Da sich das Wirtschaftswachstum abkühlen und die Inflation nachlassen dürfte, erkennt das CIO kurzfristig das grösste Aufwärtspotenzial im Fixed-Income-Bereich – vor allem bei erstklassigen Anleihen. (Shutterstock)

Der MSCI All Country World Index fiel im Oktober um 3%, wodurch sich die Gesamtrendite im laufenden Jahr auf 6,7% verringerte. Der S&P 500 büsste 2,1% ein und notierte im Laufe des Monats zeitweilig um über 10% unter seinem Höchstwert von Ende Juli. Dies entspricht der gängigen Definition einer Korrektur. Die steigenden Renditen belasteten die Aktienmärkte erheblich, da sie die relative Attraktivität von Aktien allgemein beeinträchtigten. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries stieg weiter an und erreichte zum ersten Mal seit dem Jahr 2007 die Marke von 5%.


Der Angriff der Hamas auf Israel war das entscheidende Ereignis, das den Oktober prägte. Der Kriegsausbruch verstärkte die Nachfrage nach verschiedenen traditionellen Zufluchtswerten, wie Gold, das im Laufe des Monats um 7,3% stieg. Das Risiko, dass sich der Krieg zu einem grösseren regionalen Konflikt ausweiten und die Ölversorgung stören könnte, trieb den Preis für Brent-Rohöl zunächst in die Höhe. Doch am Ende des Monats notierte Brent-Rohöl um 3,1% tiefer. Darin zeigte sich der Optimismus, dass der Krieg nicht auf weitere Länder in der Region übergreifen wird und die Ölexporteure der Opec+ mögliche Defizite der Ölversorgung ausgleichen könnten.


In den USA verlief die Berichtssaison für das 3. Quartal, die zum Zeitpunkt der Niederschrift noch läuft, insgesamt robust: Etwas über 70% der Unternehmen übertrafen die Schätzungen für die Gewinne je Aktie. Es gab jedoch einige Enttäuschungen von bekannten Technologieunternehmen. Daher war die Saison nicht positiv genug, um die Aufmerksamkeit von den Sorgen über die US-Notenbank Fed und die geopolitischen Spannungen abzulenken.


Trotz des düsteren Oktobers beurteilen wir die mittelfristigen Aussichten für die massgeblichen Anlageklassen jedoch nach wie vor positiv: Die Unternehmen kehren zum Gewinnwachstum zurück, die US-Wirtschaft steuert auf eine eher sanfte Landung zu und der Inflationsdruck lässt weiter nach. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir die folgenden Strategien:


Diversifikation von Portfolios verstärken: Mit Blick auf die nächsten sechs bis zwölf Monate erkennen wir solide Grundvoraussetzungen für diversifizierte Portfolios. In unserem Basisszenario erzielen Barmittel, Anleihen, Aktien und alternative Anlagen gute Gesamtrenditen. Dies tritt nur selten gleichzeitig auf, weshalb jetzt ein guter Zeitpunkt für Anlegerinnen und Anleger ist, ihre ausgewogenen Kernportfolios aufzustocken. Wir rechnen zwar mit einer Verlangsamung des Wachstums. Doch in unserem Basisszenario kann die US-Wirtschaft den schweren Einbruch vermeiden, der häufig auf eine aggressive geldpolitische Straffung der Fed folgte. Die Aussichten für die Unternehmensgewinne werden ebenfalls freundlicher. Wir schätzen, dass die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 im Jahr 2024 um 9% steigen. Dies dürfte zu soliden Gesamtrenditen für Aktienanleger beitragen, selbst wenn die Bewertungskennzahlen – wie wir erwarten – vom aktuell hohen Niveau aus nicht viel weiter nach oben gehen. Die Aussichten für Anleihen sind noch vielversprechender. Die Markterwartung, dass die Leitzinsen längere Zeit höher bleiben werden, sind unseres Erachtens über das Ziel hinausgeschossen. Wenn die Stimmung umschlägt, dürften die Renditen – die seit der globalen Finanzkrise nicht mehr so attraktiv waren – wieder sinken.


Liquidität steuern: Die Zinsen für Barmittel sind derzeit attraktiv, doch unserer Meinung nach steht der Straffungszyklus der Notenbanken kurz vor dem Abschluss und die hohen Zinsen dürften sich als kurzlebig erweisen. Daher empfehlen wir Anlegern, nicht mehr als den Wert der erwarteten Netto-Portfolioentnahmen für die nächsten zwei bis fünf Jahre im Rahmen einer Liquiditätsstrategie zu halten. Der Rest sollte in ein ausgewogenes Portfolio investiert werden. Innerhalb ihrer liquiden Positionen können Anleger unserer Ansicht nach die Renditen durch eine Kombination aus Einlageninstrumenten, Anleihenleitern und ausgewählten strukturierten Lösungen optimieren und zukunftssicher machen.


Anhebung des Engagements in alternativen Anlagen erwägen: Für risikotolerante Anleger sind alternative Anlageklassen ein wesentlicher Bestandteil einer langfristig ausgerichteten Portfoliodiversifikation, insbesondere in einem Marktumfeld, in dem sich Aktien und Anleihen im Einklang bewegen. Gegenwärtig erkennen wir besondere Anlagenchancen in Hedge-Fund-Strategien, die sich auf Unternehmensanleihen spezialisieren, sowie in Sekundäranlagen in Private Equity. Höhere Zinsen können auch das Renditepotenzial für Verwalter alternativer Anlagen unterstützen, weil die Basiswerte, einschliesslich Private Debt, höhere Renditen und Erträge bieten. Anlagen in alternativen Anlagen sind allerdings auch mit beachtenswerten Nachteilen verbunden, unter anderem mit Illiquiditätsrisiken.


Daher raten wir Anlegern, nicht übertrieben auf die jüngste Verdüsterung der Marktstimmung zu reagieren. Da sich das Wirtschaftswachstum abkühlen und die Inflation nachlassen dürfte, erkennen wir kurzfristig das grösste Aufwärtspotenzial im Fixed-Income-Bereich – vor allem bei erstklassigen Anleihen. Aufgrund der guten Renditeaussichten aller Anlageklassen für die nächsten sechs bis zwölf Monate ist unseres Erachtens jedoch jetzt ein günstiger Moment, um ausgewogene Kernportfolios aufzustocken.


Wesentliche Beiträge von: Solita Marcelli, Mark Haefele, Christopher Swann, Vincent Heaney und Jon Gordon


Lesen Sie den Originalbericht: «Brighter outlook after downbeat October» vom 1. November 2023.