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Am 18. Oktober bringt die Nationalbank die neue 10er-Note heraus. Jürg Richter und Ruedi Kunzmann verraten, was diese auszeichnet.
Kunzmann: Die Bestnote. Und damit stehe ich nicht allein da. Die International Bank Note Society hat den neuen 50er-Schein der Schweiz zur schönsten Banknote des Jahres 2016 gewählt.
Kunzmann: Die Noten sind senkrecht ausgerichtet – wie schon die letzte Notenserie. Das gibts fast nur in der Schweiz. Normalerweise sind Banknoten waagrecht orientiert. Zudem wirken unsere neuen Noten frisch, farbig, flippig. Sie reflektieren die moderne Schweiz.
Richter: Im Gegenteil. Das Design wirkt kompakter. Bei den grossen alten Banknoten verlor es sich manchmal. Gross ist nicht besser.
Richter: Das gilt nur für unsere Banknoten. Für die Schweiz stellen die Banknoten eine Visitenkarte dar. Der erste Kontakt mit einem Land findet oft über die Noten statt. Die Farbe spiegelt die Vielfalt und die Dynamik wider. Im Gegensatz dazu kommen die US-Dollars und die Euros eher langweilig bis fad daher.
Richter: Absolut. Die Nationalbank kommuniziert 15 Sicherheitsmerkmale auf ihrer Website – diese reichen vom Kippeffekt bis zum Schweizerkreuz aus kleinen Löchlein. Diese sieht man, wenn man die Note gegen das Licht hält. Jeder kann diese Merkmale nachprüfen. Weniger bekannt ist, dass die Nationalbank den Noten jeweils zusätzliche, streng geheime Sicherheitsmerkmale hinzufügt. Diese kämen erst im Fall einer grösseren Fälschungsaktion zum Zug.
Kunzmann: Theoretisch ja. Echte Banknoten haben einen Eigengeruch, tönen anders beim Zerknittern und färben weisses Papier mit ihrer Grundfarbe. Allerdings zeigt es sich in der Praxis immer wieder, dass die Leute nicht einmal wissen, welche Farbe welche Note hat. Sie sind schlechte Beobachter. Die Sicherheitsmerkmale richten sich deshalb an die Profis der Behörden, nicht ans Volk.
Kunzmann: Weder bei der letzten Notenserie noch bei der neuen hat es je ernsthafte Fälschungsversuche gegeben. Die letzten Fälschungen reichen weit zurück. 1976 gelang es Hans Jörg Mühlematter, eine beinahe perfekte 100er-Note zu drucken. Aber nur wenige Wochen nachdem er Blüten im Wert von sechs Millionen Franken in Umlauf gebracht hatte, flog er auf und landete im Gefängnis. Zwei Jahrzehnte später versuchte er es mit 1000er-Noten. Wiederum endete Mühlematter hinter Gittern. Immerhin stellte er sicher, dass ihn die Mafia nicht mit Falschgeld bezahlen konnte: In den Fühler der abgebildeten Ameise zeichnete er einen winzigen Smiley. Unter Sammlern wären die Noten heiss begehrt – doch alle auffindbaren Scheine landeten kraft Gesetzes im Schredder.
Richter: Anders als bei Online-Währungen wie Bitcoins steht hinter den Banknoten die wirtschaftliche Leistung eines Landes, sprich das Bruttosozialprodukt. Eine Banknote stellt ein Zahlungsversprechen dar. Sie ist so vertrauenswürdig wie der Staat, der sie herausgibt. In der Schweiz sind wir da gut positioniert: Unsere Schweizer Nationalbank erwirtschaftet jährlich Gewinn. Im weltweiten Vergleich rangieren wir auf dem ersten Platz. Hinzu kommt, dass die Inflation hierzulande sehr gering ist.
Kunzmann: Auf alten Banknoten stand jeweils «Zahlbar in Gold oder Silber». Um das Vertrauen zu gewinnen, musste man früher Papiergeld mit Werthaltigem hinterlegen. Dazu ein Beispiel: In der früheren Gelterkindener Brauerei Farnsburg brachen einmal Diebe ein. Sie raubten nur die Münzen – und liessen die wertvolleren Banknoten liegen. Das zeigt das Misstrauen, das gegenüber Papiergeld vorherrschte.
Richter: Ja. Man hat in China eine Art Banknote aus Reisfasern datiert vom Jahr 1388 gefunden – und Hinweise auf noch ältere entdeckt. Darauf zeichnete man auf, wie viele Käschmünzen man schon gestapelt hatte. Käschmünzen sind erkennbar am Loch in ihrer Mitte. Sie wurden in China während Jahrhunderten hergestellt.
Kunzmann: Die Schweden führten im 17. Jahrhundert Banknoten ein. Allerdings handelte es sich um Wechsel. Das papierene Zahlungsversprechen gab es nur für jene, die Münzen oder Barren als Sicherheit hinterlegten.
Richter: Diese Noten sind so selten, dass jede einzelne äusserst speziell ist. Wer einen solchen Zettel besass, fiel damit auf. Es gilt auch zu bedenken, dass 100 Franken noch vor 150 Jahren einen mehrfachen Monatslohn verkörperten. Aus diesem Grund wollte früher niemand lange auf Papiergeld sitzen bleiben. Man tauschte es so rasch wie möglich gegen Münzen ein. Vom Fünfziger bis zum Fünfliber waren bis 1967 alle Münzen aus Silber.
Kunzmann: Die Spanne reicht von 5000 bis 50 000 Franken. Vielleicht gab es insgesamt 400 bis 500 verschiedene Noten aus dem Gebiet der heutigen Schweiz. Davon lassen sich höchstens noch fünf bis zehn Prozent zusammentragen. Viele Exemplare sind Raritäten, die sich vereinzelt in Museen oder bei Sammlern finden.
Richter: Die Serie, die der Luzerner Künstler Hans Erni während des Zweiten Weltkriegs gestaltete. Leider ist sie nie erschienen. Weil Erni als Kommunist angeschwärzt wurde, schob die Nationalbank die Serie auf die Reservebank.
Kunzmann: Bis zur vorletzten Serie erarbeitete die Nationalbank stets eine solche Reserveserie. Im Notfall hätte sie diese lancieren können. Darunter finden sich auch Noten des Künstlers Roger Pfund, der übrigens eine französische Notenserie gestaltete.
Richter: Das trifft zu, seit der 5000er-Singapur-Dollar im Wert gesunken ist. Allerdings ist auch die 10 000er-US-Dollar-Note von 1929 noch gültig – sowie der 100 000er-US-Dollar-Schein aus den dreissiger Jahren. Er wurde konzipiert, um Zahlungen zwischen Banken respektive Zentralbanken zu vereinfachen. Denn elektronische Überweisungen gab es damals noch nicht.
Kunzmann: Laut Nationalbank soll die Note die Schweiz von ihrer organisierenden Seite zeigen. Das Hauptelement bildet die Zeit. Doch vom Entwurf der Grafikerin Manuela Pfrunder bis zur fertigen Banknote ist es ein langer Weg. Es gilt, alle Sicherheitsmerkmale, wie etwa einen Plastikanteil, einzuarbeiten. Dahinter steckt Knochenarbeit für die Künstler. Wir lassen uns überraschen!
Kunzmann: Leider ist die neue Notenserie wohl zugleich die letzte. In Schweden verschwindet Bargeld zusehends. Selbst die Kirchenkollekte wird dort elektronisch eingezogen.
Richter: Den Staaten geht es um die totale Kontrolle über die Steuergelder. Darum forcieren sie den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Doch sie verdrängen viele Probleme. So dürfte etwa die Datenkriminalität massiv zunehmen. Und im Fall eines elektronischen Crashs läge die ganze Wirtschaft gleich am Boden. Bargeld weist eine lange Geschichte auf und zeichnet sich nach wie vor durch viele Vorteile aus.
Richter und Kunzmann unisono: Aber sicher!
Jürg Richter (links) ist Geschäftsführer der SINCONA AG und Auktionator. Er hat über 30 Jahre Erfahrung in Sachen Numismatik. Bevor er die SINCONA gründete, leitete er die Numismatikabteilung von UBS. Seine Spezialgebiete umfassen die modernen Gold- und Silbermünzen ab dem 17. Jahrhundert, Schweizer Kantonal- und Bundesmünzen, Proben, Schützenmedaillen und Banknoten.
Dr. Ruedi Kunzmann, ursprünglich Tierarzt, beschäftigt sich seit über einem halben Jahrhundert mit der Numismatik und verfolgt ebenso lange das hiesige Auktionsgeschehen. Zu seinen Spezialgebieten gehören Schweizer Kantonalmünzen, Banknoten aus aller Welt sowie böswillige Imitationen fremden Geldes.
Richter und Kunzmann sind Autoren mehrerer numismatischer Bücher, so auch des Standardwerks «Die Banknoten der Schweiz».
Beliebtes Bargeld
Die neue 10-Franken-Note soll am 18. Oktober 2017 erscheinen. Die übrigen Notenwerte der neunten Serie will die Nationalbank bis 2019 herausgeben. Insgesamt waren im letzten Jahr im Durchschnitt 425,9 Millionen Banknoten im Wert von 72,2 Milliarden Franken im Umlauf. Der hohe Wert kommt auch daher, dass die Nachfrage nach Bargeld seit der Finanzkrise laut Nationalbank wieder zugenommen hat.
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