Auch was man hat, kann an Wert verlieren
Wer vorsorgt, will Sicherheit – und setzt dabei auch mal auf das falsche Pferd. Häufig ist die Cash-Illusion der Grund dafür.
Viele Erwerbstätige, welche die Säule 3a nutzen, haben sich für ein Vorsorgekonto entschieden. Logisch, denn ein Konto steht für Sicherheit und in der Vergangenheit vielleicht auch für Ertragswachstum. Doch die Einführung der Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank Ende 2014 hat dazu geführt, dass auch Vorsorgekonten kaum mehr verzinst werden und im Falle von aufkommender Inflation ein realer Wertverlust über die Jahre möglich ist. Dennoch bleiben die meisten Erwerbstätigen beim einmal gewählten Vorsorgekonto. Lesen Sie in diesem Beitrag des Dossiers «Vernünftig vorsorgen», warum Alternativen in Betracht gezogen werden sollten.
Das oben erwähnte Verhalten beruht auf einer Tendenz, die von Verhaltensökonomen Verlustaversion (loss aversion bias) genannt wird. Sie besagt, dass wir den Schmerz über einen bestimmten Verlust grösser empfinden als die Freude über einen gleich hohen Gewinn. Für die Vorsorge heisst das: Wir wählen lieber das Vorsorgekonto, das keine Zinsen abwirft, aber scheinbar keinen Verlust verursacht. Auf Aktien zu setzen, die zwar zwischendurch mal schwanken, aber in der Vergangenheit für höhere Erträge standen, ist uns hingegen zu unsicher.
Hinzu kommt die Cash-Illusion (cash illusion bias), die uns glauben lässt, Geld verliere nicht an Wert, da 1 Franken nominal 1 Franken bleibt. Doch das ist ein trügerisches Gefühl, da Inflation die Kaufkraft sinken lässt. Auch wenn die Inflation in der Schweiz seit geraumer Zeit niedrig ist und in den kommenden Jahren voraussichtlich gedämpft bleiben dürfte, untergräbt sie langfristig die Vorsorgeersparnisse.
Der Anlagehorizont ist entscheidend
Der Anlagehorizont ist entscheidend
Wer langfristig vorsorgt, sollte wissen: Bei privaten Vorsorgeersparnissen ist der Anlagehorizont der entscheidende Faktor, um das Risikoniveau festzulegen. Modellrechnungen von UBS zeigen, dass bei einem Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren der Grossteil des Vorsorgekapitals strategisch in ein diversifiziertes Aktienportfolio investiert werden kann, um die Renditen zu maximieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein nominaler Verlust bis zum Ende des Anlagehorizonts vermieden werden kann, selbst wenn die Finanzmärkte in diesem Zeitraum Rückschläge erleiden. Über einen kürzeren Zeithorizont sollte das Risiko tiefer gehalten werden, indem nur ein Teil in Aktien investiert wird.
Der Blick über den Beginn des Ruhestands hinaus verlängert den Anlagehorizont, erhöht die Flexibilität und maximiert die Renditechancen. Denn in der Regel wird zu Beginn der Pensionierung nur ein kleiner Teil des angesparten Altersguthabens benötigt. Der grössere Anteil der privaten Ersparnisse sollte für spätere Rentenjahre beibehalten werden, wenn das in der beruflichen Vorsorge angesparte Kapital an Kaufkraft verloren hat und zusätzliche Gesundheitskosten entstehen können.
Gut zu wissen: Säule-3a-Konten müssen zwar spätestens mit dem Beginn der Rente aufgelöst werden, doch Anlagefonds können dann weitergeführt und in ein Wertschriftendepot übertragen werden.