Sollen Kinder Geld für gute Noten bekommen?
Ist es sinnvoll, Kinder für gute Leistungen in der Schule mit Geld zu belohnen? So können Sie die Kleinen nachhaltiger motivieren.
Kinder, die von selbst ihre Ufzgi erledigen und für Prüfungen lernen, sind die Ausnahme. In der Regel stellen sich die Eltern von Schulkindern jedoch seit über 100 Jahren dieselbe Frage: Wie kann man den Nachwuchs motivieren, sich in der Schule Mühe zu geben? Und wie reagiert man am besten, wenn die schlauen Kleinen mit guten oder sogar glanzvollen Resultaten nach Hause kommen? Die Versuchung ist gross, für die Note 5 einen Fünfliber springen zu lassen. Für eine 4,5 würde man dann 4.50 Franken in Aussicht stellen, und für eine 6 gäbe es vielleicht sogar eine Zehnernote. Aber wie wirken sich solche finanziellen Anreize überhaupt auf die Motivation von Kindern aus? Wäre ein Familienausflug in den Zoo vielleicht eine angebrachtere Belohnung, oder soll man doch besser gar keine geben?
Geld setzt falsche Anreize
Geld setzt falsche Anreize
Obwohl der Batzen für gute Leistungen einfach und verlockend scheint: Zeugnisse oder Prüfungsnoten mit Geld zu belohnen, ist wenig sinnvoll. Denn so gibt man nur den messbaren Leistungen einen Wert. Die Message an die Kinder lautet dann: Für gute Schulnoten lohnt sich der Einsatz. Für andere Leistungen, wie beispielsweise einer Schulkollegin etwas erklären, hingegen nicht. Ausserdem verlieren Geldbelohnungen rasch ihre Wirkung. Der Wissensdurst und die Neugier der Kinder sind viel stärker und nachhaltiger als Anreize durch Geld. Ihre innere Motivation, neue Sachen lernen und entdecken zu wollen, ist unbezahlbar. Hinzu kommt, dass der Konkurrenzdruck unter Geschwistern durch Belohnungen oft verstärkt wird. Dabei sind die Noten in verschiedenen Klassen und bei verschiedenen Lehrpersonen oft nicht wirklich vergleichbar.
Einsatz loben statt Resultat
Einsatz loben statt Resultat
Was Eltern eigentlich belohnen oder fördern sollten, ist der Einsatz ihrer Kinder. Für die Schule, für das Üben eines Instruments, für das sportliche Training oder wofür auch immer das Herz der Kinder schlägt. Und dieser Einsatz spiegelt sich nicht immer in messbaren Resultaten. Aber klar, Eltern dürfen und sollen die Kleinen loben, wenn sie sich für etwas diszipliniert und fleissig einsetzen. Jedoch passt es vielleicht noch besser, wenn die Belohnung – zum Beispiel das Kochen des Lieblingsgerichts – nicht mit einem konkreten Resultat verknüpft wird. Denn bekanntlich gehören auch Misserfolge wie schlechte Noten oder vermasselte Prüfungen zum Leben. Und trotzdem bleibt die Vorbereitung darauf lobenswert.
Wertschätzung definiert sich nicht über Geld
Wertschätzung definiert sich nicht über Geld
Eines bleibt bestehen: Kinder sollen schrittweise den Umgang mit Geld lernen. Und dazu ist es auch sinnvoll, dass Kinder über eigenes Geld verfügen. Dafür eignet sich ein regelmässig ausbezahltes Taschengeld oder später ein Jugendlohn jedoch viel besser als leistungsabhängige Geldbelohnungen. Denn diese führen nur zu unnötigem Druck, und davon kriegen die Kinder heute schon genug. Also, wie kann man nun den Kindern die elterliche Wertschätzung für ihren Einsatz zeigen? Zum Beispiel mit einem gemeinsamen Familienausflug oder einem spontanen Festessen – ganz unabhängig von den letzten Noten, die nach Hause gebracht wurden.
Das Wichtigste in Kürze
Das Wichtigste in Kürze
- Kinder haben ein natürliches Bedürfnis, neue Sachen zu lernen und zu entdecken.
- Neugier und Wissensdurst motivieren mehr als finanzielle Anreize.
- Geld für Schulnoten belohnt nur messbare, jedoch nicht andere lobenswerte Leistungen.
- Die Wirkung von Geldgeschenken verpufft rasch.
- Belohnungen mit Geld oder Ähnlichem für Zeugnisse und Schulnoten sind nicht zu empfehlen.
- Das Üben des Umgangs mit Geld nicht mit Schulleistungen verbinden.
Die pädagogischen Grundsätze von UBS
Die pädagogischen Grundsätze von UBS
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Pädagogin Marianne Heller entstanden, mehrjährige Leiterin eines Programmes zur Finanzerziehung und Schuldenprävention für Kinder und Jugendliche.