Krativitätstechniken, Hirn mit Rädern

Das Wichtigste in Kürze:

  • Es gibt viele Gründe für ein neues Geschäftsmodell: Marktveränderungen, neue Technologien, veränderte Kundenbedürfnisse, interne strukturelle Gründe und mehr.
  • Es ist sinnvoll, für solche fundamentalen Anpassungen Expertenrat einzuholen.
  • Resiliente Unternehmen werden weniger stark von externen Ereignissen beeinflusst.

Ein erfolgreiches Unternehmen bleibt nie statisch. Es ist immer bestrebt, den aktuellen Marktanforderungen, Kundenbedürfnissen und wirtschaftlichen Bedingungen gerecht zu werden. Das erfordert zuweilen eine Anpassung des Geschäftsmodells.

Änderungen des Geschäftsmodells werden oftmals erst bei negativen finanziellen Entwicklungen angegangen. Sinkende Erträge sind aber oft nur ein Symptom für Probleme, die schon länger bestehen. Idealerweise erkennt man die Notwendigkeit einer Anpassung des Geschäftsmodells frühzeitig.

Für Unternehmerinnen und Unternehmer stellt sich die Frage: Wann muss ich mein Geschäftsmodell anpassen oder weiterentwickeln?

1. Gründe für eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells

1.1. Marktveränderungen

Der Markt ist einem grundlegenden Wandel unterworfen. Solche Veränderungen können bedeuten, dass das Geschäftsmodell überarbeitet werden muss. Auslöser können sein:

  • Neue Marktdynamik: Jeder Markt durchläuft je nach Branche Zyklen von Wachstum, Reife und manchmal auch Schrumpfung. Das Verständnis dieser Zyklen hilft Unternehmen, ihre Strategien entsprechend zu überarbeiten und langfristig erfolgreich zu sein.
  • Neue Wettbewerber: Der Eintritt neuer Konkurrenz kann den Marktanteil etablierter Unternehmen bedrohen. Denn diese Neuzugänge bringen oft Innovationen, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle mit, die den Status quo herausfordern. Es ist entscheidend für bestehende Unternehmen, die neuen Marktteilnehmenden zu beobachten und wenn nötig die eigenen Angebote oder Strategien anzupassen.
  • Veränderte Bedürfnisse: Kundenbedürfnisse wandeln sich. Was heute relevant und gefragt ist, kann morgen schon veraltet sein. Unternehmen müssen im ständigen Austausch mit Kundinnen und Kunden bleiben und gegebenenfalls Marktanalysen durchführen, um ihr Angebot zielgerichtet anzupassen.

1.2. Technologische Entwicklungen

Neue Technologien und Innovationen können die Geschäftswelt umkrempeln. Sie eröffnen neue Möglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen, vereinfachen Prozesse und verändern Kundenbeziehungen. Disruptive Technologien können etablierte Technologien und Verfahren schnell verändern oder ersetzen.

1.3. Regulatorische Änderungen

Neue Gesetze, Vorschriften oder politische Entscheidungen können Märkte stark beeinflussen. Beispielsweise können strenge Umweltvorschriften kleinere Firmen benachteiligen, weil diese nicht über nötigen finanziellen Mittel verfügen, um diese Auflagen zu erfüllen. Datenschutzregeln wiederum haben direkte Auswirkungen darauf, wie Firmen mit Daten umgehen.

1.4. Globale Trends und makroökonomische Faktoren

Auch globale Ereignisse wie Rezessionen und Pandemien können sich auf lokale Märkte auswirken. Ein vorausschauendes Beobachten dieser Trends hilft, Risiken zu minimieren.

1.5. Interne strukturelle Gründe

Ein weiterer Grund, warum es eine stetige Unternehmensentwicklung braucht, sind Änderungen von internen Strukturen oder Dynamiken:

  • Veränderungen innerhalb der Belegschaft: Die Arbeitswelt wandelt sich. Trends wie Homeoffice und neue Arbeitsmethoden können bedeuten, dass Firmen ihr Geschäftsmodell ändern müssen.
  • Führungswechsel: Neue Führungskräfte bringen frische Ideen und Ziele mit, die zu neuen Ansätzen führen können.
  • Partnerschaften oder Übernahmen: Neue Kooperationen können die Effizienz steigern, erfordern aber oft eine Anpassung der Geschäftsprozesse.

1.6. Managementfehler

Es ist weder einfach, für sein Unternehmen immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, noch ist es simpel, alle wichtigen Marktveränderungen frühzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren. Dennoch: Trifft das Management eines KMU falsche Entscheidungen, müssen diese im Nachgang korrigiert werden. Das geht zuweilen mit Neuausrichtungen des Geschäftsmodells einher.

Fehlentscheidungen durch das Management können beispielsweise zu hohe Wachstumsziele sein, die vorbei an den realen Marktbedingungen, den eigenen Kapazitäten und Ressourcen formuliert wurden. Auch das Verkennen von Marktdynamiken, Wettbewerbssituationen oder technologischen Trends sind Fehler, die langfristige Auswirkungen haben können.

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2. Risiken bei Nichterkennen von Handlungsbedarf

Unternehmen, die es versäumen, ihr Geschäftsmodell frühzeitig anzupassen, laufen Gefahr, auf lange Sicht nicht überlebensfähig zu sein. Folgende direkte Konsequenzen können sich ergeben:

  • Umsatzrückgang
    Eine mangelnde Anpassungsfähigkeit kann zu einem Rückgang der Umsätze führen, da das Unternehmen möglicherweise nicht mehr in der Lage ist, die Bedürfnisse und Anforderungen seiner Kundinnen und Kunden zu erfüllen (z. B. Beschwerden, Kundenabwanderung).
  • Verlust der Wettbewerbsfähigkeit
    Wenn ein Unternehmen nicht mit den sich ändernden Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden Schritt hält oder neue Technologien und Trends ignoriert, riskiert es, von wettbewerbsfähigeren Unternehmen überholt zu werden.
  • Kostensteigerungen
    Ein Unternehmen, das sich nicht anpasst, kann ineffizientere Prozesse beibehalten oder veraltete Technologien nutzen, was zu höheren Betriebskosten führt und seine Rentabilität beeinträchtigt.
  • Innovationseinbussen
    Unternehmen, die nicht innovativ sind oder sich nicht anpassen, verpassen möglicherweise die Möglichkeit, neue Märkte zu erschliessen oder neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die ihr Wachstum vorantreiben könnten.

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3. Vorgehen zur Prüfung des aktuellen Geschäftsmodells

  • Analyse durchführen
    Eine gründliche interne und allenfalls externe Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse*) des Unternehmens kann dabei helfen, herauszufinden, welche Ressourcen und Fähigkeiten vorhanden sind, um das Geschäftsmodell anzupassen.
  • Klare Ziele setzen
    Es ist wichtig, klare Ziele und Meilensteine für die Anpassung des Geschäftsmodells festzulegen, z. B. hinsichtlich Struktur, Kultur oder Mitarbeitenden. Diese Ziele sollten spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sein, damit ein erfolgreicher Change zustande kommt.
  • Umsetzung und kontinuierliche Überprüfung
    Der Prozess der Anpassung des Geschäftsmodells sollte nicht als einmalige Aufgabe betrachtet werden. Unternehmen sollten kontinuierlich überprüfen, wie gut das neue Modell funktioniert, und durch allfällige Anpassungen sicherstellen, dass es den sich ändernden Marktbedingungen gerecht wird.
  • Externe Beratung hinzuziehen
    Die Vorteile von externer Unterstützung beim Change-Management liegen auf der Hand: Change-Expertinnen und -Experten bringen spezialisiertes Wissen und Erfahrung mit, verstehen die Komplexität und Wechselwirkungen von Veränderungen, können die richtigen Fragen stellen und kennen bewährte Methoden, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. Zudem können sie aus einer objektiven und unvoreingenommenen Perspektive handeln und dabei helfen, klare und überzeugende Botschaften zu entwickeln – ohne die Gefahr von Betriebsblindheit.

4. Das Rezept zum langfristigen Erfolg: Resilienz stärken

Die Fähigkeit von Unternehmen, mit Herausforderungen, Veränderungen und Krisen umzugehen und sich davon zu erholen, fällt unter den Begriff «Resilienz». Resiliente Organisationen sind weniger gefährdet, von Veränderungen überrollt zu werden, und werden weniger von dem Gefühl der Dringlichkeit übermannt, was Veränderungsprozesse betrifft. Es gibt einige Faktoren, die Resilienz begünstigen:

  • Aufbau von Reserven: Die Sicherstellung ausreichender liquider Mittel und die Schaffung von Reserven können die finanzielle Stabilität in unsicheren Zeiten gewährleisten.
  • Kontinuierliche Überwachung und Anpassung: Regelmässige Überprüfung und Anpassung von Geschäftsstrategien, Plänen und Prozessen kann helfen, auf unvorhergesehene Ereignisse schnell zu reagieren.
  • Funktionierender Finanzbereich: Ein sorgfältig geplantes Budget, eine solide Finanzplanung sowie ein aussagekräftiges Controlling (inkl. Kostenkontrolle, Nachkalkulation) sind gute Hilfsmittel, um Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen.
  • Risikoanalyse und -management: Ein Risikomanagementplan bewertet interne und externe Risiken und legt Massnahmen zur Risikominderung fest. Dadurch ist ein Unternehmen besser auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet.
  • Diversifizierung: Indem ein Unternehmen sein Geschäft diversifiziert, z. B. durch die Erschliessung neuer Märkte, Produkte oder Dienstleistungen, kann es sich gegen Risiken absichern.
  • Flexibilität und Agilität: Unternehmen, die flexibel und agil sind, können sich besser an veränderte Umstände anpassen und Veränderungsprozesse erfolgreich umsetzen. Die Förderung einer Unternehmenskultur, die Veränderungen begrüsst und schnell auf neue Herausforderungen reagieren kann, ist wertvoll.

Eine Anmerkung zum Schluss: So wichtig es ist, proaktiv Veränderungen herbeizuführen, so wichtig ist es auch, nicht überstürzt zu handeln oder das Geschäftsmodell ständig zu ändern, ohne klare Indikatoren oder Gründe dafür zu haben. Übermässige oder unüberlegte Änderungen können zu Verwirrung führen und das Kerngeschäft des Unternehmens beeinträchtigen. Daher sollte jede Veränderung sorgfältig überlegt und strategisch geplant werden.

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Bild von Jürgen Mayer

Jürgen Mayer

UBS Credit Solutions

Jürgen Mayer ist im Kreditrisikobereich bei UBS tätig. Er berät Firmenkundinnen und -kunden zu komplexen Finanz- und anspruchsvollen Nachfolgelösungen.

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