Können wir Inklusion?
Das disAbility Netzwerk Schweiz sprach mit Inklusionspolitiker Islam Alijaj darüber, was Inklusion bedeutet und wieso darüber zu sprechen wichtig ist.
Das disAbility Netzwerk Schweiz organisierte vor kurzer Zeit ein Gespräch zwischen Islam Alijaj, Inklusionspolitiker und Geschäftsführer des Ability Center (siehe side bar) und Alain Klein, langjähriger UBS Mitarbeiter. Moderiert von Curdin Duschletta, nahmen sie sich dem Thema Inklusion an und besprachen, wie es in der heutigen Gesellschaft darum steht, was bereits gut funktioniert, und wo noch Verbesserungspotential besteht.
«Man sieht und hört mir meine Behinderung, eine Zerebralparese an», meint Islam Alijaj gleich zu Beginn des Gesprächs. Aber trotz dieser Herausforderung war Islam in der Lage, ein erfolgreiches persönliches und berufliches Leben zu gestalten. Mit seinen 35 Jahren ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Er engagiert sich seit elf Jahren in der Behindertenpolitik und gründete vor drei Jahren den Verein «Tatkraft», um Leute zu unterstützen. Als Kind und Jugendlicher habe man oft komisch mit ihm geredet, weil man aufgrund seiner Sprachbehinderung von einer geistigen Behinderung ausging. «Jetzt, mit meinem extrem grossen Selbstbewusstsein und mit dem riesengrossen Ego, das ich habe, passiert das nicht mehr», sagt er mit einem schelmischen Lachen im Gesicht.
Islam ist der Meinung, dass jeder seinen Beitrag zur Gesellschaft leisten darf und soll. Das Problem sei, dass Behinderte oft unterschätzt würden. Auch mit dem Behindertenwesen geht der Lobbyist hart ins Gericht – das System fördere weder Innovation noch wahre Inklusion. Genau dies wolle er mit seinem Verein Tatkraft ändern. «Vieles ist darauf ausgelegt, dass Leute mit einer Behinderung versorgt werden und das ist falsch. Wenn man dies verändern und ins Positive drehen möchte, muss man uns Chancen geben, so wie das bei Alain Klein oder mir der Fall war», sagt Islam mit Nachdruck. Es brauche mehr Leute mit Behinderung, die an der Spitze von Organisationen im Behindertenwesen stünden, die sich in der Politik engagieren und so auch zu Vorbildern für die Wirtschaft werden.
Macht unser Unternehmen in dieser Hinsicht Fortschritte?
«Ja», sagt Alain Klein, der aufgrund einer Krankheit seit Kindheit in einem Rollstuhl sitzt. Er arbeitet bereits über 16 Jahren bei UBS und wurde letztes Jahr auch Co-Lead des disAbility Netzwerkes in der Schweiz. «Wir können aber noch mehr. Es ist wichtig, dass wir das Thema öffentlicher machen, es an die Oberfläche bringen, damit sich Leute damit auseinandersetzen», meint er. Ausserdem sei es wichtig zu realisieren, dass Inklusion nicht nur im Privatleben gelebt werden müsse, sondern auch im Berufsleben. Um wirklich etwas zu erreichen, müssen alle an einem Strang ziehen.