Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Nachfolgeplanung braucht Zeit: Eine frühzeitige und fundierte Nachfolgeplanung wird in Familienunternehmen häufig vernachlässigt, obwohl sie entscheidend für den Fortbestand des Unternehmens und das familiäre Erbe ist.
  • Vorteile des Family Buy-out (FBO): Die familieninterne Unternehmensnachfolge bietet Vorteile wie vertraute Nachfolgerinnen und Nachfolger, erleichterten Know-how-Transfer und flexible Finanzierungsmöglichkeiten, was den Bestand des firmeneigenen Wissens und des Vermögens sichert.
  • Herausforderungen des FBO: Der Nachfolgeprozess innerhalb der Familie kann durch emotionale Bindungen und die Neigung zur Beibehaltung bestehender Strukturen hinausgezogen werden, was zu Konfliktpotenzial und Verzögerungen bei notwendigen Erneuerungen führen kann.
  • Bedeutung einer Familienstrategie: Eine Familienstrategie legt die langfristigen Ziele und Pläne der Familie fest, fördert den Zusammenhalt und unterstützt die Entwicklung der Talente der Familienmitglieder.

          In der Schweiz ist die familieninterne Unternehmensnachfolge mit rund 60 Prozent die häufigste Übergabeform. Familienunternehmen unterscheiden sich von Publikumsgesellschaften und Unternehmen im Besitz der öffentlichen Hand dadurch, dass sie sich im Mehrheitsbesitz einer Familie befinden und dieser Besitz generationenübergreifend angelegt ist. Das hat auch Auswirkungen auf den Nachfolgeprozess.

          Vorteile des FBO

          Eigentümerinnen und Eigentümer von Familienunternehmen bevorzugen in der Regel eine Nachfolge innerhalb der Familie, da die Nachfolger oder Nachfolgerinnen das Unternehmen bereits kennen und eine starke Bindung zu Geschäft und Mitarbeitenden haben. Dies schafft Vertrauen und Sicherheit bei der Belegschaft sowie den Kundinnen und Lieferanten. Durch die familieninterne Nachfolgelösung bleibt das erwirtschaftete Vermögen für kommende Generationen erhalten. Sind die übernehmenden Familienmitglieder bereits im Unternehmen tätig, wird der Know-how-Transfer zusätzlich erleichtert und das firmeninterne Wissen bleibt erhalten. Flexible Finanzierungsmöglichkeiten wie Erbvorbezüge und spezielle Darlehen für Familienmitglieder vereinfachen die Übergabe und sichern die Kontinuität.

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          Herausforderungen des FBO

          Diesen Vorteilen stehen einige Herausforderungen gegenüber. Der Nachfolgeprozess innerhalb der Familie dauert oft länger als bei anderen Übergabevarianten wie etwa dem Verkauf an das Management (Management Buy-out, MBO, oder falls an Externe verkauft wird, Management Buy-in, MBI). Weil emotional besetzte Themen zu klären sind – Gerechtigkeit, Fähigkeiten, Rolle und Tätigkeiten der Nachfolgegeneration –, schieben Familien das Thema häufig zu lange vor sich her. Tatsächlich können Enttäuschungen bei der Übergabe von familiengeführten Unternehmen noch nach Jahren unerwünschte Nachwirkungen mit sich ziehen. Damit das nicht passiert, braucht es eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge.

          Ein weiterer herausfordernder Aspekt: Ein Wechsel in der Unternehmensführung ist immer eine einmalige Gelegenheit, Bestehendes zu hinterfragen und neue Impulse einzubringen. Familieninterne Nachfolgerinnen und Nachfolger neigen jedoch dazu, die bestehenden Strukturen länger zu erhalten und notwendige Erneuerungen aufzuschieben. Oder aber: Wenn die neue Generation ihre Ideen einbringt, kann dies bei der Vorgängergeneration für Irritation sorgen. Ist der übergebende Eigner oder die übergebende Eignerin weiterhin operativ tätig, besteht ein erhebliches Konfliktpotenzial.

          Die Familienstrategie zur Sicherung der gemeinsamen Basis

          Ein Familienunternehmen ist ein Generationenprojekt. Um eine erfolgreiche Nachfolge zu gewährleisten und den Übergang zwischen den Generationen zu erleichtern, hilft eine gemeinsame Willensäusserung über Werte, Ziele, Strukturen, Regeln und Verantwortlichkeiten. All dies lässt sich mit einer Familienstrategie festhalten.

          Eine Familienstrategie stärkt die finanziellen und geschäftlichen Interessen der Familie durch klare Ziele und Richtlinien. Zudem hilft sie, Konflikte zu vermeiden oder zu lösen, indem sie Mechanismen zur besseren Kommunikation schafft. Die Strategie fördert den Zusammenhalt der Familie, unterstützt die Entwicklung der Talente der Mitglieder und erleichtert die Weitergabe von Vermögen sowie sozialen und einflussreichen Netzwerken an die nächste Generation.

          Familiengremien

          Fest aufgestellte Gremien, in deren Rahmen die Familienmitglieder zusammenkommen und sich im Rahmen der Familienstrategie beraten, können gerade bei grösseren Familien hilfreich sein. Die Familienversammlung fungiert wie ein Parlament, das die Familie lenkt. Sie kann in unterschiedlichen Formen und Grössen existieren und ist in der Regel das grösste leitende Organ. In der Familienverfassung werden die Aufgaben der Familienversammlung und Bestimmungen zu Mitgliedern, Aktivitäten und Sitzungen festgelegt. Auf der Tagesordnung von Sitzungen der Familienversammlung stehen Punkte wie der Austausch aktueller Informationen zum gesamten Familienunternehmen, zu wichtigen Unternehmensprojekten, zur finanziellen Situation sowie zu Familienprojekten, zum Beispiel im Bereich der Philanthropie. Ausserdem diskutiert die Versammlung die Gesamtausrichtung des Familienunternehmens, lenkt die Interessen der Familie und wählt die Mitglieder des Familienrats.

          Der Familienrat ist das wichtigste Entscheidungsorgan für alle Familienangelegenheiten. Seine Mitglieder werden in der Regel von der Familienversammlung ernannt oder gewählt. Der Familienrat hat die Aufgabe, die Bestimmungen der Familienverfassung beziehungsweise der Familienstrategie umzusetzen, über Familienangelegenheiten wie Bildung und Wohlergehen zu beraten und zu entscheiden sowie Leitsätze für das Engagement im Familienunternehmen zu entwickeln. Er fungiert als Bindeglied zwischen der Familie und dem Familienunternehmen und verwaltet das Budget für Familienaktivitäten.

          Die wichtigsten Schritte beim FBO

          Steht ein Generationenwechsel an, ist der Abschluss eines FBO oft zuoberst auf der Agenda aufgeführt. Hierzu legt ein Gesellschaftsvertrag die Regeln für den Kauf und Verkauf von Anteilen innerhalb des Familiengesellschafterkreises fest. Diese Regeln sollten frühzeitig vereinbart werden, bevor Konflikte auftreten. Hier einige wesentlichen Aspekte, die bei einem FBO berücksichtigt werden sollten:

          1. Frühzeitige Planung und Kommunikation: Ein FBO dauert im Schnitt über sechs Jahre. Eine rechtzeitige und offene Kommunikation innerhalb der Familie ist deshalb entscheidend, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden. Es ist wichtig, alle Beteiligten frühzeitig in den Prozess einzubeziehen und ihre Wünsche und Bedenken zu berücksichtigen.
          2. Bewertung des Unternehmens: Eine objektive und professionelle Bewertung des Unternehmens ist unerlässlich, um einen fairen Kaufpreis für die Anteile festzulegen. Dies kann durch externe Gutachter oder Wirtschaftsprüferinnen erfolgen, um Transparenz sicherzustellen.
          3. Finanzierung: Die Finanzierung des Buy-out kann durch verschiedene Mittel erfolgen, wie zum Beispiel Erbvorbezug, Darlehen mit speziellen Familienkonditionen und externe Finanzierungsquellen. Es ist wichtig, eine Finanzierungslösung zu finden, die für alle Parteien akzeptabel und nachhaltig ist.
          4. Gesellschaftsvertrag und Regelungen: Ein detaillierter Gesellschaftsvertrag, der die Regeln für den Kauf und Verkauf von Anteilen innerhalb des Familiengesellschafterkreises festlegt, ist von grosser Bedeutung. Dieser Vertrag sollte frühzeitig vereinbart werden, um klare Richtlinien und Prozesse für zukünftige Transaktionen festzulegen.
          5. Steuerliche und erbrechtliche Aspekte: Die steuerlichen und rechtlichen Auswirkungen eines FBO sollten sorgfältig geprüft werden. Dies kann komplex sein und erfordert möglicherweise die Unterstützung von Steuerberatern und Anwältinnen, um sicherzustellen, dass das Buy-out steuerlich optimal gestaltet und rechtlich abgesichert ist.
          6. Sicherung des Familienfriedens: Der FBO-Prozess kann emotional belastend sein. Es ist daher wichtig, Mechanismen zur Konfliktlösung zu etablieren und sicherzustellen, dass alle Familienmitglieder gleichbehandelt werden. Eine neutrale Moderation oder Mediation kann hilfreich sein, um Spannungen zu entschärfen und den Familienfrieden zu wahren.
          7. Langfristige Perspektive: Das FBO sollte nicht nur als finanzieller oder rechtlicher Akt betrachtet werden, sondern als strategische Entscheidung, die die langfristige Vision und die Werte der Familie und des Unternehmens berücksichtigt. Es ist wichtig, dass die Nachfolgerinnen und Nachfolger gut vorbereitet und in der Lage sind, die Zukunft des Unternehmens erfolgreich zu gestalten.
          8. Unterstützung und Weiterbildung: Den übernehmenden Familienmitgliedern sollten die notwendige Unterstützung und die erforderliche Weiterbildung angeboten werden, um ihre Rolle effektiv ausfüllen zu können. Dies kann Mentoring durch erfahrene Familienmitglieder, externe Schulungen oder die Einbindung externer Expertinnen und Experten umfassen.

          Ausstiegsregeln und Aufteilung des Vermögens

          Eine Familienstrategie bietet nicht nur Orientierung darüber, wie die Übergabe erfolgt, sondern auch darüber was zu tun ist, wenn die potenziellen Nachfolger und Nachfolgerinnen die Firma nicht übernehmen und aus dem Familienunternehmen aussteigen möchten. Die verbleibenden Familienmitglieder können etwa diejenigen, die aussteigen wollen, ausbezahlen, indem sie deren Anteile am Unternehmen kaufen. Sorgfältig durchdachte Ausstiegsregeln sind in jedem Fall hilfreich. Sie werden gemeinsam von der Familie vereinbart und sind darauf ausgelegt, für alle Beteiligten vorteilhaft und fair zu sein. Sie tragen dazu bei, schädliche Streitigkeiten zu vermeiden und die Einheit der Familie zu bewahren. Die Aufteilung von Vermögenswerten wie Immobilien und operativen Unternehmen kann komplex sein. Wenn die Familie darauf bedacht ist, ihr Vermögen durch Investitionen zu erhalten und zu vermehren, ist es möglicherweise nicht ratsam, das Vermögen unter den Familienmitgliedern aufzuteilen.

          Trennung vom Familienunternehmen

          Häufig, aber nicht immer, ist das FBO die beste Lösung. Der Verkauf des gesamten Unternehmens oder von Teilen davon kann manchmal die einzige vernünftige und praktische Option sein, wenn die Familie keine gemeinsame Basis finden kann. Das Ausscheiden aus dem Unternehmen ist ein wichtiger Wendepunkt und oft mit starken Emotionen verbunden. Wenn die Familie jedoch keine Einigung erzielen kann, ist der Verkauf möglicherweise der beste Weg, um das Vermögen zu schützen und Streitigkeiten zu vermeiden.

          Ihre Ziele im Fokus

          Gemeinsam setzen wir Ihre Ziele in konkrete Erfolge um. Mit unserem Netzwerk und unserem Fachwissen eröffnen wir neue Impulse für Ihr Wachstum.

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          Eric Landolt

          Global Co-Head Family Advisory, Art & Collecting
          UBS Global Wealth Management

          Eric Landolt ist Global Co-Head der Abteilung Family Advisory, Art & Collecting bei UBS. Eric hat eine über zwanzigjährige Erfahrung in der Beratung von Familien in den Bereichen Family Governance und Family Office. Sein Fokus liegt auf der Unterstützung von Unternehmerfamilien bei der Gestaltung und der Umsetzung ihrer Familienstrategie im Hinblick auf die Wahrung des Unternehmens, des Vermögens und des Familienzusammenhalts über Generationen hinweg. Er begleitet Familien weltweit in der Erstellung ihrer Familienverfassung, dem Aufbau ihrer Entscheidungsgremien sowie der Gründung ihres Family Office. Eric Landolt ist seit 2002 bei UBS und hatte Positionen in Zürich, Tokio, Hongkong und Singapur inne. Er hat einen Master-Abschluss in Finanzwesen der Universität St.Gallen (HSG) und ist Mitglied des Family Firm Institute, Boston, Massachusetts sowie der Society of Trust and Estate Practitioners (STEP).

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          Nicolas Steiner

          CIC Communication & Partnership Enablement

          Neben gestörten Lieferketten, steigenden Energiekosten, einem starken Franken, zweistelliger Inflationsrate im EU-Raum und schwächelnder Konjunktur gilt es je länger, je mehr auch die geopolitische Grosswetterlage in die Planung zu integrieren. Gern unterstützen wir Sie bei Ihrer Standortbestimmung.

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