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Ohne «Hong Bao» geht in China gar nichts. Ob zum chinesischen Neujahrsfest, an Hochzeiten und Geburtstagen oder zum Dienstjubiläum – stets werden die roten, mit goldenen Ornamenten verzierten Umschläge gereicht. Das glückliche Hochzeitspaar erhält sie, genauso wie die strebsame Enkelin und der verdiente Mitarbeitende. In den «Hong Bao» stecken nicht etwa Glückwunschkarten mit besten Wünschen zum besonderen Tag, sondern: Geld. Vorzugsweise grosse Scheine, frisch von der Bank.

Geld zu schenken, gehört in China nicht nur zum guten Ton, es ist ein sozialer Code. Das Geschenk soll dem Empfänger Glück und Wohlstand bringen, darum ist es in rotes Papier eingepackt, die glücksbringende Farbe des Lebens. Nicht selten wird sogar die Geldmenge so gewählt, dass die Zahl oder deren Aussprache Gutes verheisst. 888 Yuan etwa sind lieber gesehen als 900 Yuan – Numerologie und Aberglaube sei Dank.

Lehrreicher Göttibatzen

In unseren Breitengraden sind Geldgeschenke weit weniger üblich. Wird Geld geschenkt, dann vorzugsweise in der Familie, von den Älteren an die Jüngeren, beispielsweise in Form eines «Göttibatzens». Das sei völlig in Ordnung, sagt Marianne Heller, die bei Pro Juventute für das Programm Schuldenprävention und Konsum verantwortlich zeichnet. «Die meisten Kinder und Jugendlichen freuen sich, wenn sie Bargeld erhalten. Es gibt ihnen die Möglichkeit, selber zu entscheiden, wofür sie das Geld einsetzen möchten.»

Gleichzeitig entstehe ein Lerneffekt, da die Minderjährigen ihre Wünsche an den real verfügbaren Mitteln messen. Wichtig sei, dass mit den Geldgeschenken keine bestehenden Familienregeln verletzt würden, sagt Heller. «Gerade bei kleineren Kindern lohnt es sich, als Götti oder Grossmutter zuerst mit den Eltern zu sprechen, bevor Geld geschenkt wird.»

Als Hochzeitsgeschenk ist Bares bei uns, wenn überhaupt, nur als Beitrag an eine konkrete Investition, etwa an die Hochzeitsreise oder das neue Silberbesteck, akzeptiert. Verbreiteter sind Geldgeschenke an die Arbeitnehmenden, sie werden aber in der Regel diskret als Lohnbestandteil aufs Bankkonto überwiesen. Das gewichtigste Argument gegen das Verschenken von Geld ist denn auch die Angst, ideenlos und unkreativ zu wirken. Auch deshalb werden hierzulande lieber Gutscheine geschenkt. Ein Irrtum: Studien zufolge wird rund ein Viertel der Gutscheine gar nie eingelöst.

Rauchstopp dank Geldgeschenk

Was es bei Geldgeschenken zu beachten gilt, sind steuerliche Aspekte. So können Schenkungs- oder Erbschaftssteuern anfallen. Da die Kantone in der Gestaltung dieser Steuern freie Hand haben, reicht das Spektrum von kompletter Steuerbefreiung, etwa im Kanton Schwyz, bis hin zu gemeindespezifischen Bestimmungen, was Freibeträge und Steuersätze für Schenkende und Beschenkte betrifft. In der Regel ist die Höhe der Steuer aber direkt abhängig von der Höhe der Schenkung und vom Verwandtschaftsgrad zwischen den beiden Parteien.

Eine Gruppe, die überraschenderweise von Geldgeschenken besonders profitiert, sind Süchtige. So haben Forschende der Universität Genf in einer Studie mit 800 Raucherinnen und Rauchern mit geringem Einkommen herausgefunden, dass finanzielle Anreize besonders wirksam sind, wenn es darum geht, mit dem Rauchen aufzuhören. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmenden blieben mit der Aussicht auf eine Belohnung in bar während der ersten drei Monate rauchfrei.

Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke der Schweiz

Das Beratungsunternehmen Ernst & Young fragte 500 in der Schweiz wohnhafte Personen, welche Art von Weihnachtsgeschenken sie machen. Im Schnitt gaben die Befragten an, 275 Franken für Weihnachtsgeschenke aufzuwenden.

53%

Geld und Gutscheine

53%

Bücher und E-Books

45%

Lebensmittel und Süsses

39%

Kleidung

35%

Spielsachen

26%

Kosmetika

25%

Tickets und Veranstaltungen

24%

CDs und DVDs

22%

Schmuck

19%

Unterhaltungselektronik