Wird die Technologie zum Risiko für unsere Jobs und die Zukunft?
Die neuen Technologien, die unsere Arbeitsplätze bedrohen, bedienen sich des Internets, der Robotik und der künstlichen Intelligenz. Darüber spricht Christopher Pissarides.
Autor: Sir Christopher Pissarides
Seit der industriellen Revolution im England des 18. Jahrhunderts wurden menschliche Tätigkeiten durch fortschrittliche Technik ersetzt. Jeder technische Durchbruch geht auf eine bedeutende neue Entdeckung zurück, mithilfe derer eine Sache besser erledigt werden kann als vom Menschen. Dampfkraft, Verbrennungsmotor, Elektrizität und der Computer haben die zuvor von Menschen ausgeführten Arbeiten verdrängt. Und jedes Mal wurden dabei neue Tätigkeiten geschaffen, die das Potenzial hatten, das Leben aller zu erleichtern. Vor dem Kraftfahrzeug gab es in den grossen Städten ganze Berufszweige rund um Pferde: für Aufzucht, Training, Pflege, die Reinigung der Ställe und die Versorgung. Alle diese Berufe sind verschwunden. Geht es uns deshalb schlechter?
Offensichtlich nicht. Es sind dafür andere Berufe rund ums Auto entstanden, viele und noch dazu besser bezahlte. Aufgrund der neuen Mobilität hat sich ein ganz neuer Lebensstil entwickelt. Genau wie die Globalisierung können neue Technologien für alle Vorteile bringen. Nur müssen diejenigen, deren Arbeitsplätze weggefallen sind, einen Ausgleich und Hilfe bei der Umstellung erhalten; ansonsten wird es dem Land danach schlechter gehen als vorher.
Die neuen Technologien, die heute unsere Arbeitsplätze bedrohen, bedienen sich des Internets, der Robotik und der künstlichen Intelligenz. Deren Fähigkeiten übersteigen unser Verständnis. Daher rührt die Panik: KI-gestützte Roboter könnten in der Lage sein, Dinge zu tun, die wir nicht einmal mehr verstehen. Aber jeder Einzelne von uns sollte sich über den technologischen Wandel freuen. Und wenn wir damit umzugehen wissen, werden wir am Ende auch besser dastehen. Neue Arbeitsplätze werden entstehen und jene ersetzen, die durch Roboter zunichte gemacht wurden – denn es gibt nach wie vor viele Dinge, die ein Roboter nicht kann, beispielsweise Entscheidungen in unvorhersehbaren Situationen treffen. Und wenn Roboter die Arbeit machen, haben wir die Möglichkeit, weniger zu arbeiten und in unserer Freizeit die Ergebnisse der neuen Technologien zu geniessen. Zum Wohle der Gesellschaft insgesamt müssen sich Unternehmen, Angestellte und Regierungen der neuen Realität stellen und sich anpassen.
Die CEOs von Unternehmen müssen einen umfassenderen Blick darauf werfen, woher der Wettbewerb kommen könnte; herausfinden, wie sie die Robotik mit den Tätigkeiten von Menschen kombinieren können und bereit sein, ausgetretene Pfade zu verlassen und die Prozesse zu identifizieren, die von Zukunftstechnologien durchgeführt werden könnten. Wer in der Bankenbranche hätte zum Beispiel gedacht, dass ein sozialer Chatdienst dem traditionellen Bankgeschäft Konkurrenz machen könnte? Es wird noch viele solche neuartigen disruptiven Entwicklungen in unseren traditionellen Geschäftsabläufen geben. Auch die Beschäftigten müssen flexibler werden und sich in Bezug auf ihre Fähigkeiten und die angestrebten Berufe dem Wandel öffnen. Denn wenn sie es richtig angehen, können sie für sich Verbesserungen erreichen. Regierungen müssen sicherstellen, dass der Anstand und die hohen Standards des Menschen in der neuen Arbeitswelt gewahrt bleiben. Sie dürfen den technischen Fortschritt nicht im Panikmodus blockieren. Im neuen Technologiezeitalter muss der Bildungsbedarf eines Landes überdacht werden und die Unterstützungsmechanismen für Beschäftigte, die zunächst benachteiligt sind, müssen ausgeweitet werden. Veränderungen werden sich häufen und ein Aufhalten des Wandels, wie es in der Vergangenheit bei der Globalisierung zu beobachten war, muss vermieden werden.
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