Kann die Spieltheorie Kriege verhindern?
Nobelpreisträger Robert Aumann erhielt den Nobelpreis für seine Analyse von Konflikt- und Kooperationssituationen. Seine Antwort klingt einfach, ist aber bedeutsam.
Die Frage selbst mag lächerlich klingen. Kann man durch eine Theorie Kriege verhindern? Robert Aumann, Experte auf dem Gebiet der Spieltheorie, sagt, dass Kriege zwar nicht durch Theorien verhindert werden können, aber durch Menschen. In Konfliktsituationen sind es die Menschen, die Entscheidungen treffen und damit über Krieg und Frieden entscheiden. Die Spieltheorie entwirft Instrumente und Strategien, die den Entscheidungsträgern in Konfliktsituationen helfen sollen, das zu vermeiden, was in der Geschichte der Menschheit eine Konstante war: Krieg und Zerstörung.
Am besten bekannt ist Aumann für seine Forschung und seine bahnbrechenden Erkenntnisse zu (wiederholten) Spielen, die eine fundierte Basis für die Analyse von Kriegen bieten. Er stellte unter Beweis, dass es sich bei menschlichen Interaktionen nie um ein einmaliges Spiel handelt – eine Erkenntnis, die die Regeln der Strategie und des rationalen Verhaltens in einem Konflikt stark beeinflusste. «Es gibt Dinge wie Rache und Drohungen auf der einen Seite und Vertrauen und Altruismus auf der anderen. Sich gegenseitig zu helfen, scheint auf den ersten Blick nicht rational, da es nicht den eigenen Zwecken dient», erklärt Aumann. «Aber im Rahmen von wiederholten Spielen kommt man so seinem eigentlichen Ziel näher.»
Aumann meint damit, dass die Menschen sich in diesem Fall bewusst sind, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie Hilfe erhalten werden, wenn sie diese benötigen, höher ist, wenn sie selbst geholfen haben. Daher ist der Begriff Anreize in diesem Zusammenhang so wichtig.
«Manchmal muss man in den Kampf ziehen», sagt er. «Darauf will ich hinaus. Wenn man bereit ist, in den Kampf zu ziehen, und andere diesen Eindruck bekommen – wobei dieser Eindruck auch den Tatsachen entsprechen muss – sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich kämpfen muss.»
Als Beispiel führt Aumann den Kalten Krieg an, der als wissenschaftliches Modell und Beispiel für nationale Sicherheitspolitik dient und bezeichnenderweise auch als MAD-Doktrin bezeichnet wird, wobei MAD für Mutual Assured Destruction steht, also die gegenseitig zugesicherte Zerstörung. Vereinfacht gesagt würde jeder nukleare Erstangriff gleichermassen vernichtend vergolten werden. Beim sogenannten Atompatt entsteht eine Situation, in der keine Seite gewinnen kann, wodurch die Waffen beiderseitig ruhen.
«Die Möglichkeit des Desasters muss ernsthaft bestehen. Man kann den anderen nicht weismachen, dass es ernst ist, wenn es eigentlich gar nicht ernst ist», erklärt Aumann und unterstreicht damit den zentralen Faktor, der während des Kalten Krieges zur MAD-Doktrin führte: das Gleichgewicht des Schreckens.
Aber der Kalte Krieg ist nur ein Beispiel für einen Waffenstillstand. Er währte nicht ewig. Hass speist auch heute noch viele Kriege. Das ist wohl der traurigste Beweis dafür, dass eine Theorie allein nicht ausreicht, um Menschen ausreichend Menschlichkeit einzutrichtern, sodass sie die Schlachtfelder hinter sich lassen. Die Spieltheorie entwirft zwar strategische Pfeiler, um aus einer beliebigen Konfliktsituation herauszukommen, aber wir als Menschen müssen sie beachten und nutzen, um Frieden zu schaffen.
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