wenn sie zum Beispiel eine Anlage tätigen, was sie damit machen – was absolut richtig ist. Interessanterweise erzielen Frauen mit dieser Herangehensweise oftmals langfristig eine höhere Rendite.
Auf der anderen Seite zeigt sich, dass Frauen oft Geld lieber auf dem Sparkonto liegen lassen anstatt zu investieren und dadurch langfristige Renditechancen verpassen. Das heisst, optimal wäre, beide Opportunitäten zu bündeln und zu nutzen.
Wie nimmt man denn seine Finanzen selbst in die Hand, beziehungsweise: Wie sieht eine erfolgreiche Finanzplanung aus?
- Transparenz schaffen über die eigene finanzielle Situation.
- Überlegen, welche Ziele man verfolgt und was man finanziell erreichen möchte.
- Einen Plan ausarbeiten, wir nennen das Wealth Way, quasi eine Vermögensstrukturierung in drei Stufen – denn es gibt unterschiedliche Ziele: kurzfristige, mittelfristige und langfristige.
- Basierend auf diesem Plan dann ein Anlagekonzept entwickeln. Das ist die Grundlage für eine stabile Finanzplanung.
- Wenn es im Weiteren um das Investment geht, sollte man sich breit aufstellen, diversifizieren, sich mit den verschiedenen Anlagemöglichkeiten auseinandersetzen und auch alternative Anlagen in Betracht ziehen.
Wie genau unterstützen Sie Frauen mit Women’s Wealth?
Wie genau unterstützen Sie Frauen mit Women’s Wealth?
Wir tun das in verschiedener Hinsicht. Sehr beliebt sind unsere Anlässe, wo man sich unter Frauen austauschen kann und wir gezielt auf spezifische Themen eingehen, zum Beispiel Vorsorge, Nachfolge, nachhaltige Anlagen und vieles mehr, je nachdem, was Frauen interessiert. Wir arbeiten aber auch mit Netzwerkpartnern zusammen – zum Beispiel besuchen wir Universitäten und versuchen, junge Menschen zum Thema Finanzen abzuholen – und auch darauf aufmerksam zu machen, in welchen Bereichen Frauen etwas genauer hinschauen müssen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist Financial Literacy, also die Vermittlung von Finanzwissen: Dafür haben wir mit der Women’s Wealth Academy eine für alle zugängliche Wissensvermittlung-Plattform geschaffen.
Die Wissensvermittlungs-Plattform Women’s Wealth Academy wurde vor knapp vier Jahren ins Leben gerufen, wieso?
Die Wissensvermittlungs-Plattform Women’s Wealth Academy wurde vor knapp vier Jahren ins Leben gerufen, wieso?
Ich hatte diese Idee schon länger im Kopf. Bei Frauen besteht eine grosse Nachfrage nach Finanzwissen. Uns ist es wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben und auf die Anliegen von Frauen einzugehen. Mit der Women’s Wealth Academy unterstützen wir Frauen aktiv dabei, sich ein umfangreiches Finanz-Know-how anzueignen oder dieses zu vertiefen. So können sie selbstbewusste und fundierte Entscheidungen treffen und Verantwortung für ihre finanzielle Zukunft übernehmen – egal, in welcher Lebensphase sie stehen.
Stichwort Lebensphasen: Davon spricht man in der Women’s Wealth Academy oft. Was muss man darunter genau verstehen und wieso sind die Lebensphasen so zentral?
Stichwort Lebensphasen: Davon spricht man in der Women’s Wealth Academy oft. Was muss man darunter genau verstehen und wieso sind die Lebensphasen so zentral?
Jedes Leben verläuft individuell und unterschiedliche Lebensphasen bringen andere finanzielle Fragestellungen mit sich. Es beginnt mit dem ersten Job, mit dem ersten eigenen Geld. Dann findet man vielleicht eine Partnerin oder einen Partner, und man ist zu zweit und so muss man sich überlegen: Wie orchestriert man dieses Vermögen? Gibt es Kinder? Vielleicht kommt es zur Scheidung. Es gibt sehr viele komplexe Finanzfragen bis zur Pensionierung. Entlang dieser Lebensphasen können sich Frauen orientieren und wir begleiten sie dabei.
Zum Schluss: Was raten Sie Frauen – in allen Lebensphasen?
Zum Schluss: Was raten Sie Frauen – in allen Lebensphasen?
Wirklich einfach: Packen Sie die Chancen. Schöpfen Sie insbesondere die Möglichkeiten aus, die sich hinsichtlich finanzieller Unabhängigkeit ergeben.
Finanzwissen erweitern
Finanzwissen erweitern
Sie möchten Ihr Wissen im Bereich «Vorsorge» erweitern? Dann abonnieren Sie jetzt den Lernpfad «Vorsorge».