US-Wahlen 2024: Einfluss auf Schweizer Unternehmen
Im November 2024 finden in den USA wegweisende Wahlen statt. Was bedeutet ihr Ausgang für die Schweiz und ihre Unternehmen?
Inhalt:
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- Die von Donald Trump angekündigte «Zollmauer» würde sich bedeutend auf den Welthandel auswirken.
- Kamala Harris dürfte die industriepolitische Agenda von Joe Biden fortführen.
- Ende 2025 laufen grosse Teile des Steuerreformgesetzes «Tax Cuts and Jobs Act» (TCJA) aus.
- Die USA sind für die Schweizer Pharmaindustrie zentral.
- Eine Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken schadet der Exportindustrie, nützt aber den Importeuren
Wahlen bringen immer ein gewisses Mass an Unsicherheit mit sich. Ereignisse wie das Attentat auf Donald Trump oder Joe Bidens Verzicht zugunsten von Kamala Harris machen die diesjährigen US-Wahlen im Vergleich zu früheren Wahlzyklen noch unvorhersehbarer. Umfragen deuten auf ein knappes Wahlresultat im November hin. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen auf die Schweiz und ihre Unternehmen.
Wir konzentrieren uns auf die vier aus unserer Sicht wahrscheinlichsten Szenarien für die US-Wahlen: 1) ein einheitlicher Kongress unter Kamala Harris, 2) ein geteilter Kongress unter Kamala Harris, 3) ein einheitlicher Kongress unter Donald Trump und 4) ein geteilter Kongress unter Donald Trump (Abbildung 1). Ungeachtet des künftigen US-Präsidenten oder der künftigen US-Präsidentin kann ein einheitlicher Kongress wesentliche Gesetze leichter verabschieden, während ein geteilter Kongress das legislative Mandat einschränkt.
Zur Bewertung der Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen 2024 auf Schweizer Unternehmen sollten folgende Faktoren analysiert werden: US-Handelspolitik, Steuern und Regulierungen, Gesundheitspolitik und Währungsrisiken.
Obwohl Donald Trump und Kamala Harris protektionistische Massnahmen in Aussicht stellten, dürfte die Unsicherheit in der US-Aussenpolitik unter Trump höher sein. Er bevorzugt Zölle und verfolgt einen unilateralen Ansatz zur Lösung grenzüberschreitender Probleme. Seine Idee einer «Zollmauer» – 60 Prozent auf chinesische Importe und 10 Prozent auf Importe anderer Länder, einschliesslich der Schweiz – würde den Welthandel stark belasten.
Wir halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass die Zölle in geringerem Umfang und selektiv verhängt werden. Besonders betroffen von den Importzöllen dürften Länder mit grossen Handelsbilanzüberschüssen gegenüber den USA sein: Neben China sind dies vor allem Mexiko, Vietnam, Kanada und teilweise auch die Schweiz (Abbildung 2). Die Zölle würden für Schweizer Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil bedeuten und den Inflationsdruck in den USA erhöhen, was wiederum die US-Konsumentenstimmung dämpfen könnte.
Bei einer Präsidentschaft von Kamala Harris gehen wir grundsätzlich von einer Fortsetzung von Bidens Kurs aus. Biden hat während seiner Amtszeit einen neuen Weg eingeschlagen und mit dem «Inflation Reduction Act» (IRA) und anderen Initiativen eine in den USA seit Langem nicht gesehene Industriepolitik gefördert. Jüngst erhöhte Biden auch die Importzölle auf verschiedene chinesische Güter. Diese industriepolitischen Massnahmen schürten in der EU Befürchtungen hinsichtlich ihrer eigenen Wettbewerbspolitik, was zur Lancierung des europäischen Grünen Deals führte. Die Schweiz, die stark exportabhängig von der EU und den USA ist, zeigt sich punkto Industriepolitik eher zurückhaltend, was für Schweizer Unternehmen zu einem Wettbewerbsnachteil führen könnte. Es gibt bereits erste Anzeichen einer teilweisen Verlagerung der Aktivitäten europäischer, aber auch Schweizer Unternehmen in die USA angesichts der grosszügigen fiskalischen Subventionen.
Ungeachtet des Wahlausgangs müssen sich Schweizer Unternehmen mit engen Geschäftsbeziehungen zu den USA und China auf ein härteres Umfeld einstellen. In diesem Zusammenhang sei der «Biosecure Act» genannt: Der Gesetzesentwurf soll verhindern, dass US-Bundesbehörden Medikamente und andere Gesundheitsprodukte kaufen, bei deren Entwicklung und Herstellung gewisse chinesische Auftragsfertiger involviert sind, um damit amerikanische Patientendaten vor der chinesischen Regierung zu schützen. Obwohl es verfrüht ist, die genauen Auswirkungen des geplanten Gesetzes auf Schweizer Pharmaunternehmen abzuschätzen, könnten ihre Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Biotechfirmen darunter leiden und der Zugang zum wichtigen US-Markt beeinträchtigt werden.
Ende 2025 laufen grosse Teile des «Tax Cuts and Jobs Act» (TCJA) aus – eines umfassenden Steuerreformgesetzes, das Trump Ende 2017 unterzeichnet hat. Obwohl sich Republikaner und Demokraten in vielen Details des TCJA unterscheiden, gibt es parteiübergreifende Unterstützung für dessen Verlängerung, wobei die Demokraten lediglich für das oberste 1 Prozent der Einkommensbezieher Steuererhöhungen umsetzen dürften. Die Republikaner sind in mehreren Bereichen grosszügiger, etwa bei den Unternehmenssteuern, und würden auch bei der Rücknahme der IRA-Finanzierungen weiter gehen. Zudem könnte Trumps Deregulierungsagenda positive Impulse für in den USA tätige Schweizer Unternehmen geben.
Unter Harris hingegen würden erwartungsgemäss Fusionen und Übernahmen strenger reguliert und überwacht. Zudem sorgte Harris jüngst für Aufsehen, als sie Preiskontrollen bei Lebensmitteln vorschlug, um gegen «Wucherpreise» vorzugehen. Eingriffe in die Preisgestaltung erhöhen die Unsicherheiten für Schweizer Unternehmen, da sie möglicherweise ihre Produkte nicht mehr kostendeckend auf dem US-Markt absetzen könnten.
Die USA sind der weltweit grösste Absatzmarkt für Pharmaprodukte und somit für die Schweizer Pharmaindustrie zentral. Anders als in vielen anderen Ländern dürfen in den USA die Medikamentenpreise nicht staatlich festgelegt werden, was Pharmakonzernen hierzulande überdurchschnittliche Gewinnmargen ermöglicht. Doch ab 2026 bringt der IRA eine Wende: Erstmals werden Preisverhandlungen für einige ältere Arzneimittel mit auslaufenden Patenten erlaubt und diese Liste soll künftig erweitert werden.
Obwohl das Gesundheitswesen bisher nicht im Fokus der Wahldebatte stand, gehen wir davon aus, dass Harris die Verhandlungsmacht bei staatlich verordneten Preisnachlässen im IRA ausbauen könnte. Trump hingegen könnte womöglich auf stärkere Regulierungen verzichten und den IRA sowie den «Affordable Care Act» kritisieren, anstatt neue gesundheitspolitische Massnahmen vorzuschlagen.
Donald Trump hat wiederholt einen schwächeren US-Dollar gefordert und in seiner Amtszeit anderen Ländern, insbesondere China, Währungsmanipulationen vorgeworfen. Auch die Schweiz wurde beschuldigt, doch diese Vorwürfe wurden Ende 2023 fallen gelassen. Um eine Abwertung des US-Dollars zu erzwingen, könnte Trump den Handelspartnern mit Importzöllen drohen. Doch eine Abwertung des US-Dollars durch koordinierte Massnahmen mit anderen Ländern dürfte sich in der Praxis schwierig gestalten.
Eine US-Dollar-Abwertung gegenüber dem Schweizer Franken würde der Schweizer Exportindustrie schaden und Importeuren nützen. Obwohl Schweizer Exporte aufgrund des Pharmafokus vergleichsweise gering auf Wechselkursschwankungen reagieren, sind diese Bewegungen für Schweizer Unternehmen dennoch entscheidend, da rund 90 Prozent der gelisteten Unternehmen ihre Gewinne in Fremdwährungen erzielen.
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Die Schweiz ist aufgrund ihrer Handelsoffenheit stark von der Weltkonjunktur abhängig. Schwächt sich die globale Wirtschaft durch Handelskonflikte ab, gilt dies auch für die Schweiz. Ihre Pharmaindustrie ist direkt vom Ausgang der US-Wahlen betroffen, da die USA einer ihrer Hauptabnehmer sind und somit eine hohe Abhängigkeit vom politisch dominierten US-Pharmamarkt besteht. Wir empfehlen, die Entwicklungen der US-Wahlen auf UBS ElectionWatch 2024 (nur auf Englisch verfügbar) genau zu verfolgen und sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten.
Informationen darüber, welchen Einfluss die Wahlen auf globaler Ebene haben, finden Sie im Artikel «US-Wahlen 2024 - Wichtige Erkenntnisse für globale Unternehmerinnen und Unternehmer».
Pascal Zumbühl
Ökonom im Chief Investment Office von UBS
Pascal Zumbühl stiess im Oktober 2023 zu UBS, nachdem er zuvor vier Jahre im Research bei der Credit Suisse gearbeitet und verschiedene Analysen zur Unternehmenslandschaft Schweiz gemacht hatte. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Forschung zu Start-ups, KMU, Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt sowie Nachfolgeregelungen.
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