Nach dem Verkauf ihrer Firma verfügen Unternehmerinnen und Unternehmer über beachtliche Liquidität. Und doch fehlt ihnen etwas: ihr Unternehmen. Viele investieren deshalb auch direkt in andere Unternehmen – und stellen bald einmal fest, dass der Schritt vom Entrepreneur zum Investor leichter gesagt als getan ist.

Worauf kommt es an, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer nach einem Firmenverkauf nicht nur in Kapitalmärkte, sondern auch direkt in Unternehmen investieren wollen? Welche Formen von Direktbeteiligungen gibt es? Welche Stolperfallen gilt es zu vermeiden? Laura Regazzoni verrät im Interview die sieben wichtigsten Punkte rund um direkte Beteiligungen für Entrepreneurs.

1. Angenommen, ich habe mein Unternehmen verkauft und möchte nun in Unternehmen investieren. Wo finde ich passende Investments?

Laura Regazzoni: Sie müssen nicht suchen. Investitionsmöglichkeiten werden oftmals an Sie herangetragen werden. Ob sie passen, ist eine andere Frage. Unternehmen auf Geldsuche werden Ihnen schmeicheln und einmalige Chancen versprechen. Gerade deswegen sollten Sie bei der Auswahl der Investitionsmöglichkeiten einen systematischen Ansatz verfolgen.

Als Erstes sollten Sie klären, was für Sie und Ihre Familie wichtig ist, und Ihre Werte und Ziele definieren. Legen Sie fest, wie viel Geld Sie für Ihren Lebensstil bis zum Lebensende brauchen und wie viel Sie für Investitionen, Projekte, Liegenschaften und so weiter reservieren möchten. Definieren Sie bei den Investitionen, was das Ziel der jeweiligen Investition ist, zum Beispiel: Soll die Investition eine Rendite abwerfen, hat sie einen philanthropischen Hintergrund oder dient sie dazu, dass Ihr «innerer Unternehmer» sich nochmals entfalten kann?

Ohne Ihre Firma, ohne Verantwortung wird sich Ihr Leben stark verändern. Diese so wichtige Orientierungsphase wird häufig übersprungen, respektive die Auslegeordnung erfolgt nicht systematisch genug. Ich habe schon erlebt, wie sich ein achtstelliges Vermögen aus einem Firmenverkauf innert kurzer Zeit praktisch in Luft auflöste. Der Grund waren überhastete Investments in vermeintlich einmalige Opportunitäten. Lassen Sie sich Zeit mit dem Anlegen.

2. Wie kann ich mich als Investor, Investorin auch unternehmerisch betätigen?

Unternehmen benötigen Kapital typischerweise in drei Phasen: gleich nach der Gründung (die sogenannte Early Stage), um Wachstum und Expansion zu finanzieren (Growth Stage) sowie als etabliertes Unternehmen für Akquisitionen, Investitionen und Um- und Restrukturierungen (Mature Phase). In jeder dieser drei Phasen können Sie sich als Investor, Investorin bei einem Unternehmen mehr als nur finanziell engagieren – zum Beispiel als Verwaltungsrat, als strategische Partnerin, als Türöffner, ja sogar operativ als Angestellter oder Projektmitarbeiterin. Das hängt jeweils von beiden Seiten ab: wie und wie stark Sie sich engagieren wollen und können respektive wie viel Engagement seitens des Unternehmens überhaupt erwünscht ist. Es ist extrem wichtig, Ihre Rolle als Investor und im Unternehmen noch vor der Investition klar zu definieren und verbindlich zu vereinbaren. Als Unternehmerin im eigenen Unternehmen haben Sie das Ruder in der Hand, als Investorin nicht.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereits in jungen Jahren ihre Firma verkauft haben, gründen danach ein oder mehrere Unternehmen, bleiben so unternehmerisch am Steuer und werden sogenannte Serial Entrepreneurs.

 

Wie baue ich als Unternehmerin oder Unternehmer privates Vermögen auf?

Was sind Ihre unternehmerischen Ziele? Und wie können Sie Ihr privates Vermögen aufbauen? Sprechen Sie mit uns und lassen Sie uns in einem kostenlosen Gespräch gemeinsam auf Ihre Situation und Ihre Ziele für die Zukunft schauen.

3. Wo sind spezifische Branchenkenntnisse wichtig?

Branchenkenntnisse sind bei Direktinvestitionen grundsätzlich wichtig. Je weniger Sie das Unternehmen beurteilen können – typisch für die Frühphase –, desto wichtiger wird die Branche; bei etablierten Unternehmen hängt die Wichtigkeit der Branchenkenntnisse vom Ziel und von der Art des Investments ab – bei einem Management-Buy-in, bei dem Sie neu die Geschäftsführerrolle übernehmen, sollten Sie die Branche besser kennen als bei einem reinen Finanzinvestment.

Falls Ihnen Wissen über eine Branche fehlt, empfehle ich Ihnen, für die Auswahl einen Spezialisten oder Partner beizuziehen – oder aber den Einfluss der Branchenkenntnisse durch breite Diversifikation über mehrere Branchen hinweg zu kompensieren.

4. Was muss ich bei Early-Stage-Investments beachten?

In der Frühphase sind wie erwähnt Branchenkenntnisse besonders wichtig, in gewissen Branchen sogar unabdingbar. Auch erfahrene Investorinnen und Investoren gehen bei etwa der Hälfte ihrer Investments leer aus. Ich rate gerade bei Early-Stage-Investments deshalb zu einer breiten Diversifikation; investieren Sie Ihr Geld lieber in zehn Unternehmen als alles in eines – ausgenommen, Sie engagieren sich bei einem Unternehmen auch persönlich in einer besonderen Funktion. Sie schlafen übrigens besser, wenn Sie Ihre Investments von Anfang an abschreiben: Freuen Sie sich, wenn Sie einen Volltreffer landen und ein Start-up von der Wiege bis zum erfolgreichen Exit begleiten können.

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5. Was ist bei Growth-Stage-Investments wichtig?

Die Situation ist transparenter als bei Early-Stage-Investments. Das Unternehmen hat die erste kritische Phase überstanden, und es liegen auch schon Zahlen vor. Der Kapitalbedarf ist deutlich höher, das Risiko etwas kleiner als bei Early-Stage-Investments. Growth-Stage-Investments sind häufig reine Finanzanlagen. Für einen Sitz im Verwaltungsrat müssen Sie deutlich mehr Geld investieren, da die Bewertungen meistens hoch sind. Auch für Investitionen in dieser Phase gibt es spezialisierte Anbieter, meistens Fonds, über die Sie diversifizierte Growth-Stage-Investments tätigen können.

6. Worauf kommt es bei Mature-Phase-Investments an?

Etablierte Unternehmen brauchen meist aus drei Gründen Kapital: 1. Nachfolgeregelung/MBO, 2. geplante Akquisition oder grössere Investition, 3. Restrukturierung, Transformation. Wenn etablierte Unternehmen Geld für eine Restrukturierung brauchen, ist das selten ein gutes Zeichen.

7. Wo erhalte ich vertrauenswürdige Beratung?

Spezifisches Branchen-Know-how finden Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit über Ihr Netzwerk oder über spezialisierte Anbieter für die unterschiedlichen Phasen. Externe Beraterinnen und Berater analysieren Branchen oder Unternehmen, bewerten Chancen und Risiken – übernehmen aber keine Garantie und verzichten bei einem Totalverlust nicht auf ihr Honorar. Direktinvestitionen sind immer mit einem Risiko verbunden, insbesondere in der Früh- und der Wachstumsphase. UBS bietet ihren Kundinnen und Kunden über den Private Investor Circle Zugang zu vielversprechenden Schweizer Wachstumsunternehmen. Unsere Bank kann Ihnen auch Kontakte zu Unternehmen vermitteln, die im Rahmen einer Nachfolgeregelung eine Käuferin oder einen Käufer suchen. Bei unseren regelmässigen Venture-Capital-Events bringen wir Investoren und Start-ups zusammen. Unser Angebot im Bereich des institutionellen Private Equity ist sehr breit.

Vor allem aber unterstützen wir Sie bei der so wichtigen Auslegeordnung und der Strukturierung Ihres Vermögens direkt nach dem Verkauf sowie bei Anlagen in traditionellen Anlageklassen.

 

Porträt von Laura Regazzoni

Laura Regazzoni

Client Advisor, Executives & Entrepreneurs, Wealth Management

Laura Regazzoni arbeitet seit 2012 bei UBS und ist seit 2016 im Bereich Executives & Entrepreneurs tätig. Bei UBS hat Sie Erfahrungen im Bereich Global UHNW und im Business Development des Privatkundengeschäfts Europa gesammelt. Davor war sie Mitgründerin und Partnerin beim Venture-Capital-Unternehmen Verve Ventures – dem ersten online unterstützten Venture-Capital-Unternehmen der Schweiz.

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