Die Pfiffner Messwandler AG, ein Tochterunternehmen der Pfiffner-Gruppe mit Sitz in Hirschthal (Kanton Aargau), blickt auf mehr als 85 Jahre Unternehmensgeschichte zurück und ist der einzige verbleibende Hersteller von Messwandlern in der Schweiz. Messwandler werden weltweit zur Energieverteilung eingesetzt. Als Komplettanbieter fertigt das Unternehmen Spezialtransformatoren, die für Schutzmessungen und Abrechnungszählungen in Nieder- bis Hochspannungsnetzen eingesetzt werden.
Kunden in Europa – und rund um den Globus
Bei den Transformatoren von Pfiffner handelt es sich um langlebige Spezialfertigungen von höchster Qualität, deren Herstellung viel Know-how und eine hohe Spezialisierung erfordert. Pfiffner-Produkte stehen indes nicht nur für Qualität und Zuverlässigkeit, sondern auch für einen umfassenden Service. So sind es denn auch die langfristigen, auf Vertrauen basierenden Kundenbeziehungen, die für ein KMU wie Pfiffner den Schlüssel zum Erfolg darstellen.
Neben dem Schweizer Heimmarkt finden Pfiffner-Produkte vor allem im Euroraum Absatz, insbesondere in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich. Der mittelständische Familienbetrieb hat erfolgreiche Jahre hinter sich. Mit seinen rund 500 Mitarbeitenden weltweit, von denen knapp drei Viertel in der Schweiz tätig sind, erzielt er einen Jahresumsatz von rund 110 Millionen Franken.
Von der Nationalbank überrascht
Die Nachricht vom Wegfall der Euro-Stützungsmassnahmen ereilte Pfiffner – wie so viele andere auch – völlig unerwartet. Durch die starke Integration der Wertschöpfungskette fällt ein Grossteil der Kosten in Schweizer Franken an, währenddessen die Erträge zu über 90 Prozent in Fremdwährungen – hauptsächlich in Euro – generiert werden. Selbst Kunden mit Schweizer Sitz und Zweigstellen in Europa, wie beispielsweise ABB, kaufen bei Pfiffner in Euro ein.
Seit dem 15. Januar 2015 bedeutet dies tiefere Erträge, die nicht einfach mittels Preiserhöhungen wettzumachen sind. Erzielte Pfiffner in den letzten 20 Jahren ein operatives Ergebnis von über 10 Prozent, so liegen die Erwartungen für dieses Jahr nur noch bei rund 5 Prozent. Notwendige Abschreibungen miteinberechnet, droht das Ergebnis sogar ins Minus zu kippen.
Sparpotenzial nutzen und Ertragskraft erhalten
Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, sieht sich das Traditionsunternehmen gezwungen, künftig noch grössere Wertschöpfungsanteile im Euroraum zu beschaffen. Die angestammten Schweizer Zulieferer werden so verstärkt mit ausländischen Konkurrenten ergänzt. Noch vor Kurzem hat das Unternehmen etwa unbearbeitete Gussgehäuse im Euroraum beschafft und diese in der Schweiz weiterverarbeitet. Künftig werden diese bereits bearbeitet aus dem Euroraum bezogen. Darüber hinaus ist geplant, vermehrt Arbeitsprozesse an die türkische Tochtergesellschaft auszulagern. Dafür ist dort ein schrittweiser Kapazitätsaufbau geplant.
Zudem hat Pfiffner Forschung und Entwicklung in eine Tochtergesellschaft ausgelagert, um Prozesse und Technologien gezielt zu optimieren.
Vor Ort in Nord- und Südamerika
Angesichts des schwachen Euros zahlt es sich aus, dass Pfiffner schon vor Jahren damit begonnen hat, zusätzlich zu den angestammten Absatzmärkten auch in aussereuropäische Regionen vorzustossen. Neben einer in Deutschland domizilierten Tochtergesellschaft verfügt Pfiffner über eigene Niederlassungen in der Türkei sowie in Brasilien.
Alle drei Töchter sind produktiv tätig und für den Absatz in ihrer Region verantwortlich, während die Schlüsseltechnologien nach wie vor vom Mutterhaus in der Schweiz zur Verfügung gestellt werden. Dazu kommen Vertriebsstandorte in wachstumsstarken Regionen mit vielversprechendem Potenzial für die Pfiffner-Produkte.
So bearbeitet Pfiffner etwa von Mexiko aus erfolgreich den wachsenden südamerikanischen Markt. Da sich der Handel mit Brasilien aufgrund massiver Einfuhrzölle aber als schwierig erweist, wird der Zugang zu diesem aufstrebenden Markt durch eine eigene Produktionsstätte vor Ort sichergestellt.
Ein Absatzmarkt mit überdurchschnittlichem Potenzial wären zudem die USA mit ihrer in die Jahre gekommenen Infrastruktur, wo aktuell mehrheitlich Billigprodukte mit veralteten Technologien zum Einsatz kommen. Für Pfiffner stellt sich daher die Frage, ob es sich lohnen könnte, den potenzialträchtigen US-Markt in Kooperation mit einem lokalen Partner und einer angepassten Preis-vor-Qualität-Strategie zu bearbeiten.
Zugang zu Mittlerem Osten und Asien
Während der Mittlere Osten seit Längerem schon zu den Absatzdestinationen von Pfiffner gehört, standen die asiatischen «Riesen» China und Indien bisher noch nicht allzu stark im Fokus. Mit ihrer Tochtergesellschaft in der Türkei verfügt Pfiffner jedoch über einen geeigneten Zugang zu diesen bevölkerungsreichen und stark wachsenden Absatzmärkten.
Da die Bearbeitung neuer Märkte immer mit Risiken verbunden ist, professionalisiert Pfiffner im Gleichschritt mit der forcierten Marktdiversifikation das Know-how zur Vermeidung unnötiger Risiken bei Handelsgeschäften im Ausland.
Fazit: In den letzten 20 Jahren hat Pfiffner die Basis dafür geschaffen, die heutige Situation aus einer Position der Stärke angehen zu können. Einige Massnahmen sind bereits eingeleitet, weitere angedacht. Die Fähigkeit und die Bereitschaft sind vorhanden, um die Zukunft auch ohne Euro-Untergrenze zu meistern.
Eingebunden in Holdingstruktur
Die Pfiffner Messwandler AG ist eingebunden in eine Holdingstruktur mit weiteren Schwesterunternehmen in der Schweiz. Die MGC Moser-Glaser AG ist spezialisiert auf Stromschienen, welche die Verbindung zwischen Generator und Transformator herstellen. Die jüngste Tochter, die Alpha Elektrotechnik AG – seit Anfang 2015 Teil der Gruppe – konzentriert sich auf sichtbare Trennersysteme zur Netzabtrennung.