Das Alter zu verdrängen ist menschlich
Bild: Pia Bublies

Um den gewohnten Lebensstandard auch im Rentenalter aufrechtzuerhalten, kann man nicht früh genug mit der privaten Vorsorge beginnen. Doch ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz hat keine Säule 3a und längst nicht alle, die eine eröffnet haben, schöpfen regelmässig den zulässigen jährlichen Maximalbetrag aus. Vor allem in jüngeren Jahren schenken viele Menschen der freiwilligen Vorsorgeplanung zu wenig Beachtung. In diesem Teil des Dossiers «Vernünftig vorsorgen» gehen wir den Gründen nach und zeigen, was sich dagegen tun lässt.

1: Wie Verhaltenstendenzen uns beeinflussen

Wie Verhaltenstendenzen uns beeinflussen

Entscheide können auf Vernunft oder auf Verhaltenstendenzen beruhen. Wichtig ist, dass man die Mechanismen kennt.

2: Das Alter verdrängen ist menschlich

Das Alter zu verdrängen ist menschlich

Dass der Ruhestand finanziell langfristig geplant werden muss, ist bekannt. Doch nicht immer wird nach dieser Prämisse gehandelt.

3: Auch was man hat, kann an Wert verlieren

Auch was man hat, kann an Wert verlieren

Wer vorsorgt, will Sicherheit – und setzt dabei auch mal auf das falsche Pferd. Häufig ist die Cash-Illusion der Grund dafür.

4: Auf Dauer hilft nur eine gute Strategie

Auf Dauer hilft nur eine gute Strategie

Wer in der Säule 3a auf Wertschriften setzt, muss die Verhaltenstendenzen kennen, die einer erfolgreichen Strategie im Weg stehen.

5: Guter Entscheid will Weile haben

Guter Entscheid will Weile haben

Wer seine Gefühle in Schach halten kann, hat beste Voraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Vorsorge.

Viele Arbeitnehmende verfügen zumindest über einen gewissen Anteil freier Mittel, die gut für die freiwillige Altersvorsorge angelegt werden können. Trotzdem kümmern sie sich nicht darum. Dies beruht teilweise darauf, dass wir uns lieber mit der nahen Zukunft beschäftigen als mit der fernen. Denn die ferne Zukunft ist deutlich unsicherer und sie verlangt von uns, über das Lebensende nachzudenken. Wenn aktuelle (Konsum-)Freuden die zukünftigen (Spar-)Ziele systematisch verdrängen, sprechen Verhaltensökonomen von einem Mangel an Selbstkontrolle (self control bias).

Wissen Sie, welche der drei Säulen Sie selber aufbauen können?

Dass die Planung der Vorsorge manchmal vernachlässigt wird, lässt sich unter anderem damit erklären, dass sich der Staat um einen Teil der finanziellen Vorsorge kümmert. Was die eigene Verantwortung weniger dringend scheinen lässt. Dabei sollte man aber nicht ausser Acht lassen, dass sich das Rentensystem und dessen Umfeld seit der Einführung der AHV (1. Säule) im Jahr 1948 sowie der Konzeption von beruflicher (2. Säule) und privater (3. Säule) Vorsorge Anfang der 1970er-Jahre verändert haben.

Konservatismus bremst Wandel

Der demografische Wandel unserer Gesellschaft – der Anteil Pensionierter an der Gesamtbevölkerung wird zunehmend grösser – setzt die ersten beiden Säulen unseres Vorsorgesystems unter Druck. Zur Sicherung der langfristigen Stabilität von AHV und Pensionskassen bedarf es Reformen. Doch Veränderungen herbeizuführen, ist schwierig, da Menschen unabhängig ihrer politischen Präferenz zu Konservatismus (conservatism bias) neigen und dazu tendieren, am Gewohnten festzuhalten. Das hält viele davon ab, die demografischen Statistiken und ihre Konsequenzen in das Abstimmungsverhalten oder auch in private Investitionen einzubeziehen.

Nahe am Konservatismus ist die Verhaltenstendenz, am Status quo (status quo bias) festzuhalten und das, was erreicht wurde, höher zu gewichten als das, was noch erreicht werden kann. Diese Tendenz hindert uns allerdings daran, den strategischen (Anlage-)Plan, also die Fahrtrichtung, auf das sich verändernde Umfeld anzupassen.

Dossier «Vernünftig vorsorgen»

Lesen Sie im dritten Teils des Dossiers «Vernünftig vorsorgen», was beim Aufbau einer nachhaltigen Vorsorgestrategie zu beachten ist.