Virtuelles Museum der UBS

1922-1960

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1922

Eine Revolution in der Buchhaltung

Vor der Einführung der Buchhaltungsmaschine war die Rechnungsführung eine rein handschriftliche Angelegenheit, verfasst mit Tinte und Feder in gebundenen, sperrigen Büchern. Die Mechanisierungswelle vollzog sich bei der SBG und beim SBV zeitgleich im Jahr 1922. Mit der technischen Neuerung der Buchhaltungsmaschine etablierte sich auch das Fichensystem (Karteiführung), wodurch die Journalführung nun direkt auf lose Blätter geschrieben werden konnte. Dadurch wurde die Leistung der Buchhaltungsabteilung im nächsten Jahrzehnt mehr als verdoppelt.

Erste Buchhaltungsmaschine

Die erste Buchhaltungsmaschine beim SBV war eine des Herstellers Elliott Fisher, welche im April 1922 installiert wurde und beim Personal zu Beginn auf grosse Skepsis stiess....

Als Vorteil angepriesen wurde ihr Effekt im Hinblick auf exakte Arbeit.

Die ersten Buchhaltungsmaschinen waren im Grunde spezialisierte Schreibmaschinen für grossformatige Buchungsblätter, mit einem breiteren Wagen für den reibungslosen Blatteinzug. Anders löste dies die abgebildete Elliott Fisher (hergestellt zwischen 1914 und 1919); hier bewegte sich die Schreibmaschine auf Schienen über dem Buchungsblatt hin und her.

UBS AG, Historisches Archiv

SBG Winterthur, Wertschriftenkasse

Auch bei der SBG Winterthur war eine Buchhaltungsmaschine der Marke Elliot Fisher im Einsatz.

Aufnahme um 1924.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Rechnende Buchhaltungsmaschinen

...

In den 30er-Jahren folgten die rechnenden Buchhaltungsmaschinen als nächste Innovation. Es handelte sich im Grunde um eine Buchungsmaschine in Kombination mit einem Additionsregister. Vorher wurden dafür zwei separate Maschinen verwendet. Bei Betätigung der Nummerntasten drehten sich gleichzeitig die Zahnräder der Additionseinheit mit und registrierten so eine Addition. Das Additionsregister konnte auf dem Wagen zu den verschiedenen Spalten beliebig verschoben werden, je nachdem, wo die Addition benötigt wurde.

Abgebildet eine Remington Bookkeeping Machine mit einem Elektromotor; Model-23 von 1932, Anschaffungspreis damals ca. 7000 CHF.

UBS AG, Historisches Archiv

Buchhaltungsmaschinen beim SBV St. Gallen

Ein anderes Beispiel waren die Buchhaltungsmaschinen von Burroughs Moon Hopkins (im Bild rechts), welche vom SBV 1927 für die Kontokorrent-Buchhaltung angeschafft wurden und bis zu 25 Jahre lang in Betrieb waren....

Die Besonderheit dieser Maschine war, neben der Kombination von Schreibmaschine und Additionsmaschine, der zusätzlich verbaute Multiplikationskörper. Die Maschine funktionierte gleich wie die Rechenmaschine «Millionär» von H. W. Egli; Multiplikationen wurden mit einer Kurbeldrehung je Dezimalstelle ausgeführt, anstelle von sukzessiver Addition wie beispielsweise beim Additionsregister.

Die Maschine links im Bild ist eine Burroughs-Class-1- Additionsmaschine mit 15 Spalten, Baujahr 1911, bereits mit elektrischem Antrieb.

UBS AG, Historisches ArchivBruderer, Herbert (2015). Meilensteine der Rechentechnik. Berlin/Boston: De Gruyter Oldenbourg

Buchhaltung des SBV London

Die Aufnahme zeigt die Buchhaltungsabteilung des SBV in London an der Gresham Street 99/ Coleman Street....

Hier wurde auf Underwood-Buchhaltungsmaschinen mit integrierter Additionsfunktion auf Endlospapier gearbeitet.

Abbildung um 1931.

UBS AG, Historisches Archiv

1930

Die Büros des Schweizerischen Bankvereins an der Zürcher Börse

Als eine der bedeutendsten Börsenbanken hatte der Schweizerische Bankverein (SBV) bereits im historisierenden Prachtbau der alten Zürcher Effektenbörse an der Bahnhofstrasse 3 ein eigenes Börsenzimmer. Hier nahmen die Händler die Aufträge ihrer Kunden telefonisch entgegen und konnten sie am Ring «à la criée» platzieren. Wegen immer engerer Platzverhältnisse und der überholten technischen Einrichtung wurde 1928 mit dem Bau einer neuen Börse begonnen. Der SBV hatte auch dort einen eigenen Börsenraum, der nur wenige Schritte von den Handelsringen entfernt war.

Das erste Zürcher Börsengebäude

Bereits hier hatte der SBV ein Börsenzimmer....

Während der wirtschaftlichen Hochstimmung der 1920er-Jahre wurden jedoch die Platzverhältnisse immer enger und die veralteten technischen Einrichtungen zu einer immer grösseren Belastung. Der Umzug in das 1930 fertiggestellte, im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfene neue Börsengebäude wurde deswegen regelrecht herbeigesehnt.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Handel unter dem Spiegelgewölbe

Der grosse Saal mit dem verhältnismässig kleinen Handelsring war das Prunkstück des Baus und zählte in den 1920er-Jahren zu den eindrücklichsten Innenräumen Zürichs.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Die neue Börse – schlicht und sachlich

Der neue Börsenbau, der 1928 bis 1930 am Bleicherweg 5 errichtet wurde, war wenige Schritte vom Zürcher SBV-Sitz entfernt....

Die Vorfreude auf den Umzug kam in einer Broschüre des SBV deutlich zum Ausdruck: «Mit besonderer Ungeduld haben wir die Fertigstellung der neuen Anlagen erwartet. Die uns in der alten Börse zur Verfügung gestandenen beschränkten Hilfsmittel erwiesen sich schon seit längerer Zeit als absolut ungenügend zur Bewältigung des grossen Verkehrs. (…) Die neue Börse hat allen Unzulänglichkeiten in bester Weise abgeholfen. Ringtelephon und Ticker dienen der fortlaufenden Verständigung zwischen den beiden Ringen und unserem geräumigen Börsenzimmer, wo eine vermehrte Zahl Beamter am modernen Telephontisch unsere Kunden informieren und für unverzügliche Ausführung ihrer Börsenaufträge sorgen können.»

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Saal mit zwei Handelsringen

96 zylindrisch geformte Telefonkabinen umgrenzten das Handelsgeschehen.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Zugang zum Börsenraum des SBV

Der Börsenraum des SBV war über dem Türrahmen entsprechend angeschrieben und schloss sich direkt an den Handelssaal an.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Ringtelefon, Ticker und Rechenschieber

Die Händler unserer Bank am Telefontisch hatten direkten Kontakt mit dem Handelsring und ihren Kunden.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

1938

Drei Schlüssel für den Schweizerischen Bankverein

UBS ohne das Drei-Schlüssel-Logo? Unvorstellbar! Ebenso unvorstellbar sind die drei markanten Schlüssel ohne den Schriftzug UBS. Seit 1998 bilden diese beiden Elemente – die Schlüssel vom Schweizerischen Bankverein (SBV) und das Kürzel UBS von der Schweizerischen Bankgesellschaft – das unverwechselbare Logo von UBS. Die drei Schlüssel sind jedoch rund 60 Jahre älter, bis zur Fusion 1998 gehörten sie zum SBV.

Seit Mitte Juni 1938 verwendet der SBV die drei Schlüssel.

Die Schlüssel symbolisierten damals Vertrauen, Sicherheit und Diskretion.

Erstmals zieren die drei Schlüssel den Geschäftsbericht für das Jahr 1938.

Mitte der 1930er-Jahre kam beim Sitz Zürich der Wunsch nach einem Logo auf, um Drucksachen in Zukunft einheitlich gestalten zu können....

Nachdem dieses Anliegen von der Direktorenkonferenz Ende Oktober 1936 abgesegnet wurde, ging es darum, in Zürich und Basel verschiedene Offerten mit Vorschlägen einzuholen. Den besten Entwurf konnte der Sitz Zürich präsentieren: ein Logo mit drei sich überkreuzenden Schlüsseln, darunter das Gründungsjahr 1872. Entworfen hat es die Zürcher Künstlerin und Grafikerin Warja Lavater (1913–2007).

Wer entdeckt den kleinen Unterschied?

Verschwunden ist der Zusatz 1872. Seit Anfang der 1980er-Jahre werden die drei Schlüssel ohne Jahreszahl verwendet....

In internen Publikationen erscheint das Logo bereits ab Mitte 1979 ohne Gründungsjahr, im Geschäftsbericht erst ab 1983.

Die drei Schlüssel als wichtiger Bestandteil des UBS-Logos

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Beispiel eines nicht realisierten Entwurfs von 1937

Dieser Vorschlag verweist mit dem Basilisken auf die Wiege des SBV: Basel.

1939

Die bewegten Jahre der New Yorker Zweigniederlassung

Seit seiner Gründungszeit unternahm der Schweizerische Bankverein (SBV) mehrere Bemühungen, in der «neuen Welt der unbegrenzten Möglichkeiten» Fuss zu fassen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des nordamerikanischen Wirtschaftsgebiets und der wachsenden Krisenherde in Europa wurde gegen Ende der schicksalsschweren 1930er-Jahre beschlossen, eine eigene Niederlassung in New York zu eröffnen – genauer: am 4. Juli 1939 an der Nassau Street 15 in nächster Näher der Börse. Aufgrund der seit 1898 gesammelten guten Erfahrungen mit dem Sitz London hoffte man auf eine ähnliche Entwicklung der New York Agency. 1963 bewilligte das Banking Department des Gliedstaates New York die Umwandlung der Agency zur vollwertigen Branch (Niederlassung).

Agentur an renommierter Adresse

Um am nordamerikanischen Wertschriftengeschäft teilnehmen zu können, übernahm der SBV 1904 z.B. Aktien der Zürich-American Trust Co. und ein Jahr später Beteiligungen an der Société Financière Franco-Américaine in Paris....

1906 kam eine Mitwirkung im Syndikat bei der Gründung der Deutsch-Amerikanischen Bank in Berlin zustande. Der Verwaltungsrat des SBV legte den 4. Juli 1939 als Eröffnungstermin für die New York Agency fest. Die Büros im Geschäftsgebäude an der 15 Nassau Street waren ursprünglich diejenigen der Federal Reserve Bank of New York und der Tresor war deren Edelmetalllager.

Aufnahme 1940er-Jahre.

UBS AG, Historisches Archiv

Eröffnung am Independence Day

Beim Start zählte die Agentur bereits 60 Angestellte, von denen viele aus der Schweiz und Europa stammten....

Nur ein Jahr später zählte die Belegschaft 164 Personen, und die Agentur betreute die drittgrösste Bilanz des SBV. Grund dafür war die bedrohliche Situation in Europa, die zu grossen Wertpapierdepots ausländischer Bankkunden führte.

Nach dem Eintritt der USA in den Krieg im Dezember 1941 fiel die Agentur unter die Kontrolle der amerikanischen Bankaufsichtsbehörde, deren Überwachungsbeamte die Korrespondenz und Geschäftstätigkeiten der Agentur kontrollierten. Erst 1943, als die Agency bereits direkt mit der Federal Reserve Bank in New York zusammenarbeitete, erfolgte die Gleichstellung mit den amerikanischen Banken und die Einstellung der Überwachung.

Die Schalterhalle

1963 verabschiedete der Staat New York ein neues Gesetz, das es ausländischen Banken erlaubte, Niederlassungen im Bundesstaat zu eröffnen....

Der SBV war eine der ersten Banken, die ihre Agentur zur Filiale erhoben und dadurch erstmals Inlandseinlagen von Firmenkunden und Privatkunden entgegennahmen.

Das bedeutete für die Bank, die bisher in New York nur Kundendepositen aus dem Ausland annehmen konnte, dass sie nun ermächtigt war, auch Inlanddepositen abzuschliessen. Dadurch gewann sie nicht nur die erwünschte Ermächtigung zu allen Bankgeschäften und gewisse Rechtsvorteile, sondern auch eine grössere Unabhängigkeit von Auslandgeldern, wodurch Währungsrisiken minimiert wurden.

1944

Die Schweizerische Bankgesellschaft übernimmt die Creditanstalt in Luzern

Mit der Übernahme der 1872 gegründeten Creditanstalt in Luzern macht die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) einen ersten Schritt in die Zentralschweiz. Bis der Schweizerische Bankverein (SBV) in der Leuchtenstadt eine erste Niederlassung eröffnete, verstrichen fast weitere 20 Jahre. 1963 nahm der SBV mit einer Zweigniederlassung in Luzern seine Geschäftstätigkeit auf.

Heute befindet sich die UBS-Geschäftsstelle Luzern am Bahnhofplatz. Die ersten Niederlassungen der Vorgängerbanken waren zuerst am Kapellplatz, dann am Schwanenplatz.

Die SBG Luzern am Kapellplatz

Die neue Geschäftsstelle der SBG in Luzern. Seit 1881 war dieses Gebäude Sitz der Creditanstalt in Luzern gewesen. Das Foto stammt aus dem Jahr der Übernahme durch die SBG, 1944.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf unbekannt

Die SBG Luzern am Kapellplatz

Tuschzeichnung um 1950.

UBS AG, Historisches Archiv

Die SBG Luzern am Schwanenplatz

1958 bezog die SBG ihren Neubau am Schwanenplatz. Das Foto entstand kurz nach dem Einzug.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf Friebel, Sursee

Die SBG Luzern am Schwanenplatz

Blick in ein Grossraumbüro von 1964. Rechts im Vordergrund ist eine Station der Rohrpostanlage zu sehen.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf Friebel, Sursee

Die SBG Luzern am Schwanenplatz

Die Schalterhalle präsentiert sich 1964 schlicht und mit grosszügigem Wartebereich.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf Friebel Sursee

1947

Einzug der Lochkartentechnik

Die Lochkarte zur mechanischen Datenverarbeitung kam bei der US-Volkszählung 1890 erstmals zur Anwendung. Es sollten jedoch fast 50 Jahre verstreichen, bis die vom amerikanischen Ingenieur Herman Hollerith entwickelte Technik den Sprung über den Atlantik in die Datenerfassung und -speicherung der beiden UBS-Vorgängerinstitute Schweizerischer Bankverein (SBV) und Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) schaffte. Die erste Umstellung war eine reine Mechanisierung, bei der für den internen Gebrauch die Resultate der Buchungen und Konti abgelocht, geprüft und gestapelt wurden. Dieser erste maschinell lesbare Datenspeicher der Vorgängerbanken löste die traditionellen Kontobücher schrittweise ab.

Löst das traditionelle Kontobuch ab: die Lochkarte

Das Lochkartenverfahren kam zur Erledigung von zeitraubenden Schreib- und anderen Routinearbeiten des Wertschriften-, Coupon- und Kontokorrentsektors zur Anwendung....

Die Lochkartenanlagen der ersten Generation bestanden aus konventionellen Systemen wie Loch-, Sortier-, Misch-, Kartenleser-, Reproduktions- und Tabelliermaschinen, bei denen relativ viele Zwischenoperationen nach wie vor manuell ausgeführt werden mussten. Für die täglichen Mutationen wurden die einzelnen Karten noch von Hand aus den riesigen Lochkartenkarteien herausgenommen.

Die in der SBG am meisten verwendeten Karten von Remington Rand oder UNIVAC speicherten die Daten mit 6 Bit in zwei Reihen zu 45 Stellen und runden Löchern. Nicht nur Daten wurden massenweise auf diesen Karten gespeichert, auch Computerprogramme wurden so vorbereitet.

Lärmige Stanzmaschinen ersetzen Füllfedern und Tintenfässer

Lochkarten stanzen, prüfen, lesen, Listen drucken und wieder Karten stanzen – eine Familie von spezialisierten Büromaschinen entsteht....

Grosse Tabelliermaschinen lesen, speichern, rechnen und drucken mechanisch, bedient und gesteuert nur über eine mechanische Programmierbox.

Die Abbildung zeigt die Züricher Lochkartenabteilung der SBG 1958.

Die Lochkartenabteilung

Nicht nur ein völlig neuer Maschinenpark zieht in die Räumlichkeiten unserer Vorgängerbanken ein, es entstehen auch neue Berufe wie diejenigen des Wartungstechnikers oder der Datatypistin....

Anfang der 1960er-Jahre folgten die moderneren Systeme, wie die IBM-1401-Anlagen (beim SBV) oder die UNIVAC-Systeme von Remington Rand (bei der SBG), die aus einem Computer, einem Drucker und einer Magnetbandeinheit bestanden und somit völlig neue Anwendungsbereiche eröffneten. Sie wickelten ganze Funktionsketten, die zuvor auf verschiedene Aggregate verteilt waren, vollautomatisch ab und wurden damit zum Sinnbild für Computer (siehe erster Computer 1956).

Der Übergang zu Magnetbändern

Ab 1959 machen UCT-I-Maschinen in Zürich und Genf die Arbeit und lösen die UNIVAC-U-120-Röhrencomputer ab....

Der Zeitgewinn bei der Verarbeitung der Kontokorrentabschlüsse dieser «grossartig konzipierten Datenverarbeitungsmaschinen» – so hiess es in der SBG-Personalzeitschrift – ist enorm. 1961 werden die Rechenzentren schrittweise mit Magnetbandeinheiten ausgerüstet. Damit können neu Adressen, Konditionen, Saldi und Quartalsumsätze in einem Durchlauf verarbeitet und gedruckt werden. Somit werden neben dem Kontokorrent auch die Applikationen für Wertschriften, Coupons und das Spargeschäft elektronisch verarbeitet.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf Wolf-Bender’s Erben Zürich

1956

Der erste Computer der Bank

Das Computerzeitalter beginnt bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) mit der Inbetriebnahme des Typs UNIVAC 120 von Remington Rand Anfang 1956. Das Revolutionäre an der 1400 kg schweren Maschine ist, dass sie programmierbar ist, die vier Grundoperationen beherrscht und Resultate elektronisch zwischenspeichern kann. Sie übernimmt nicht nur die Berechnung der Depotbestände und Couponabrechnungen, sie erledigt die Berechnungen auch in einem Bruchteil der Zeit, die ihre mechanischen Vorgänger dafür benötigten. Zur Kontrolle wurde aber jede Operation nochmals rückwärts nachgerechnet. Fünf Jahre später steigt auch der Schweizerische Bankverein (SBV) mit dem Bestellauftrag für den IBM 1401/7070 in die Ära der elektronischen Datenverarbeitung ein.

Mit dem Röhrencomputer beginnt eine neue Ära der Datenverarbeitung

Vor dem ersten Computer wurde noch mit Rechenmaschinen-Technik und Feinmechanik gerechnet.

Die UNIVAC 120

Mit seinen gut 2000 Elektronenröhren, davon 612 Thyratrons für 12 zehnstellige Zahlen, beschleunigte der erste Computer der SBG die Verarbeitung der Berechnungen ganz erheblich.

Pionierrolle in der Anwendung

Die SBG gehörte zu den ersten Banken, die auf die kommerzielle Computertechnologie setzte....

Die Programmierung der UNIVAC 120 erfolgte noch über Kabelsteckverbindungen und wurde aufgrund des entstehenden Kabelwirrwarrs auch «Spaghettiprogrammierung» genannt.

1958

Die Drive-in-Bank

In den 1950er-Jahren wurde das Auto nicht nur zum Synonym für Fortschritt und Wirtschaftsboom, sondern auch zum Stolz der ganzen Familie. Alles sollte vom Auto aus erreichbar sein, am besten vom Fahrersitz aus. Als die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) im Juni 1958 in ihrer Stadtfiliale Zürich Wiedikon den ersten Autoschalter der Schweiz eröffnete, sorgte die Neuerung natürlich für grosses Aufsehen. Anders als die Jahre später eingeführten Geldautomaten und Bancomaten erwies sich die Autobank aber nur als vorübergehender Erfolg. Bereits Anfang der 1980er-Jahre wurde die letzte Autobank-Filiale wieder geschlossen.

Mit dem Auto an den Bankschalter

Die Bankkundschaft konnten direkt mit dem eigenen Wagen an einen bedienten Bankschalter vorfahren und vom Sitz aus via Gegensprechanlage Geld abheben oder andere Bankgeschäfte tätigen.

Praktisch und beliebt

Bargeldbezug und -einzahlung auf das eigene Konto, diverse Konto- und Anlagemöglichkeiten besprechen, Kauf von Goldmünzen und Goldbarren sowie von Benzincoupons, Währungswechsel und andere Bankgeschäfte liessen sich dank elektrischer Gleitkassetten und Rohrpostverbindungen zur Bankfiliale schnell erledigen....

Nebst den vier Schaltern für linksgesteuerte Autos gab es einen für rechtsgesteuerte Fahrzeuge.

UBS AG, Historisches Archiv

Staus und Parkplatzmangel – das Ende der Autobanken

Im Gleichschritt mit dem motorisierten Privatverkehr nahm in den 1970er-Jahren die prekäre Verkehrssituation in den Innenstädten zu....

Mittelfristig bedeutete dieser Trend das Aus für die revolutionären Autobanken. Diese wichen immer mehr in die Vorstädte aus, wo aber die Kundenfrequenz vergleichsweise gering war und die Leistungsfähigkeit nicht ausgelastet wurde.

UBS AG, Historisches Archiv

Der Boom vor dem Ölpreisschock

Ende Februar 1972 eröffnete die SBG bei ihrem Hauptsitz die erweiterte Autobank....

Damit stieg die Anzahl der Autobanken allein im Zürcher Geschäftszentrum auf drei. Die Bank reagierte so auf das wachsende Bedürfnis der Kundschaft nach schnell abzuwickelnden Bankgeschäften ohne Parkplatzsuche und -gebühr.

Technisch modernste Einrichtung

In der Zeitung für die Mitarbeitenden wurde die moderne Ausstattung der Autobanken hervorgehoben, die Diskretion bei der Behandlung von Kundenfragen und der Erbringung der Dienstleistungen ermöglichte: Gegensprechanlage, Telefonhörer, Geldschubladen, Fernsehübermittlungen von Kontoblättern, Börsenfernsehen, Rohrpostanlage sowie alle damals erdenklichen Sicherheitssysteme wie schusssicheres Panzeralarmglas.

1960

Neueröffnung Schweizerischer Bankverein am Paradeplatz

Nach einer mehr als zehnjährigen Bauzeit weihte am 23. Juni 1960 der Schweizerische Bankverein (SBV) am Paradeplatz offiziell seinen Neubau ein. Die Bank hatte bereits Anfang der 1930er-Jahre einen Ideenwettbewerb für einen Erweiterungs- oder gänzlichen Neubau unter 14 Architekturbüros ausgeschrieben. Sieger war Otto Rudolf Salvisberg, ETH-Professor für Architektur. Aus seinen Untersuchungen ging hervor, dass nur ein Neubau alle Anforderungen erfüllen konnte. Wegen der Wirtschaftskrise, des Kriegsausbruchs und des daraus resultierenden Baustoffmangels verzögerte sich die Verwirklichung des Baus jedoch um Jahrzehnte. Da Otto R. Salvisberg lange vor Baubeginn starb, übernahm sein Schwiegersohn Roland Rohn die Finalisierung der Planung. Von ihm stammt unter anderem die modernistische, denkmalgeschützte Fassade.

Video zum Abriss und Neubau

Im ersten Teil des Dokumentarfilms wird die erste Bauetappe bis zum Versetzen der Naturstein-Fassade 1952 zusammengefasst....

Der mittlere Teil zeigt die zweite Bauetappe, vom Abbruch des Usteri-Hauses 1953 bis zum Abbruch der Dachkuppel und den Umzug der Helvetia-Statue im Winter 1956. Der letzte Abschnitt des Films widmet sich der dritten Bauetappe, von der Fertigstellung der 13 Meter tiefen Baugrube 1957 bis zu den Arbeiten des Bildhauers Franz Fischer an seinem Relief.

UBS AG, Historisches Archiv, Filmaufnahmen Foto Bachmann, Dreikönigsstrasse 8, Zürich

Aufbruch in die Moderne

1956 - sieben Jahre nach dem Baustart - begann die für das Bild des Paradeplatzes prägendste dritte Bauetappe des Grossprojekts: der Abbruch des palastartigen Kuppelbaus aus dem Jahr 1899....

An seiner Stelle entstand in vier Jahren ein langgezogenes, zum Paradeplatz hin leicht geschwungenes Gebäude mit dem dezentral versetzten Haupteingang und einem Erker, zwei Bauelemente, welche die Ecke des Bauwerks betonen.

Ein zeitgenössisches architektonisches Statement

Markant hebt sich das neue Zürcher Verwaltungsgebäude des SBV mit seiner puristisch-strengen Rasterfassade und der Frontalstellung zur Bahnhofstrasse von der damals Schweizerischen Kreditanstalt (später Credit Suisse) und den anderen umgebenden Bauten am Paradeplatz ab....

Nebst der modernen Fassadengestaltung verleiht auch der Solothurner Kalkstein in verschiedenen Tönungen dem Gebäude seinen eigenständigen Charakter.

Aufnahme um 1965.

Baugeschichtliches Archiv, Fotograf unbekannt

In Stein gemeisselte Arbeit

Die klar strukturierte Fassade wird vom mächtigen Hochrelief «Die Arbeit» des Schweizer Bildhauers Franz Fischer dominiert....

Imposant schwebt die Plastik über dem Hauptportal – 50 Tonnen schwer, acht Meter lang und zwei Meter hoch. Sie stellt einen Bauplatz dar mit einer Pferdegruppe im Zentrum, die von einzelnen Arbeitern flankiert wird. Der Künstler sah in dieser Symbolik die Arbeit der Mitarbeitenden der Bank im Dienst der Kundschaft und der gesamten Volkswirtschaft.

Abbildung um 1964.

Baugeschichtliches Archiv, Fotograf unbekannt

Zeitgemässe, kosmopolitische Ästhetik

Das ursprüngliche Planungskonzept sah einen zentralen Haupteingang vor sowie zwei Schalterhallen....

Nachdem die Baulinien verändert wurden, erarbeitete Roland Rohn als Nachfolge-Architekt eine angepasste Lösung, bei der das Portal zur linken Fassadenseite verschoben wurde, wo es vom gesamten Paradeplatz her gut sichtbar war. Die geräumige, kreisförmige Schalterhalle war unter dem Oberlicht aus Glasbausteinen im Innenhof platziert und bildete das Kernstück des Publikumsverkehrs.

UBS AG, Historisches Archiv, Fotograf Beringer & Pampaluchi, Zürich

Einfach und funktional eingerichtet

Im Büro der Kundenbuchhaltung im vierten Obergeschoss waren die Trennwände aus mobilen Elementen und konnten beliebig kombiniert und demontiert werden....

Um den Maschinenlärm zu minimieren, waren an Decken und Fensterpfeilern Schallschluckplatten angebracht.

Kunst am und im Bau

Im grossen Sitzungssaal im Dachgeschoss befindet sich das Wandbild des Schweizer Malers Alois Carigiet «Reichtum des Lebens».

Büro-Charme der 1960er-Jahre

Abgesehen von den repräsentativen Chef-Büros standen bei der Gestaltung der Arbeitsräumlichkeiten ausschliesslich Funktionalität, Ökonomie und Holz als Material im Vordergrund. ...

Selbst die aufgereihten Telex-Maschinen, bzw. Fernschreiber (die Vorgänger von Fax und E-Mail) waren mit Holz verkleidet.

1960

Starke Expansion ins Ausland

In den Nachkriegsjahren zwischen 1945 und 1959 weitete sich die Bilanzsumme des Schweizerischen Bankverein (SBV) kontinuierlich von 1,8 Milliarden auf 4,3 Milliarden Franken aus. Das Entwicklungstempo sollte sich um 1960 aber deutlich beschleunigen. In lediglich zehn Jahren, zwischen 1960 und 1970, wuchs die Bilanzsumme des SBV um mehr als das Fünffache – von 5,2 Milliarden auf 28,1 Milliarden Franken. Zwei Faktoren waren im Wesentlichen für diese Entwicklung verantwortlich: Zum einen bescherte der verstärkte Handel mit dem wieder aufgebauten Europa der unversehrten Schweiz eine beispiellose Hochkonjunktur, die bis zur ersten Ölkrise 1973 ununterbrochen anhielt. Dieser Boom steuerte zum reichlichen Depositenzufluss und zu einer wachsenden Kreditnachfrage bei. Zum anderen begünstigte auf internationaler Ebene die Schaffung der Euro-Geld- und Kapitalmärkte die Expansion der Finanzmärkte.

In Rio de Janeiro nimmt die Expansion ihren Lauf

In den 1960er-Jahren führte die Hochkonjunktur beim Schweizerischen Bankverein (SBV) zu einer rasanten Ausweitung des Auslandgeschäfts....

Betrieb der SBV bis Anfang der 1950er-Jahre – abgesehen von den Sitzen in England und Amerika und einigen Tochtergesellschaften oder Beteiligungen – nur Auslandvertretungen, stieg ihre Anzahl und die der Auslandniederlassungen im folgenden Jahrzehnt rasant an. 1953 richtete der SBV in Rio de Janeiro seine erste Vertretung in Südamerika ein und nur sechs Jahre später folgte die zweite in São Paulo. Diese gaben den Startschuss zur weiteren globalen Expansion. Bei der Schweizerischen Bankgesellschaft lief diese zögerlicher an, bis auch sie in den 1979er-Jahren losging.

Sechs Vertretungen in Lateinamerika

Nach und nach folgte die Etablierung weiterer Vertretungen auf dem südamerikanischen Halbkontinent: in Buenos Aires 1958, São Paulo 1959, Lima 1960, Mexico-City 1963 und Caracas 1970....

Die Ausweitung in Lateinamerika hat dem SBV neue Geschäfte und Verbindungen eingetragen, auch mit europäischen und amerikanischen Muttergesellschaften dort ansässiger Firmen.

Die Ausdehnung nach Mittelamerika war für den SBV eine folgerichtige Entscheidung. Zu jenem Zeitpunkt boten Mexikos stabile Währung ohne Transferschwierigkeiten und sein rapides Marktwachstum der Bank gute Aussichten für Kapitalinvestitionen und Aussenhandelsbeziehungen.

Der Förderer der Expansion

1962 wurde Samuel Schweizer, ehemaliges Mitglied der Generaldirektion des SBVs, zu dessen Verwaltungsratspräsidenten gewählt....

In seinen zehn Amtsjahren prägte er die enorme Ausdehnung des Geschäftsnetzes und des Dienstleistungsangebots der Bank. In seiner Funktion und als Mitglied des Verwaltungsrates mehrerer grosser Schweizer Industriegesellschaften und des Crédit Commercial de France pflegte er die Beziehungen zu wichtigen Kundenkreisen.

Der SBV setzt Asien auf seine Landkarte, ...

Im Zuge des intensivierten Geschäftsverkehrs mit Asien wurde 1964 im Wirtschaftszentrum Hongkong, wo bereits etwa 70 Banken tätig waren, die erste Fernost-Vertretung des Bankvereins eröffnet....

1970 folgte Singapur und ein Jahr später Tokio mit einer eigenen Niederlassung.

... Afrika, den Mittleren Osten und ...

Trotz der politischen Spannung und des latenten Kriegszustands im Mittleren Osten hatte sich Beirut als geeigneter Platz für die Betreuung der Geschäftsbeziehungen in dieser Region erwiesen....

Gegen Ende 1969 eröffnete der SBV in Libanons Hauptstadt eine Vertretung. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Bank einen Vertreter in die Südafrikanische Republik, nach Johannesburg, entsandt.

... Australien als fünfter und letzter Kontinent

Obwohl mit Australien schon seit langer Zeit geschäftliche Verbindungen und persönliche Kontakte bestanden, wurde das Land noch nicht onshore, also vor Ort, bedient. Durch den SBV waren australische Anleihen auf den schweizerischen Kapitalmarkt gelangt. 1969 wurden die Swiss Bank Corporation Australia Pty. in Sydney und, getrennt von der Vertretung, speziell für Merchant Banking die Swiss Bank Corporation Finance Pty. Ltd. in Melbourne gegründet.